Zum Inhalt springen

ADB:Lossius, Kaspar Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lossius, Kaspar Friedrich“ von Hermann Weißenborn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 219–220, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lossius,_Kaspar_Friedrich&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 19:24 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Lossius, Johannes
Nächster>>>
Lossius, Lucas
Band 19 (1884), S. 219–220 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kaspar Friedrich Lossius in der Wikipedia
Kaspar Friedrich Lossius in Wikidata
GND-Nummer 117683124
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|19|219|220|Lossius, Kaspar Friedrich|Hermann Weißenborn|ADB:Lossius, Kaspar Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117683124}}    

Lossius: Kaspar Friedrich L., Enkel des von böhmischen Hussiten abstammenden Andreas L. († 1738), jüngster Sohn Christian Theodor Lossius’ († 1761) – beide Diakonen an der Barfüßerkirche zu Erfurt – wurde am 31. Januar 1753 geboren. Früh verwaist, von der Mutter in beschränkten Verhältnissen liebevoll und religiös erzogen, besuchte er seit 1761 die Barfüßer Parochialschule, 1766 das evangelische Rathsgymnasium, studirte seit 1770 in Erfurt unter Wieland, seinem Vetter Johann Christian Lossius, Grant, Froriep und Schellenberg, dann 1773 und 74 in Jena unter Danovius, Faber, Hellbauer, welche in ihm erst Liebe zur Theologie weckten. Er wurde 1774 zuerst Lehrer an der Erfurter Barfüßerschule (mit 20 Gülden Gehalt!), 1779 an der Predigerschule unter Weingärtner und bildete sich durch Predigen und Vereinsübungen unter Past. Chr. Gotth. Salzmann’s Leitung für den geistlichen Beruf weiter aus. Nach Salzmann’s Berufung an das Dessauer Philanthropin 1781 erhielt er das Diakonat an der Andreaskirche, 1785 das einträglichere (250 Thaler) an der Predigerkirche, ein Jahr nach seiner Verheirathung mit Rosalie, der Tochter des Rathsmeisters Welz und einer Schwester des Gothaer Buchhändlers Perthes, der ihm später zuredete, sein zunächst für die Einführung seiner Kinder in den Religionsunterricht aufgeschriebenes Buch „Gumal und Lina“ (1795 bis 1800) drucken zu lassen, nachdem L. schon vorher 1793 eine Bearbeitung des lutherischen Katechismus „Für die Katechumenen“ veröffentlicht und im Auftrage des Raths mit Pastor Gebhard ein neues Gesangbuch für das Fürstenthum Erfurt (gedruckt 1796) bearbeitet hatte. Ebenso, wie „Gumal und Lina“, gefielen seine „Sittengemälde aus dem gemeinen Leben“ und „Dramatische Sprichwörter zur angenehmen und nützlichen Unterhaltung für die erwachsenere Jugend“. Geringere Verbreitung, wenn auch beifällige Anerkennung der Recensenten, fand seine in den Rahmen einer Biographie des Humanisten „Helius Eoban Hesse“ 1797 eingefaßte „Erfurtische Kirchengeschichte in der Zeit der Reformation“ (1797), zu welcher er als Verwalter der Bibliothek des evangelischen Ministeriums die Materialien durch fleißiges Studium neuerer lateinischer Dichter und anderer großer Schriftsteller jener Zeit gesammelt hatte. Sein Buch über Hesse verschaffte [220] ihm die Ernennung zum Mitglied der Erfurter Akademie gemeinnütziger Wissenschaften, in der er 1798, 1801 und 1802 Vorträge hielt. Einen Ruf als Dichter erwarb ihm das Volkslied auf den allgemein geliebten Coadjutor Dalberg bei der Feier des Fronleichnamsfestes (1802, kurz vor dem Ende der Mainzer Herrschaft), wofür er von dem neuen Erzkanzler ein Faß echten Firneweins zugesandt erhielt. Die Ostermesse 1804 brachte die Einleitung zu der schon 1800 angekündigten „Moralischen Bilderbibel mit 59 Kupfern nach Schubert’schen Zeichnungen und mit Erklärungen von K. F. L.“ (1.–5. Bd. 1805–12), welche „allen Eltern das Geschäft der Selbsterziehung ihrer Kinder erleichtern und angenehm machen sollte“; außer der biblischen Geschichte enthalten fünf Hefte die griechische, vier die römische, der fünfte Band die jüdische Geschichte. Sein Ruf und die treffliche bildliche Ausstattung sicherten dem Buche eine weite Verbreitung und brachte auch dem Verfasser erfreuliche Einnahmen. – Das Jahr 1806 brachte noch die Geburt eines Töchterchens (Februar), aber auch schwere Scharlachkrankheit im Sommer, sodaß er seine zweite Tochter verlor und die übrigen, wie seine Frau fast allein pflegen mußte – in solcher Lage fand Salzmann in einer Schrift einen ungenannten Freund (vielleicht unsern L., den er damals besucht haben mag). Der October brachte preußische Einquartierung, trübe Ahnungen bei ihrem Abzuge am 10. und bald die französischen Dränger, welche sofort die Predigerkirche in Beschlag nahmen und bis 1808 arg verwüsteten. 1808 wirkte er für Herstellung der Kirche, wozu er „Heilsame Erinnerungen an die Jahre 1806–8“, 1. u. 2. Thl., drucken ließ; er mußte während des Congresses französische Schauspieler beherbergen. 1809 wurde er in die frühere Almosen- und Schulcommission gewählt, 1810 trat er als Oberschulrath in die Oberschuldirection, erlitt aber bald nachher durch einen Sturz aus dem Wagen eine schwere Beschädigung an Brust und Auge, der ein Unterleibsleiden wieder erweckte und zurückließ. Auf des Präsidenten v. Resch Bitten übernahm er die Direction einer höheren Töchterschule, gerieth jedoch dabei sammt seinem Lehrer Suppeck in eine ungerechte Untersuchung wegen Urheberschaft eines Pasquills. Er theilte die Leiden der Belagerung seit dem 25. October 1813, floh während des Bombardements vom 6. November in die Kirche und freute sich der endlichen Erlösung am 6. Januar 1814. Die Fortsetzung seines Werkes als „Historischer Bildersaal“ übernahm Chr. Ferd. Schulze. L. gab „Kurze Religionssätze und Denksprüche zum Auswendiglernen“, Gotha 1815, und „Moralische Erzählungen für die Jugend“, 1816, heraus. Anfang 1815 sah er schon seinem Tod mit Ruhe entgegen; er versah unter schweren Leiden seine Aemter bis Himmelfahrt 1816; am 26. März 1817 starb er mit den Worten: „Dort sehen wir uns wieder“. – Sein Leben hat aus seinem ausführlichen, seit 1778 begonnenen handschriftlichen Tagebuche der Gatte seiner ältesten Tochter, M. Hieron. Müller, Conrector an der Domschule zu Naumburg, 1819 herausgegeben. Sein einziger Sohn, Karl L., starb 1880 als Pfarrer in Gispersleben-Kiliani.