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ADB:Leib, Johannes

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Artikel „Leib, Johannes“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 171–172, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Leib,_Johannes&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 23:16 Uhr UTC)
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Leib: Johannes L. (nicht Leibe), Arzt, Jurist, Theolog und Parömiograph, geb. zu Streufdorf in Sachsen-Meiningen den 28. April 1591. Sein Vater war daselbst Gerichts- und Lehn-Schultheiß. Den Grund zu seinen Studien legte er auf den Schulen zu Heldburg, zu Schleusingen (1608) und Gotha (1610), bezog 1612 die Universität Jena, 1615 Altorf, 1616 Ingolstadt und 1617 nochmals Altorf und ließ sich hierauf 1619 in Coburg als praktischer Arzt nieder, wo er auch, 75 Jahre alt, den 15. März 1666 starb. Auf den genannten Hochschulen hatte er zwar vorzugsweise den juridischen Studien sich gewidmet, zugleich aber auch die theologischen und philosophischen betrieben und war auch bereits 1616 zu Altorf zum Poëta laureatus gekrönt worden. Aus allen diesen Disciplinen ließ er denn auch größere und kleinere Schriften ausgehen, wie aus der juridischen u. a. einen „Tractat von Ganerben“ (Schleusingen 1666), „De prioritate creditorum“ und aus der theologischen „Zodiacus Christianus“ und „De Praedestinatione ad vitam aeternam“. Als Dichter veröffentlichte er: „Epigrammata de laudibus et laboribus Gustavi Adolphi R. Sueciae“ so wie er auch der Verfasser des zur Feier des Schlusses des dreißigjährigen Krieges gedichteten Kirchenliedes ist: „Nun danket alle Gott für seine große Gnade“, das in mehrere Gesangbücher übergegangen ist. Ganz besonders [172] aber hat er sich um die deutsche Sprichwörterkunde im weiteren Sinne verdient gemacht durch seine den Forschern auf diesem Gebiete noch heute sehr nützliche Schrift: „Studentica h. c. Apophthegmata, symbola et proverbia … germanico-latino-italica“ (Coburg 1627. 12°). Der Werth dieser Sammlung beruht nicht sowohl in den eigentlichen Sprichwörtern, als vielmehr in der großen und interessanten Zahl von Wahlsprüchen, Devisen und Inschriften hoher Häupter, als von Päpsten, Kaisern, Königen etc., besonders der sächsischen Kurfürsten. Ein solches Symbolum war u. a. der mit großen Buchstaben im Schlafzimmer des Kurfürsten Friedrich des Weisen („mit eigenen Händen“ Zinckgreff I, 98) angeschriebene Spruch, woraus zugleich Friedrichs Kenntniß des Homer erhellt (Leib Nr. 626): „Es steht keim Fürsten zu, welcher da Rath soll schaffen Eim gantzen Land, daß er ein gantze Nacht thu schlaffen“ (II. B. 24. 25. Sil. Ital. 3. 172: Turpe duci totam somno consumere noctem). Ein anderer Wahlspruch, dessen Anfangsbuchstaben V. D. M. I. E. Friedrich nicht blos auf den Aermel seines eigenen Rockes sticken, sondern auch auf den Kleidern seiner[WS 1] Diener und als Inschrift auf Gebäuden und Geräthen anbringen ließ (F. Keyser, Reform.-Alm., Erfurt 1817. S. XXXVIII) ist einer von Spalatin für den Fürsten angelegten Spruchsammlung entnommen; er findet sich Jesai. 46, 8: Verbum Domini (nostri) manet in aeternum, Spötter deuteten damals die Buchstaben auch anders aus: Verbum Diaboli Manet In Episcopis (Zinckgr.-Weidner’s Apophthegm., Amsterd. III. 233). Aber der Spruch wurde auch (Joh. Matthesius, Homiliae, Leipz. 1590. I. Bl. 60) an Privathäuser geschrieben, und bei dieser Gelegenheit giebt der gemüthliche Matthesius den Buchstaben folgende Auslegung: Vnsere Doctores Machen Immer Errores; der Franziskaner Joh. Nasus wiederum wollte interpretiren: Veni Daemon, Mentiamur In Ecclesia, was ihm aber Joh. Nigrinus (Widerlegung … 1571. Bl. N. a/b) so corrigirte: Verte Doctrinam Monachorum In AEternum. Vgl. auch J. v. Radowitz, Die Devisen und Motto des späteren Mittelalters (Stuttgart 1850) und M. Löbe, Wahlsprüche, Devisen und Sinnsprüche d. Kurfürsten und Herzoge von Sachsen Ernestinischer Linie (Leipzig, Duncker u. H. 1878) und dessen eingehende Recension von Fr. Weinkauff in der Jenaer Lit.-Zeitung 1878. Art. 181.

Witte, Diar. biograph. ad a. 1666. Wetzel, Lieder-Historie II, 64–66. Jöcher II, 2346.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: seinerr