ADB:Lechleitner, Georg Johann

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Artikel „Lechleitner, Georg Johann“ von Karl Werner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 105, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lechleitner,_Georg_Johann&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 09:10 Uhr UTC)
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Lechleitner: Georg Johann L., geb. am 1. April 1764 zu Serfaus in Tirol, † 27. Oct. 1840, erhielt in der Taufe den Namen Georg; P. Johann hieß er seit seinem Eintritte in’s Kloster Stams, welcher jedoch erst in weit vorgerücktem Lebensalter erfolgte. Seine Gymnasialstudien legte er mit ausgezeichnetem Erfolge in Innsbruck zurück; eben daselbst trat er in das damals bestehende Generalseminar ein und wurde 1790 zum Priester geweiht. Nach Empfang der priesterlichen Weihen wirkte er theils als Seelsorger, theils widmete er sich dem Unterrichte begabter Jünglinge in Grammatik, Rhetorik und Philosophie, bis er im J. 1801 am Gymnasium in Hall eine Anstellung als Präfect und Professor der Rhetorik erhielt. Als das Gymnasium während der zeitweiligen Baiernherrschaft in Tirol aufgehoben wurde, erhielt er die Stelle eines fürstbischöflichen Hofkaplans in Brixen. Da im Jahre 1814 nach Vorübergang der zerrütteten Zeiten der napoleonischen Gewaltherrschaft die kirchlichen Verhältnisse Tirols geordnet und mehrere aufgehobene geistliche Stifte wiederhergestellt wurden, befand er sich unter den ersten Fünf, welche in das wiederhergestellte Cistercienserkloster Stams eintraten. Als Mitglied desselben legte er am 26. Nov. 1817 im Beisein des damaligen Gubernialrathes und späteren Fürstbischofes von Brixen Bernhard Galura, so wie seines Freundes, des Gubernialrathes Rapp die feierlichen Ordensgelübde ab, und widmete sodann den Aufgaben des anfänglich mit einer nicht ausreichenden Zahl von Kräften besetzten geistlichen Stiftes seine angestrengteste Thätigkeit, namentlich in der Pastorirung der dem Stifte einverleibten Pfarren. Erst in dem letzten Jahre seines Lebens ward es ihm vergönnt, sich bleibend in das Stift zurückzuziehen. Zweimal wurde seine Pastoration durch eine lehramtliche Thätigkeit unterbrochen; 1824 supplirte er die Lehrkanzel der Religionswissenschaft an der Innsbrucker Universität, 1826 lehrte er im Prämonstratenserstifte Wilten die Moraltheologie. Im J. 1840 feierte er am 20. August sein 50jähriges Priesterjubiläum, am 27. Oct. desselben Jahres wurde er Morgens im Bette todt gefunden. L. war auch als Schriftsteller thätig und ließ 1820–1838 eine Darstellung der „Philosophia theoretica et practica“ in fünf Bänden erscheinen (Logica 1820; Metaphysicarum disciplinarum Pars I: De universalibus. 1824; Pars II: De Deo omnium rerum principio et fine ultimo. 1825; Pars III: Psychologia 1829; Philosophia practica: Jus naturae 1838). Die Darstellung der praktischen Philosophie vermochte er nicht mehr zu Ende zu führen; das im Drucke erschienene Jus naturae ist nur eine erste Abtheilung derselben. Er gehörte seiner geistigen Richtung nach der durch Herculan Oberrauch und Philibert Gruber (Bd. X, S. 5) begründeten theologisch-philosophischen Schule an. Der zweite Theil seiner Metaphysik wurde durch seinen Ordensgenossen P. Kaspar Sonnerer in’s Deutsche übersetzt: „Vom Urgrunde und letzten Zwecke aller Dinge“ (1839); der Uebersetzung ist ein interessantes Vorwort aus der Feder des Jos. v. Görres vorausgeschickt, welches nebst einer allgemeinen Charakteristik der Tiroler Schule auch eine kurze Ueberschau des Inhaltes der Schriften Lechleitner’s bietet.