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ADB:Jobst

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Artikel „Jodocus, Markgraf von Mähren“ von Theodor Lindner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 106–111, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jobst&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 12:28 Uhr UTC)
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Jodocus, erwählter deutscher König, Markgraf von Mähren etc., der sich in deutschen Urkunden Jost schreibt, in Chroniken u. dgl. auch Jobst genannt wird († 1411), Johann Sobieslaw, Patriarch von Aquileja († 1394) und Prokop († 1405) waren die Söhne des Markgrafen Johann Heinrich von Mähren aus dessen zweiter, 1350 geschlossenen Ehe mit Margaretha von Troppau. Durch Testament bestimmte Johann Heinrich 1371, daß Jost das Markgrafenthum bekäme, der daher, als er nach des Vaters Tode am 12. November 1375 die Herrschaft übernahm, den Titel: dominus et marchio Moraviae führte, [107] während die jüngeren Brüder nicht unbedeutende Besitzungen zur Apanage erhielten, aber von dem älteren abhängig blieben. Am 9. Januar 1376 wurde J. von dem jungen Könige Wenzel von Böhmen feierlich mit dem Markgrafenthum belehnt. Er besaß eine gute Bildung und lebhaftes Interesse für die Wissenschaften, sein Erbland verwaltete er vortrefflich, soweit nicht die häufigen Kriegsunruhen störten, aber die guten Eigenschaften wurden völlig überwogen und verdunkelt durch Arglist, Habgier und weitfliegenden Ehrgeiz, der seine Pläne nicht durch entschlossenes Wagen, sondern durch Umtriebe und Geld zu erreichen suchte. So oft J. auf der politischen Bühne erscheint, schließt er einen Handel oder übt eine Treulosigkeit aus. – Die ersten Jahre füllten heftige Streitigkeiten der Brüder mit dem Erzbischofe von Prag und dem Bischofe von Olmütz, welche noch erbitterter wurden, da namentlich Prokop sich dem avignonesischen Papste geneigt zeigte; endlich geriethen 1382 die Brüder selbst mit einander in Kampf, welchen Markgraf Wilhelm von Meißen, der Gemahl ihrer Schwester Elisabeth, schlichtete. Allmählich stieg Jodocus’ Bedeutung, indem er sich durch die großen Geldmittel, welche er theils durch kluge Wirthschaft, theils auf weniger lobenswerthem Wege erwarb, den Vettern der königlichen Linie unentbehrlich zu machen wußte, um sie dann für seine Zwecke auszubeuten. Schon im Mai 1383 ernannte ihn Wenzel zum Generalvicar von Italien mit den ausgedehntesten Vollmachten, um seine Hilfe für Sigmund, der den ungarischen Thron erstrebte, zu gewinnen. Als bald darauf eine französische Gesandtschaft in Prag erschien, wurde er vermuthlich auf deren Wunsch mit dem Auftrage betraut, mit Frankreich Familienverträge abzuschließen und für die durch das Schisma zerrissene Kirche zu sorgen. Doch ging der Markgraf weder nach Italien, noch hat er, soweit bekannt, irgend welche mit diesen Vollmachten zusammenhängende Maßregeln ausgeführt. Ihm lag mehr daran Früchte in nächster Nähe zu pflücken. Als Sigmund weiterer Unterstützung bedurfte, ließ sich J. 1385 für ein stattliches Darlehen die Verpfändung der Altmark und Priegnitz, außerdem bis zur Schadenvergütung den Besitz alles eroberten Landes diesseits der Waag versprechen. Er und Prokop begleiteten darauf den Vetter nach Ungarn, wo ihnen auch das eroberte Preßburg verpfändet wurde. Im folgenden Jahre, als Wenzel selbst den Heereszug gegen Ungarn unternahm, betheiligten sich die mährischen Brüder gleichfalls. Im Frieden erhielt J. für die von ihm erworbenen Länder zwischen Waag und Donau 200,000 Gulden zugesichert, aber da die Summe schließlich nicht bezahlt wurde, blieben jene in seinem Besitze. Die mährischen Brüder standen damals in großer Gunst bei König Wenzel, von welcher besonders Johann Sobieslaw Vortheil zog. Dieser war 1380 gegen den Willen des Kapitels mit Gewalt zum Bischofe von Leitomischl eingesetzt worden, wo er bald in den heftigsten Streit mit seinem Metropolitan, dem Erzbischofe Johann von Prag, gerieth. Als Bischof Peter von Olmütz im Februar 1387 starb, bewirkte Wenzel, daß Johann Sobieslaw dessen Nachfolger wurde, obgleich Papst Urban VI. bereits das reiche Bisthum dem Bischofe Nicolaus von Konstanz verliehen hatte. Daher wurde es leicht, den Markgrafen alsbald weiter auf den Patriarchensitz von Aquileja zu befördern, welcher durch Resignation erledigt im November desselben Jahres ihm vom Papste verliehen wurde. Nach unruhigem Pontificate und sehr unkirchlichem Lebenswandel wurde er in Udine am 13. October 1394 von einem Ritter aus Rache ermordet. – Anfang 1388 verpfändete Wenzel an J. das Herzogthum Luxemburg, welches ihm sogleich überwiesen wurde, während die gleichzeitig verpfändete einträgliche Landvogtei des Elsaß zunächst noch zur Verfügung des Königs blieb. Dafür verzichtete J. auf vom Vater ererbte Pfandschaften in Schlesien. Im Mai erfolgte dann in Schintau der Abschluß der Familienverträge, durch welche die Mark Brandenburg mit Ausnahme der [108] Neumark auf fünf Jahre für die enorme Summe von 565,263 Gulden verpfändet wurde. Im Sommer nahm er selbst in der neuen Herrschaft die Huldigung entgegen; für den Todfall sollte ihn Prokop dort beerben, während er sich im Uebrigen das Recht der freien Verfügung vorbehielt. Dadurch erlangte J. eine bedeutende Stellung im Reiche selbst, in dem er bisher keine Rolle gespielt hatte, und es ist kein Zweifel, daß ihm nun die stolze Hoffnung aufstieg, die deutsche Königskrone zu erwerben. Wenzel selbst schien geneigt solche Pläne zu fördern, indem er sich damals von den Kurfürsten von Mainz und Sachsen geloben ließ, wenn er die Krone aufgäbe, einen seiner Brüder oder Vettern zum Nachfolger zu erwählen. Auch den Herzog Albrecht III. von Oesterreich gewann J. im Sommer 1389 für diese seine Absicht und Wenzel ernannte ihn im September desselben Jahres zum zweiten Male zum Generalvicar von Italien. Doch ging auch diesmal der Mähre nicht über die Alpen, vielmehr begab er sich im folgenden Jahre mit Prokop nach der Mark Brandenburg, deren zerrüttete Verhältnisse dringend seine Thätigkeit in Anspruch nahmen. Wenzel hatte damals wieder einmal den Plan gefaßt die Kaiserkrone zu holen; ihm voran sollte J. dort erscheinen, wie nach Rom ausdrücklich gemeldet wurde. Diesem mochte jedoch immer klarer werden, daß es der König mit ihm nicht ehrlich meine, und sein Argwohn richtete sich namentlich gegen den Herzog Johann von Görlitz, den jüngsten Bruder Wenzels, und den eigenen Bruder Prokop, der immer höher in der Gunst Wenzels stieg. Daher befestigte er Anfang 1392 das schon zwei Jahre früher geschlossene enge Bündniß mit Sigmund und Albrecht von Oesterreich und ging mit letzterem noch ein Sonderbündniß ein zu gemeinsamem Handeln gegen Jedernann, Niemand ausgenommen. Wenn er zugleich für Sigmund den Einlösungstermin der Mark auf fünf Jahre verlängerte und diesem dann thätige Hilfe gegen die Türken leistete, so bedang er sich dafür wahrscheinlich freie Hand gegen die übrigen Familienglieder aus. Immer schärfer spitzten sich die Gegensätze zu, bis 1393 offener Krieg mit Prokop, welchem Wenzel Beistand gewährte, ausbrach. Zu den früheren Verbündeten gewann J. nun auch noch seinen Schwager, den Markgrafen Wilhelm von Meißen. Sein Gedanke war, zunächst Wenzel in Böhmen zu verdrängen. Während Prokop in des letzteren Auftrage nach Polen ging, um mit dem Könige Wladislaw Jagiello ein Bündniß zu schließen, trat J. in Verbindung mit den nach Beschränkung der königlichen Macht strebenden böhmischen Baronen an die Spitze des sogenannten Herrenbundes, nahm Wenzel am 8. Mai 1394 in Beraun gefangen und erzwang von ihm die Ernennung zum Starosten von Böhmen, d. h. zum thatsächlichen unabsetzbaren Regenten, und die nochmalige Verschreibung der elsässischen Landvogtei. Doch das entschiedene Auftreten Johanns von Görlitz, welcher zusammen mit Prokop die Waffen ergriff, sowie die Drohungen der deutschen Kurfürsten nöthigten zur Freilassung Wenzels. Die unbeständige Weise desselben konnte jedoch der Verwirrung kein Ziel setzen: selbst Johann mußte die Hand zum Vertrage reichen. Da der Beistand Wilhelms von Meißen unentbehrlich war und die öffentliche Noth in Brandenburg durch die Feindseligkeiten des Erzbischofs Albrecht von Magdeburg immer mehr stieg, übertrug J. das Regiment der Mark an Wilhelm, bis dessen Forderungen befriedigt wären, während er zugleich die seinem nunmehr feindlichen Bruder geleistete Eventualhuldigung aufhob, ohne dessen Proteste zu beachten, und die Mark für den Fall seines Todes an Sigmund wies. Der jähzornige Wenzel, welcher J. durch neue Gunstbezeugungen nicht hatte gewinnen können, nahm ihn zwar hinterlistiger Weise am 9. Juni 1395 in Karlstein gefangen und befahl Prokop, sich ganz Mährens zu bemächtigen, aber bald mußte er ihn wieder freilassen und der Krieg begann aufs neue in Böhmen und Mähren, wo Prokop in Znaim belagert wurde. Als sich Wenzel [109] rath- und rückhaltlos Sigmund in die Arme warf, sah sich J. zwar in seinen Hoffnungen schwer getäuscht; aber die Niederlage des Ungarnkönigs durch die Türken gab ihm wieder Oberwasser. Durch Vermittlung Wilhelms söhnte er sich 1397 mit Wenzel aus, erhielt die beiden Lausitzen und am 3. April die feierliche Belehnung mit Brandenburg. So wurde er Kurfürst des Reiches. Dadurch fühlte sich der inzwischen nach Ungarn zurückgekehrte Sigmund gekränkt und wahrscheinlich ist er, nicht J., wie man bisher meinte, der Urheber der Karlsteiner Bluttthat, der Ermordung mehrerer königlichen Räthe. Jedenfalls gelang es ihm, J. wieder aus der Gunst Wenzels zu verdrängen, der, als er ins Reich ging, Prokop die Verwesung von Böhmen übertrug. Damit flammte der alte Haß der Brüder wieder auf und Prokop suchte nun seinerseits den Beistand Wilhelms von Meißen zu erlangen, wenn auch ohne rechten Erfolg. Der Krieg, welchen J. anfänglich von der Mark Brandenburg aus führte, begann in der Lausitz und zog sich dann nach Mähren, wo Prokop auch mit dem Olmützer Bisthume in so heftigen Streit gerieth, daß über ihn 1399 der Bann verhängt wurde. Sigmund schlug sich dabei auf die Seite Jodocus’, während Wenzel unthätig zusah. Selbst die Absetzung Wenzels im August 1400 stillte den Zwist in der luxemburgischen Familie nur für kurze Zeit. Denn J., der die Absicht hatte Wenzel auch vom böhmischen Throne zu stürzen, vereinigte sich wieder mit den aufständischen Landherren; ihnen eilte Wilhelm zu Hilfe und im Sommer 1401 erschienen die Verbündeten mit starker Heeresmacht vor den Mauern von Prag. Selbst der neue deutsche König Ruprecht suchte Verbindung mit den Baronen und mit J. und ebenso mit Prokop, der aber schließlich bei Wenzel verharrte. Letzterem blieb nichts übrig, als die Barone und J., dem er die Lausitz auf Lebenszeit abtrat, durch große Zugeständnisse zu beschwichtigen. Da zog Sigmund, der bis dahin durch die ungarischen Verhältnisse ferngehalten wieder freie Hand bekommen hatte, eifersüchtig auf Jost, Wenzel ganz an sich heran und es schien auch, daß er Prokop, der seine mährischen Herrschaften mit größeren in Schlesien vertauschen sollte, gewinnen würde; aber als er gewaltthätig Wenzel gefangen nahm (6. März 1402), trat Prokop gegen ihn als Haupt der königlichen Partei in Böhmen auf und begann wieder mit dem Könige Ruprecht Unterhandlungen. Sigmund einigte sich nun schnell mit J., belagerte mit diesem Prokop in der Burg Pösing und nahm ihn, nachdem er ihn hinterlistig herausgelockt hatte, am 3. Juni gefangen. Erst gab er ihn J. zur Verwahrung, nahm ihn aber aus Mißtrauen bald zu sich und ließ ihn später nach Preßburg bringen. Kaum hatte jedoch Sigmund Böhmen verlassen, als J. die feierlichen Eide, welche er diesem hatte schwören müssen, brach, sich in Böhmen die ausschließliche Anerkennung zu verschaffen suchte und ebenfalls mit Ruprecht in Verbindung trat. Während die Bewohner Böhmens eifrig für den gefangenen Wenzel gegen Sigmund Partei nahmen, schloß sich Letzterer ganz an Oesterreich an. Er entzog J. die Erbfolge in Ungarn, die er ihm früher – wir wissen nicht wann – zugesagt hatte, und übertrug sie dem Herzoge Albrecht IV.; auch die Mark Brandenburg sollte an einen der Herzöge fallen, mit welchen zugleich die alten Familienverträge erneuert wurden. J. seinerseits, besorgt um Brandenburg und erbittert durch den ohne seine Genehmigung von Sigmund vollzogenen Verkauf der Neumark, ging Ende 1402 dorthin und suchte ein Bündniß mit dem polnischen Könige nach. Zurückgekehrt schloß er am 19. Februar 1403 mit den rebellischen Ungarn ein enges Bündniß zu gemeinsamem Kampfe gegen Sigmund und zur Befreiung Prokops. Doch entschloß er sich bereits im April mit Sigmund und Oesterreich Waffenstillstand zu schließen und ging wieder in die von allen Seiten bedrängte Mark. Als Wenzel endlich im November durch seine Flucht aus Wien die Freiheit erlangte, rief er sofort J. zu sich, der auf der Reise Wilhelm [110] von Meißen aufsuchend, mit diesem übereinkam, daß dessen bisherige Stellung zur Mark gelöst wurde und die Grafen von Schwarzburg die Hauptmannschaft führten. Eben damals gab J. auch die unmittelbare Regierung Luxemburgs, die dem Lande freilich keinen Segen gebracht hatte, aus den Händen. Bereits 1401 hatte er das Herzogthum dem Schutze Philipps von Burgund empfohlen, doch erscheint 1402 Herzog Ludwig von Orleans als Gubernator; im November 1403 gab Wenzel seine Zustimmung zur Verpfändung an diesen. – Nunmehr einigten sich Wenzel, J. und Prokop, der schon vor Wenzels Flucht von Sigmund aus dem Gefängniß entlassen worden – unter welchen Umständen, ist unbekannt –, zu gemeinsamem Beistande und führten 1404 den Krieg gegen Sigmund und die Oesterreicher, welche vergebens Znaim zu erobern suchten. Erst Ende 1404 und Anfang 1405 wurde mit Oesterreich Frieden geschlossen. Da jedoch die mährischen Herren noch häufig ihre Raubzüge gegen das Nachbarland richteten, vielleicht mit Jodocus’ stiller Billigung, wurden in den folgenden Jahren noch mehrfach Verträge zwischen Mähren und Oesterreich erforderlich. Im April 1405 schloß auch Sigmund ein lebenslängliches Freundschaftsbündniß mit J. Prokop starb unverheirathet am 24. September 1405, Wenzel überließ dessen sämmtliche Besitzungen an J. gegen das Versprechen treuen Beistandes. Fortan waltete Frieden zwischen beiden Vettern. J. wandte seine Thätigkeit dem Erblande, der Lausitz und der Mark zu, wo er namentlich 1408 und 1409 längeren Aufenthalt nahm, ohne dem unglücklichen Lande Nutzen zu bringen, da es ihm hauptsächlich auf Gelderwerb ankam. Der hussitischen Bewegung, welche in Böhmen immer mehr erstarkte, scheint J. nicht feindlich gewesen zu sein; wenigstens hat ihm Huß ein Exemplar des wicleffitischen Trialogus zugesandt und Wenzel übertrug ihm den Spruch in dem Streite zwischen der Universität und dem Erzbischofe, welcher die Bücher Wicleff’s hatte verbrennen lassen. Doch hat er denselben nicht gethan. Merkwürdiger Weise sollte dem Markgrafen noch der Wunsch erfüllt werden, welchen er in früheren Jahren gehegt, die römische Königskrone zu erwerben. Nach dem Tode Ruprecht’s am 18. Mai 1410 sollen ihm die Erzbischöfe von Mainz und Köln die Krone angeboten haben, und obgleich er Anfangs geneigt war, Wenzel weiter als rechtmäßigen König anzuerkennen, wie er bisher gethan, konnte er doch dem Anerbieten nicht widerstehen, vielleicht aus Haß gegen Sigmund. Die Verhandlungen führte vermuthlich Graf Philipp I. von Nassau-Saarbrücken. Vom 30. September sind die Urkunden datirt, in welchen er sich den beiden Kurfürsten gegenüber verpflichtete – auffallender Weise steht nichts von Geldzahlungen darin –, am 1. October erfolgte die Wahl, welche außer jenen beiden seine eigenen, sowie die Gesandten Wenzels und des Herzogs von Sachsen vollzogen, nachdem bereits am 20. September Sigmund von Trier, Pfalz und Friedrich von Nürnberg gewählt worden war. Unklar ist die Stellung, welche Wenzel zu Jodocus’ Wahl einnahm. Zur Krönung und Regierung ist er, der überhaupt, soweit wir wissen, nie den eigentlichen Reichsboden betreten hat, nicht gekommen, denn er starb bereits am 17. Januar 1411. Man glaubte, daß er vergiftet sei und richtete sogar angebliche Schuldige hin; sein Grab wurde ihm in der Thomaskirche in Brünn bereitet. Er starb kinderlos und wie es scheint als Wittwer. Woher seine Frau stammte, ist nicht bekannt, ebenso wenig ihr Name; vielleicht gehörte sie einer Linie der anjovinisch-ungarischen Königsfamilie an. – J. hat nirgends ein gutes Angedenken hinterlassen; alle Lande, welche unter seine Herrschaft oder seinen Einfluß kamen, haben unter seiner Habsucht und seinen Ränken schwer gelitten, die eigene luxemburgische Familie nur Unfriede und bittere Zwietracht durch ihn erfahren. Für seine äußere Erscheinung ist es vielleicht bezeichnend, daß er, obgleich er nicht über 59 Jahre alt geworden sein kann, mehrfach als [111] hochbejahrt bezeichnet wird. Von seinem langen Barte soll er den Beinamen Barbatus geführt haben.

Lindner, Gesch. des deutschen Reiches unter König Wenzel I., II. Pelzel, Lebensgeschichte des Wenceslaus I., II. Palacky, Geschichte von Böhmen, III. 1. Höfler, Ruprecht von der Pfalz. Aschbach, Geschichte Kaiser Sigmunds I. Heidemann, Die Mark Brandenburg unter Jobst von Mähren. Wolny, Excommunication des Markgrafen Prokop, im Archiv für Kunde österreich. Geschichtsquellen, 1852, Bd. 8. Dudik, Gesch. von Raygern, I. Deutsche Reichstagsacten I-III, VII. Riedel, Cod. dipl. Brandenburg. etc. Ungedrucktes Material.