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ADB:Lorck, Melchior (1. Artikel)

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Artikel „Lorch, Melchior“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 171–172, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lorck,_Melchior_(1._Artikel)&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 19:00 Uhr UTC)
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Lorch:[1] Melchior L. (Lorich, Lorick, Lorichs), Formschneider, Kupferstecher und Maler im 16. Jahrhundert. Geboren 1527 (vgl. unten) zu Flensburg, kam er zuerst in Lübeck bei einem Goldschmied in die Lehre. Wer ihn dagegen in der Malerei unterrichtet habe, ist nicht bekannt, wie überhaupt auf seiner Jugendzeit ein Dunkel ruht. Aus seinen Mannesjahren aber wissen wir, daß er große und weite Reisen in Deutschland, Italien und den Niederlanden bis nach Constantinopel unternahm, gelegentlich deren er nicht versäumte, mit künstlerischen Berufsgenossen Bekanntschaft zu machen. In Wien besuchte er den Hof Kaiser Karls und in Augsburg während des Reichstags erfreute er sich der Gunst des Pfalzgrafen Otto. Mit Empfehlungsbriefen versehen, reiste er von hier nach den Niederlanden, dann nach Venedig, Bologna, Florenz und Rom und von hier nach der Türkei, wo er sich mehrere Jahre aufhielt. Im J. 1582 erscheint er als Hofmaler Königs Friedrich II. von Dänemark[WS 1]. Sein Todesjahr ist unbekannt, doch ist einer seiner Holzschnitte noch mit der Jahreszahl 1590 versehen. Seine Gemälde, deren er mehrere in Augsburg und angeblich auch zu Constantinopel verfertigte, sind selten, in größerer Zahl finden sich seine Stich- und Schnittarbeiten von sehr guter Zeichnung und Behandlung, wie er denn mit zu den besten Stechern seiner Zeit gehört. Außerdem gewähren seine Arbeiten noch das besondere Interesse, daß wir aus ihnen die Sitten und Kleidungen in fremden Ländern kennen lernen, die er auf seinen Reisen besuchte. Von seinen 25 Blättern führen wir an: eine satirische Darstellung mit der Figur des Papstes in der Hölle, unten steht die Jahreszahl 1545; Mart. Lutherus: Bildniß Luther’s am Schreibtische, „Exprimit haec forma … Melchior Lorck Flensburgens. faciebat An. D. 1548. Suae aetatis 21“, und das Brustbild Friedrichs II. von Dänemark, über dessen Rande: Melchior Lorichs 1580 … in aere sculpebat 1582. Von seinen Holzschnitten ist besonders hervorzuheben: eine Sammlung von 69 Holzschnitten, Costüme und Gebräuche der Türken vorstellend, unter dem Titel „Des … Herrn Melchior Lorichs Flensburgensis wolgerissene Figuren zu roß und fuß … Alles nach dem Leben … jetzt zum erstenmahl … an den Tag gegeben. Hamburg bey Michel Hering, 1626, Fol.“ Es sind dies Blätter, welche L. zwischen den Jahren 1570–82 fertigte, die aber erst nach seinem Tode erschienen. L. war ein wissenschaftlich sehr gebildeter Mann, genoß die Achtung seiner Zeitgenossen in hohem Grade und es wurden [172] ihm selbst mehrere Bücher zugeeignet, so von Feyerabend[WS 2] zu Frankfurt a/M. die türkische Chronik von 1577. Er selbst beschäftigte wieder andere Formschneider, von denen wir nur Jakob Anton Bringhausen erwähnen wollen, der 1571 in Berlin arbeitete und im März 1582 in die Dienste Lorch’s trat, vorher hatte ihn (1571–82) Leonhard Thurneisser zu Berlin beschäftigt, der ihm aber seines lüderlichen Lebens wegen (er wurde deshalb „Bringsaufen“ genannt) den Abschied gab. Ein „M. Lorichs“, Verfasser eines Gedichtes „Ein liedt vom Türcken vnd Antichrist“, 1568 o. O. 4° (Weller[WS 3], Annalen, I. S. 70) ist wol mit unserem Künstler nicht identisch.

Bartsch, Peintre-Graveur, IX, 501. Nagler, Künstler-Lexikon, VIII, 50 bis 54 u. dessen Monogrammisten, II, S. 174. Passavant, Peintre-Graveur, IX, 501 ff. Heller, Gesch. der Holzschneidekunst, S. 222, 227 und dessen Monogr.-Lexikon, S. 85. Jöcher, II, 2533.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 171. Z. 20. v. o. l.: Lorch, Melchior s. Lorichs. (Durch ein Versehen ist hier statt dieser Verweisung ein zweiter Artikel über denselben Mann, der zurückgelegt werden sollte, abgedruckt worden.) [Bd. 21, S. 796]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Friedrich II. (1534–1588), König von Dänemark und Norwegen (ab 1559).
  2. Siegmund Feyerabend (um 1528–1590), Drucker in Frankfurt, siehe unter Feyerabend.
  3. Emil Ottokar Weller (1823–1886), sozialistischer Verleger, später Bibliograph.