ADB:Loren, Boudewyn van der
Erscheinungsbild
Ludwig van Male. Allegorisch werden die Wappenthiere von Gent und Flandern, der goldene und der schwarze Löwe, einander gegenübergestellt; der Jungfrau von Gent stehen die Stadtheiligen bei. Allegorisch ist auch das zweite Gedicht, „Tijts verlies“, worin die aus einem Grabe hervortönende Stimme über die Sittenlosigkeit der Zeit klagt. Offener wird diese letztere durch das dritte Gedicht, ein Gespräch von acht Personen, aufgedeckt: Ritter und Maid, Kleriker und Nonne, Mönch und Begine, Priester und Ehefrau geben ihre Herzenswünsche kund. Drei Gedichte ähnlichen Inhalts legt der Herausgeber mit Unrecht L. bei: das eine, in welchem Gontier, Gernot, Rüdeger und Hagen wünschend auftreten, wird das auch von L. nachgeahmte Original sein.
Loren: Boudewyn van der L., flämischer Spruchdichter gegen 1400. Erhalten sind drei seiner Gedichte, jedes mit seinem Namen in den Schlußversen. Das erste, „De Maghet van Ghend“, bezieht sich auf den Widerstand der Stadt Gent gegen die Ansprüche des Grafen von Flandern,- Alle sechs Gedichte s. in Oudvlaemsche Gedichte, uitg. d. Ph. Blommaert, Gent, 2 (1841), 105–120.