Zum Inhalt springen

ADB:Kraus, Georg Melchior

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kraus, Georg Melchior“ von Lionel von Donop in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 72–73, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kraus,_Georg_Melchior&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 13:48 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Kraus, Georg
Band 17 (1883), S. 72–73 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Georg Melchior Kraus in der Wikipedia
Georg Melchior Kraus in Wikidata
GND-Nummer 118715615
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|72|73|Kraus, Georg Melchior|Lionel von Donop|ADB:Kraus, Georg Melchior}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118715615}}    

Kraus: Georg Melchior K., Maler, Zeichner und Kupferstecher, ist am 26. Juli 1737 zu Frankfurt a. M. geboren. Nach ausreichender Vorübung im Zeichnen unter Anleitung von Johann Heinrich Tischbein in Kassel lebte er von 1761–1768 zu seiner weiteren Ausbildung in Paris, wo er in den Gemälden eines Boucher und Jean Greuze diejenigen Elemente fand, deren Einfluß auf seine künstlerische Selbsterziehung ihm ersprießlich schien. Nach einer Studienreise in die Schweiz und das nördliche Deutschland wurde seit dem Jahre 1774 der Verkehr mit Goethe für ihn von folgenreicher Bedeutung. Der junge Dichter empfand in jener Zeit der inneren Bewegung den Trieb, dem Künstler, dessen weltfroher Sinn ihn erheiterte, sich anzuschließen. K. leitete Goethe’s sammelnde Kunstliebe zur praktischen Uebung an und verstand es durch Vorlage von Ansichten aus Weimarischen Landen und von Bildnissen hervorragender, dort lebender Persönlichkeiten die Berufung Goethe’s nach Weimar zu erleichtern. In „Dichtung und Wahrheit“ (Buch XX) wird K. rühmend erwähnt: „Er bildete sich – sagt Goethe – an der Gesellschaft zur Gesellschaft und wußte gar zierlich häusliche freundschaftliche Vereine porträtmäßig darzustellen. Nicht weniger glückten ihm landschaftliche Zeichnungen, die sich durch reinliche Umrisse, massenhafte [73] Tusche, angemessenes Colorit dem Auge freundlich empfahlen; dem inneren Sinne genügte eine gewisse naive Wahrheit und besonders dem Kunstfreunde sein Geschick, Alles, was er selbst nach der Natur zeichnete, sogleich zum Tableau einzuleiten und einzurichten. Er selbst war der angenehmste Gesellschafter … der Thätigste und zugleich der Bequemste aller Sterblichen.“ Seit 1775 in Weimar ansässig, malte K. am 14. Juli 1776 das Bildniß Goethe’s nach dem Leben, welches Chodowiecki radirte und darnach Schwerdgeburth stach. Er begleitete im J. 1784 seinen Freund auf einer zu landschaftlichen Darstellungen anregenden Harzreise. In seinem künstlerischen Wirkungskreise durch Goethe’s willfährige Theilnahme stets gefördert, wurde K. im J. 1780 zum Director der neu begründeten herzoglichen freien Zeichnenschule in Weimar ernannt, eine der ersten Anstalten ihrer Art in Deutschland, welche auf die allgemeine Geschmacks- und Kunstbildung erheblichen Einfluß übte. Seine vielseitige Begabung verwerthete K. in zahlreichen Landschaften, Conversationsstücken und Bildnissen, in Oelgemälden wie in Aquarellen, in Zeichnungen und Radirungen. Häufig werden seine schweizerischen Bauernstuben und seine Darstellungen zu Wieland’s Oberon (1788) erwähnt. Nach ihm haben A. Levasseur, A. de Buigne, F. Hubert, Voyez jr. u. A. in Kupfer gestochen. Am bekanntesten sind seine kleinen radirten und zum Theil colorirten Folgen von Ansichten und mehrere Einzelblätter, namentlich die Ansichten der Wartburg, des Parkes und Schlosses zu Weimar, des Jagdschlosses zu Wilhelmsthal bei Eisenach und der Umgegend von Jena, Ilmenau, Allstedt und Rudolstadt. Er zeichnete auch viele Porträts für Wieland’s Teutschen Merkur und lieferte Abbildungen von deutschen und anderen Nationaltrachten in 6 Heften, bewährte sich gelegentlich auch als Decorateur für das Theater des Herzogs Karl August. Seit 1786 übernahm K. die Leitung des artistischen Theiles des von F. J. Bertuch begründeten Journals des Luxus und der Moden. In den letzten Lebenstagen durch die Plünderung und den Brand seines Hauses nach der Schlacht bei Jena schwer geschädigt und erschüttert, starb K. zu Weimar im Hause Bertuch’s als herzoglich sachsen-weimarischer Rath und Mitglied mehrerer auswärtiger Akademien am 5. November 1806.

Vgl. Allg. Deutsche Bibliothek, 19. Bd., 1. Stück, 1776. – Journal des Luxus und der Moden, Januar 1807, mit Porträt F. Jagemann pinx. C. Müller sculp.Nagler’s Künstler-Lexikon. – Weimars Merkwürdigkeiten einst und jetzt von A. Schöll. Weimar 1857. S. 92–93. – Goethe’s Werke. 22. Thl. Dichtung und Wahrheit. Mit Einl. u. Anm. von H. v. Loeper, III. 417, 427; IV. 97 ff., 217–220. Berlin, G. Hempel. – Goethe und die freie Zeichnenschule zu Weimar von G. Th. Stichling in Weimarische Beiträge zur Literatur und Kunst. Weimar 1865. S. 32–49. – Kunst und Künstler in Frankfurt a/M. von Dr. Fr. Gwinner. Frankf. a/M. 1862. S. 323–325. – Die Goethe-Bildnisse von Dr. H. Rollett. Wien 1881. S. 51–54.