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ADB:Ludwig III. (Kurfürst von der Pfalz)

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Artikel „Ludwig III., Kurfürst von der Pfalz“ von Jakob Wille in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 569–571, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ludwig_III._(Kurf%C3%BCrst_von_der_Pfalz)&oldid=- (Version vom 5. Dezember 2024, 20:14 Uhr UTC)
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Ludwig III., Kurfürst von der Pfalz (1410–36), war geboren am 23. Januar 1378 als der älteste Sohn des Kurfürsten Ruprecht III., des römischen Königs. Nach dessen Tode war am 30. November 1410 die dritte, in der pfälzischen Staats- und Hausgeschichte bedeutsame Ländertheilung erfolgt, nach welcher L. die Kur, der größte Theil der rheinischen und ein Stück der Oberpfalz zufiel. Abwechselnd war die Residenz in Heidelberg und Amberg. Die allgemeinen politischen und kirchlichen Verhältnisse, unter denen L. seine Regierung antrat, waren die trostlosesten. Das Reich wie die Kirche war zerrüttet. Während Wenzel noch an der römischen Königskrone festhielt und [570] mit den Prätendenten Jobst von Mähren und Sigismund von Oesterreich die Interessen und Intriguen der Wahlfürsten in Bewegung hielt, sah sich die römische Kirche unter der Herrschaft dreier Päpste gespalten. Zunächst half L. mit zur Lösung der politischen Frage, insofern er Sigismund (20. Septbr. 1410) durch Vermittelung seines Oheims, des Burggrafen Friedrich von Nürnberg, dem ränkesüchtigen Mainzer Erzbischof gegenüber zum Siege verhalf. L. empfing in neuen Privilegien den verdienten Lohn, wonach die Hausgesetze Ruprechts III. Rechts- und Gesetzeskraft auch im Reiche erhielten. Wie mit der Wahlgeschichte Sigismunds ist auch Ludwigs Name mit den conciliaren Bestrebungen des Jahrhunderts aufs engste verknüpft. 1415 war er in Constanz angekommen, um als Stellvertreter des Königs und Reichsrichter die polizeiliche Gewalt während der Concilsverhandlungen zu übernehmen. Ihm wurde Johann XXII., der von Friedrich von Oesterreich unterstützt, aus Constanz geflohen war, als Gefangener übergeben und von ihm in der Burg Rheinhausen bei Mannheim festgehalten. So vollstreckte er bei der Verbrennung von Huß (6. Juli 1415) als Reichsrichter die Befehle des Königs. So wenig hier von einem selbständigen politischen Handeln oder persönlichen religiösen Motiven die Rede sein kann, so war L. doch bei den Verhandlungen mit Papst Gregor XII., der sich zur Abdankung bewegen ließ, selbständig betheiligt. 1416 riefen ihn die Händel der Straßburger mit ihrem Bischof Wilhelm, des Pfalzgrafen Freund, an den Rhein zurück; ein Jahr darauf trat er wiederum in Constanz beim Streite der Nationen entscheidend und schlichtend auf. Mehr und mehr hatten sich aber seine engen Beziehungen zu Sigismund, der jetzt von den Verhandlungen mit Papst Benedict XIII. aus Spanien zurückgekehrt war, gelockert. Die nächste Veranlassung gaben, wie es ja nicht selten geschieht, gegenseitige Schuldverhältnisse. Der an Geld sehr arme König hatte eine Summe von 4000 Kronen an L. zurückzuzahlen sich geweigert und sich auf die Vortheile zu berufen geglaubt, die bereits der Vorgänger des Pfalzgrafen aus den Reichsgütern gewonnen, während doch vom König selbst sofort nach seiner Wahl alle Hausgesetze und alle Erwerbungen Ruprechts III. feierlichst bestätigt worden waren. Dazu kam ein politischer Hintergrund. Bei der allgemeinen Schwäche des Reichs, bei der Ohnmacht des Reichsoberhaupts wurden die Reichsfürsten mehr und mehr zu einer kleinlichen, eben der allgemeinen Lage entsprechenden Politik getrieben, die fern von nationalen Interessen durch Sonderbündnisse sich theils selbst schützen mußte, theils die erwünschten Verhältnisse zur Vergrößerung eigener Macht und Hebung particulärer Selbständigkeit ausbeuteten. So hatte L. schon 1417 (2. August) mit den Kurfürsten von Mainz, Trier und Köln einen Bund geschlossen, dem selbst der Gedanke eines Staatsstreichs nicht ferne lag. Kaiser Sigismund, so sehr ihn seine Reformpolitik denkwürdig macht, hatte es am wenigsten verstanden, sich der so nothwendigen Gunst der Reichsfürsten zu versichern. Das Verhältniß zu L. ward immer gespannter. Hatte sich der Pfalzgraf schon geweigert den gefangenen Papst Johann XXII. herauszugeben und zu einem Feldzuge, der gemeinsam mit England nach Frankreich unternommen werden sollte, seine Hülfe zu leisten, so hatte er am Burggrafen von Nürnberg, der sich mit Sigismund neuerdings verfeindete, eine Stütze gewonnen. Eine neue Kränkung für L. war es, daß Sigismund bei seinem Zuge gegen die Hussiten (1423) dem Kurfürsten Konrad[WS 1] von Mainz, dem Feinde Ludwigs, die Reichsverweserschaft übertrug. Kein Wunder, wenn L. mehr und mehr dem Gang der Verhältnisse und dem Zuge der Zeit folgte. Er gehörte nicht mit zu den seltenen Fürsten, bei denen die allgemeinen Interessen die eigene kleine Selbstsucht überwogen. Auch bei ihm war das Verhältniß zum Reichsoberhaupte von keinem [571] höheren Gedanken getragen, als dem rein persönlichen des Eigennutzes. Es war kein anderes Verhältniß, als das zum Nachbar, mit dem man Friede und Fehde je nach Bedürfniß Jahr für Jahr wechseln konnte. In schmachvoller Weise hat sich das bei den Hussitenkriegen gezeigt. Kaum war 1422 ein gemeinsamer Krieg zu Nürnberg beschlossen und die gemeinsame Hülfe des Reiches aufgeboten, als L. die Fürsten ermahnte, dem ernannten Reichsverweser keinen Gehorsam zu leisten und so den Zwiespalt im Innern des Reichs nährte, wo allgemeine Gefahr die gemeinsame Kraft und ein festes Zusammenhalten über alle Sonderinteressen hätte erheben müssen. An den Zügen gegen die Hussiten hatte übrigens L. schon 1420 theilgenommen. Nachbarliche Fehden beschäftigten daneben den Kurfürsten am Rheine, wo er sich zum Schützer der breisgauischen Städte gegen den Markgrafen Bernhard von Baden aufwarf, der als Landvogt des Breisgaues (seit 1417) mit übermäßigem Steuerdruck seines Amtes waltete. Bei dem Mangel einer rechtlichen Entscheidung vor Kaiser und Reich hatten sich die unzufriedenen Städte Gleichmächtigen angeschlossen und mit den elsässischen Städten und dem Pfälzer Kurfürsten verbunden. Durch die Vermittelung von Köln, Würzburg und Hohenlohe ward zwar eine größere Fehde verhütet, aber schon 1425 brach der Sturm von neuem los. 1428 war am Oberrhein ein förmlicher Krieg ausgebrochen, kleinerer dynastischer Kämpfe, in die L. verwickelt war, hier gar nicht zu gedenken. Ernstliche Gefahr und Noth brachten wieder die Hussiten, die 1428 verheerend bis in die Oberpfalz eindrangen. L., selbst nicht thätig bei dem großen Feldzuge des J. 1431, schloß mit Mainz und Würzburg gegen die Hussiten ein Bündniß. Um diese Zeit nahmen seine körperlichen Gebrechen in bedenklicher Weise zu, sein Augenleiden ging in Erblindung über, sodaß er schon 1430 die Regierungsgeschäfte niederlegen mußte. Was nun diese im eigenen Lande betrifft, so hat sich L. in den Annalen der Universität Heidelberg durch Umwandlung der Heiliggeistkirche in ein Collegiatstift, für das 14 Mitglieder der Universität gewählt wurden, ein dauerndes Andenken verschafft. Als Freund der Wissenschaften, der noch spät, während des Constanzer Concils Latein lernte und (1426) durch eine Reise nach dem Morgenlande seine Kenntnisse bereicherte, vermachte er der Universität seine Bücherschätze, welche in der Heiliggeistkirche aufgestellt, zugleich mit der auf dem Schlosse befindlichen Bücherei den Grundstock der späteren weltberühmten Palatina bildeten. – L. beschloß am 30. December 1436 sein an Erfahrungen, wenn auch gerade nicht an hervorragenden Thaten reiches Leben. Aus erster Ehe mit Blanca, der Tochter Heinrichs IV. von England, war nur ein Sohn hervorgegangen, der 1426 starb. 1417 hatte sich L. zum zweiten Male mit Mechthild von Savoyen vermählt, welcher Ehe sein Nachfolger Ludwig IV. entsproßte.

Häusser, Geschichte der rhein. Pfalz, I. Heidelberg 1856, S. 263–313. Aschbach, Geschichte Kaiser Sigmunds, 4 Bde., Hamburg 1838–45. Bezold, König Sigismund und die Reichskriege gegen die Hussiten, 3 Bde., München 1872–77. Hautz, Geschichte der Universität Heidelberg, I. 1862.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Johann