ADB:Loeben, Johann von

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Artikel „Loeben, Johann von“ von Siegfried Isaacsohn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 38–39, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Loeben,_Johann_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 00:33 Uhr UTC)
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Löben: Johann v. L. (geb. um 1561, † 1636) nimmt erst als Rath des Prinzen Joachim Friedrich, Administrators des Erzstifts Magdeburg, später als Kanzler desselben Prinzen als Kurfürsten von Brandenburg (1598–1608) eine für die Entwickelung der Kurmark Brandenburg hochbedeutsame Stellung ein. Der Kurfürst folgte schon zu Magdeburg, dann zu Berlin, den Rathschlägen dieses energischen, frühreifen Mannes mit unbedingtem Vertrauen. Die auf Brechung der ständischen Autokratie in politischer und religiöser Richtung zielende Politik dieses Fürsten dürfte daher in L. wenn nicht ihren Urheber, so doch ihren mächtigsten Förderer gehabt haben. Auch die Einrichtung eines geheimen Staatsraths (1604), die dazu dienen sollte, den jeden Augenblick zu gewärtigenden Anfall der Anwartschaften im Osten und Westen, Cleve-Marks und Preußens, und die innere Vereinigung dieser Lande mit den Marken zu erleichtern und zu vermitteln, muß in dem Kanzler und vornehmsten Rath L. ihren warmen Fürsprecher gefunden haben. In dieser neuen Behörde, der ersten ihrer Art im mittleren und nördlichen Deutschland, spielte L. eine hervorragende Rolle. Die in fast jeder Hinsicht, in ihrer äußeren wie inneren Politik glückliche und folgenreiche Regierung Joachim Friedrichs ist der beste Beweis von der politischen Scharfsichtigkeit, Gewandtheit und Ausdauer des Kanzlers, obgleich seine Thätigkeit nur noch im Großen und Ganzen hierbei verfolgt werden kann. Ebenso merkwürdig wie durch sein frühzeitiges Emporkommen und seinen unbegrenzten Einfluß bis zum Ableben Joachim Friedrichs ist sein Leben durch die späteren mehrmaligen jähen Wechsel in demselben. Kaum hatte Johann Sigismund den Kurstuhl bestiegen, als L. mit allen Zeichen der Ungnade seiner Aemter entsetzt und auf seine Güter in der Mark entlassen wurde. Nachdem er hier fast zwei Jahrzehnte in ländlicher Zurückgezogenheit gelebt, berief die Partei Schwartzenberg’s bei ihrem Sieg über die Patrioten, 1627, den Sechsundsechzigjährigen nochmals in den geheimen Staatsrath, in dem er bis zu seinem im J. 1636 erfolgten Tode verblieb, ohne sich indeß irgendwie zu seiner einstmaligen Bedeutung [39] wieder zu erheben. Die Zeiten hatten sich inzwischen völlig geändert und die Männer an der Spitze der zwei gegenüberstehenden Parteien, Schwartzenberg hier, Samuel v. Winterfeld, Friedrich Prückmann, Sigismund v. Götze dort, waren nicht gemeint, sich der Macht, die sie einander streitig machten, zu Gunsten Dritter zu begeben. Politisch hat L. mit dem Tode Joachim Friedrichs, 1608, seine Rolle ausgespielt. Er ist einer der Wenigen, von denen uns eine eingehendere authentische Charakteristik aufbewahrt ist. Als einen Mann von imponirender Gestalt schildert ihn uns der Geschichtschreiber der Mark, Leutinger, von mehr als menschlichem Verstand, von wunderbarer Beredtsamkeit, schnell und klar in Rath, weitgereist, daher vieler Sprachen kundig und reich an Erfahrungen, leutselig in seinem Wesen und jedem zugänglich. Er hinterließ im Dienst des Hauses Brandenburg einen Sohn, Johann Friedrich, der zu eben so hohen Ehren unter glücklicheren und gleichmäßigeren Verhältnissen emporzusteigen bestimmt war.

Cosmar u. Klaproth, Gesch. des preuß. geh. Staatsraths, 315. J. G. Droysen, Gesch. der preuß. Politik, III. 1, 48. Isaacsohn, Gesch. des preuß. Beamtenthums, II. 31, 64.