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ADB:Lossius, Eduard Friedrich

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Artikel „Lossius, Eduard Friedrich“ von Eduard Thraemer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 217–218, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lossius,_Eduard_Friedrich&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 01:59 Uhr UTC)
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Lossius: Eduard Friedrich L., geb. am 24. August 1811 zu Werro in Livland, wohin sein Vater aus Thüringen eingewandert war. Wurde nach des letzteren frühem Tode zu sorgfältigerer Erziehung nach Deutschland gebracht, wo er eine in religiöser wie humanistischer Hinsicht vorzügliche Ausbildung erhielt: 1825–27 bei dem liebenswürdigen Fabeldichter Hey (Bd. XII. S. 344), 1827–30 auf dem gothaischen Gymnasium, an welchem damals Namen, wie Jacobs, Rost und Ukert, glänzten. 1830–33 studirte L. in Dorpat unter Kleinert, Busch und Sartorius Theologie. 1836 wurde er Pastoradjunct zu Torma, 1837 Pastor zu Koddaser in Livland, wo er bis 1852 wirkte und besonders in dem Kampfe der lutherischen Landeskirche gegen die Herrnhuterbewegung (cf. Kliefoth’s Zeitschrift, 1857, Heft 10), sowie während der berüchtigten Conversionen der Jahre 1845 und 46 (cf. Harleß, Geschichtsbilder aus der lutherischen Kirche Livlands, 1869) als feuriger Kanzelredner und Vertreter evangelischer Glaubenstreue hervortrat. – 1852 ward L. an die Stadtgemeinde zu Werro berufen, 1869 wegen im Amte zerrütteter Gesundheit emeritirt. Mannigfaltigen schriftstellerischen Plänen, deren Vollendung L. vom Ruhestande erhoffte, setzte der Tod am 17. März 1870 ein zu frühes Ziel. – Lossius’ Persönlichkeit war nach mehreren Seiten hin bedeutsam. Als Mensch gehörte er zu jenen seltenen Naturen, die schon durch ihr Wesen klärend wirken, indem sie das Gemeine zu scheuem Rückzug zwingen und das Edle im Menschen zu fröhlicher Entfaltung treiben. Als praktischer Theolog vereinigte er mit dieser Gabe eine tiefe Religiosität, eine hinreißende Kraft der Rede, die sich durch keine persönlichen Rücksichten binden ließ. So ward er den Gläubigen ein Quell des Segens, den Verächtern ein Stein des Anstoßes. – Als Schriftsteller auf dem Gebiet der baltischen Kirchengeschichte verdankt man L. zwei Biographien livländischer Geistlicher, welche auch außerhalb der engen heimischen Grenzen Interesse verdienen und gefunden haben: „Eduard Joh. Aßmuth. Ein Lebensbild aus der livländischen Kirche und ein Beitrag zur Geschichte dieser Kirche, insbesondere ihres Kampfes mit Herrnhut“, Gotha 1859, Perthes (cf. Hengstenb., K.-Zeitung 1860, Nr. 65, Rudelbach’s[WS 1] und Guerike’s Zeitschrift 1861, Nr. 1 etc.) „Valentin v. Holst, Pastor in Fellin“. Dorpat 1862, Karow (die nicht eben gelungene Kindheitsgeschichte stammt von einem Verwandten Holst’s). (cf. [218] Neues Zeitbl. von Münkel, 1862, Nr. 48, 49.) Beiläufig sei hier auch eine für das esthnische Landvolk verfaßte „Naturgeschichte“ (Koliramat, 1869 in 3. Aufl.) erwähnt, welche in ihrem glücklich getroffenen Volkston und ihrer frischen, durch Humor gewürzten Darstellung L. als einen rechten Lehrer des Volkes kennen lehrt. – L. war eine überaus selbstlose Natur. Aber gerade die Neigung, vor der Sache seine Person zurücktreten zu lassen (bei dem Hauptwerk, Aßmuth’s Leben, sucht man in Titel und Vorrede vergeblich nach des Verfassers Namen), befähigte ihn zu objectiver Darstellung. Die Biographie Aßmuth’s (1792–1853), eines Mannes, der alle religiösen Wandlungen Livlands vom Rationalismus durch den Pietismus zur Kirchengläubigkeit durchgemacht hat, bietet in geistvoller Charakteristik ein lebendiges Bild der religiösen Entwickelung Livlands überhaupt. Val. Holst, einer der bedeutendsten Kanzelredner des Landes (L. nennt ihn „den livländischen Chrysostomus“), gibt dem Verfasser den Stoff zur Zeichnung einer schönen und frischen, die schwersten Todesqualen mit Glaubensfreudigkeit überwindenden Seele. So hat L., indem er das Gedächtniß von zwei bedeutenden Amtsbrüdern bewahrte, sich selbst ein bleibendes Denkmal gesetzt. Livland zählt ihn zu seinen besten Männern.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Rudel’s