ADB:Krumpach, Nikolaus

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Artikel „Krumpach, Nikolaus“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 247–249, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krumpach,_Nikolaus&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 19:36 Uhr UTC)
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Krumpach: Nikolaus K. (Krumbach), Theolog und deutscher Bibelübersetzer um das J. 1522. Ueber sein äußeres Leben konnte bis jetzt nichts weiter aufgefunden werden, als was aus den Titeln seiner Schriften erhellt, daß er nämlich der hl. Schrift Licentiat und Pfarrer zu Querfurt (Quernfurt) gewesen war; auch sein Geburts- und Todesjahr sind unbekannt, das letztere fällt aber jedenfalls nach 1530. Nach handschriftlichen Nachrichten ist er aus Franken gebürtig gewesen und hat der fränkischen adelichen Familie der Grumbache angehört, was insofern wenigstens Beachtung verdient, als der Dialect, dessen er sich in seinen Schriften bedient, mit der fränkischen Mundart übereinstimmt. Auch Cyriacus Spangenberg in seinem Chronicon Querfurtense weiß auffallender Weise über ihn nichts zu berichten. Um so mehr hat dieser einsichtsvolle und fleißige Mann durch die deutsche Uebersetzung mehrerer biblischer Schriften zu gleicher [248] Zeit mit oder was wahrscheinlicher, noch vor Luther sich verdient gemacht. Da es nicht bekannt ist, ob er die Gemeinschaft mit der römischen Kirche aufgegeben habe, so kann er zwar ein Katholik genannt, seine Uebersetzungen jedoch dürfen nicht unter die katholischen gerechnet werden, vielmehr zählt er, wie so viele seiner Zeit, zu den Anhängern des Erasmus und, wie seine Vorreden beweisen, zu den sogen. „Zeugen der Wahrheit“, die eine Besserung in Lehre und Leben wol wünschten, aber Bedenken trugen, mit ihren Wünschen, gleich Luther, kategorisch vor die Oeffentlichkeit zu treten. Daß er aber für seine Uebersetzungen die bis dahin so hochgepriesene Vulgata zur Vorlage nahm und in deren Dedicationen, Vorreden und Glossen nicht selten die Gelegenheit ergriff, so freimüthige Zeugnisse wider manche Uebelstände der römischen Kirche abzulegen, war Ursache genug, ihm die Ehre zu erweisen, seinen Namen auf den Index und zwar unter die Hauptketzer, die „auctores primae classis“ zu setzen (vgl. Postr. catal. haeret., Romae conflat. c. annotat. Vergerii, Bl. 64 b; Index libr. prohibit. Venet. 1597, p. 77), deren Schriften ohne alle und jede Ausnahme zu lesen und zu besitzen schlechterdings verboten ist. Die erste Schrift, welche K. herausgab, ist eine Uebersetzung des Ambrosius über die priesterliche Würdigkeit, o. O. 1521, 4; ihr folgte „Herrn Erasmus von Roterdam vermanung … das hailige Euangelium … zu lesen“, Leipz., Wolfg. Stöckel, 1522, 4 (nachgedruckt in demselben Jahre o. O., Zwickau, J. Gastel), beide am Ende der Dedication datirt „am achten tag Agnetis“ (28. Januar), 1522. Die Zueignungsschrift ist an Johann v. Pack, Amtmann zu Halle (einen Bruder des durch die Entdeckung eines Bündnisses der Katholiken wider die Lutheraner bekannten Otto v. Pack) gerichtet, dem er auch die nachfolgenden Briefe des Paulus widmete, und es scheint, daß K. mit dieser Schrift eine Einleitung zu den nicht ausgeführten Uebersetzungen aller Bücher des Neuen Testaments nach der „Translation des Erasmi“ habe geben wollen, weil sie nichts anderes als die Vorrede des letzteren ist zu einer kleineren Ausgabe des Neuen Testaments. Denn wenn er am Ende der Dedication verspricht, er wolle in Kürze etwas anderes veröffentlichen, im folgenden Monate aber „am Tage Mathiä“ (24. Febr.) die Zuschrift bei den Episteln Petri unterzeichnet, so dürfte es wol kaum einem Zweifel unterliegen, diese Briefe seien die von ihm zuerst herausgegebene Uebersetzung biblischer Bücher, welcher die Vorrede des Erasmus vorangehen und ihrem Inhalte zu Folge eine desto bessere Aufnahme bewirken und finden sollte. Die Briefe erschienen unter dem Titel: „Czwu Episteln oder Sendbrieff … sanct Peters … Leypszigk durch Wolfg. Stöckel“, 1522, 4. Und wenn die an dem Ende der Zueignungsschrift gemeldete Zeit der Niederschrift von jener des Druckes vermuthlich nicht viel abweicht, so ist die Uebersetzung noch eine geraume Zeit vor Luthers neuem Testamente erschienen und es hat der letztere dieselbe sehen und gebrauchen können. Daß freilich Luther’s Arbeit nicht wenige und bedeutende Vorzüge vor derjenigen Krumpach’s, sowie auch vor dessen übrigen Uebersetzungen hat, ist fast überflüssig zu betonen. Noch in demselben Jahre ließ der fleißige Mann, jedoch ohne seinen Namen erscheinen sowol die Uebersetzung der „Epistel Petri an die Galater“ (in zwei verschiedenen Ausgaben, die eine bei Schumann in Leipzig, die andere o. O. u. J., auch ohne den Namen des Druckers), als auch die „Czwu Episteln oder Sendbrief S. Paulus … zu … Timotheo“ (Leipz., Wolfg. Stöckel), 1522, 4. sowie, jedoch o. O. u. J. die „Epistel sant Paul zu Tito“. Aus guten Gründen ist ferner erwiesen, daß K. auch der Uebersetzer der beiden Evangelisten Marcus und Lucas (Leipz., Stöckel, 1522, 8) gewesen sei. Und ganz unzweifelhaft ist er, weil er sich selbst auf dem Titel als Verfasser nennt, der Uebersetzer des „Euangelium Johannis des gotlichen Cantzlers … Jesu Christi … Leypszigk durch Wolfg. Stöckel“ [249] 1522, 4 (einen Druck: „Johannes Evangelium durch Nic. K. … ynn deutsch gebracht. Leypsyk, Stöckel“, 1522, 4, zeigt das Serapeum, 1853, 80 an), ohne Frage eine seiner verdienstlichsten Arbeiten, durch welche er, wie er selbst in der Vorrede sagt, das gemeine Volk mit dem Worte Gottes bekannter zu machen sich bemühte. Ob er mit der Herausgabe auch dieser Schrift Luther noch zuvorgekommen, kann weder bejaht noch verneint werden, weil weder er noch der Drucker außer dem Jahre eine Bezeichnung der Zeit hinzugefügt haben. Jedenfalls aber hat Luther außer anderen Vorzügen und der weiteren Erstreckung seiner Arbeit noch das voraus, daß er nach dem Grundtexte übersetzt, K. dagegen, wie er selbst angibt, nach .. „Erasmi Translation“ sich gerichtet hat, wodurch er allerdings die älteren Uebersetzer übertraf, die blos eine wörtliche Verdeutschung der Vulgata lieferten. In welchem Ansehen aber diese seine Uebersetzung des Johannes-Evangeliums damals stand und welche Verbreitung sie erlangte, beweisen fünf verschiedene Ausgaben in Quart und Octav. In das J. 1525 fällt die Veröffentlichung seiner Schrift, wiederum durch einen Leipziger Drucker, „Zwei Sendbrieff des … Johan Picus Grauen zu Mirandel …“, welche Schrift er Albrecht von Mansfeld dedicirte, und als seine letzte litterarische Arbeit ist bis jetzt bekannt (Goedeke, Gr. I. 290) seine Vorrede zu dem „Büchlein Agapeti an den Kaiser Justinian“, Wittenberg 1530, 4. Ob er, wie Riederer, III., 470, zu erweisen suchte, auch Hussens Briefe übersetzt hat, bleibe weiterer Untersuchung vorbehalten.

Rotermund, voce Krumpach. Weller, Repert., S. 488 (mit weiteren Nachweisen). Riederer, Nachr. zur Kirchengesch., I. 134–146; 264–286; III. 470. Hirsch, Millen. II. 227–228. Baumgarten, Nachr. von merkw. Büchern, VI. 386 ff. Aug. Bayer, Arcan. sacr. biblioth. Dresdens., I. 90 ff. Unschuldige Nachrichten, 1716, 222. Zeltner, Abhandl. von deutschen Bibelübersetzungen, S. 14 ff.