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ADB:Locke, Nicolaus

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Artikel „Locke, Nicolaus“ von Wilhelm Scherer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 72, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Locke,_Nicolaus&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 05:05 Uhr UTC)
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Locke: Nicolaus L. (Loccius), Dramatiker, Verfasser eines „verlorenen Sohnes“, der 1619 im Druck erschien, aus dem 1618 herausgegebenen „Acolastus“ des Martinus Bohemus (Allg. d. Biogr. III, 59) schöpfte und seinerseits wieder auf den in den „Englischen Comödien und Tragödien“ von 1620 enthaltenen „verlorenen Sohn“ einwirkte. L. führt die argen Sitten seines Helden breit aus und bringt ihn auch mit plattdeutsch redenden Bauern in Berührung, dies ausdrücklich in der Absicht, um die üblichen Bauernintermezzi nicht zusammenhanglos neben die Haupthandlung zu stellen. Er führt allegorische Figuren ein und hält so den Charakter der Moralität fest: denn dieser dramatischen Gattung gehören die neutestamentlichen Parabeln an. Tentatio und Conscientia treten zu dem heruntergekommenen, die Schweine hütenden verlorenen Sohne: jene will ihm das Vertrauen auf Gott benehmen und hält ihm einen Strick hin, damit er sich erwürge; diese schlägt ihn mit brennender Geißel. Beide stellen ihm vor, daß er alle zehn Gebote verletzt habe. Tentatio wirft ihm schließlich das Seil über den Kopf und will ihn erwürgen. Da kommt Consolatio mit einem Schwerte, hindert die Mörderin, jagt sie fort in die Hölle, fordert die Conscientia auf, ihre Plagen hinfür zu lassen und ermuntert den Sündigen, sich an das gute Herz seines Vaters zu wenden. Eine ähnliche Scene, nur zwischen Teufeln und einem Engel, spielte sich schon in einem älteren Drama gleichen Argumentes von Nicolaus Risleben (Magdeburg 1586) ab. L. war, als er das Stück verfaßte, Subconrector der Rathsschule in Lüneburg. Er wurde 1621 Pastor an S. Nicolai, 1624 an S. Michael daselbst und starb 1633.

Goedeke in der Ztschr. des hist. Vereins für Niedersachsen 1852 S. 395 bis 404; Holstein, Das Drama vom verlorenen Sohn (Geestemünde, Progr. 1880) S. 39.