ADB:Jodocus von Eisenach (1. Artikel)

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Artikel „Jodocus von Eisenach“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 111–112, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jodocus_von_Eisenach_(1._Artikel)&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 15:03 Uhr UTC)
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Jodocus von Eisenach (Isenacensis)[WS 1], Theolog und Schriftsteller zu Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts. Zu Eisenach geboren (wann, ist nicht überliefert), war sein bürgerlicher Name Jodocus Trautvetter und so, oder auch Judocus Trutvetter, oder Justus Jodocus Trautvetter, begegnet er auf einigen seiner Schriften, aber schon zu seinen Lebzeiten wurde er schlechthin „Doctor Isenacensis“ genannt und hat diese Bezeichnung bis heute behalten. Nachdem er zu Erfurt Theologie und Philosophie studirt, auch die theologische Doctorwürde sich erworben hatte, wurde er später an dieser Hochschule Lehrer der genannten Disciplinen und hatte auch Luther zu seinem Schüler; zugleich bekleidete er ein Canonicat an der Kirche St. Mariä. Bei seinen Zeitgenossen galt er als ein Mann von großer Gelehrsamkeit („Theologus et Philosophus in Erfordiensi Gymnasio primarius“), als ausgezeichneter Redner und ganz besonder als scharfsinniger Dialektiker. In der scholastischen Philosophie war er ein Schüler und eifriger Nachahmer des Joh. Buridanus, jenes Philosophen des 14. Jahrhunderts, bekannt durch das berühmte Dilemma, womit er die unbestimmte Willkür der Thiere beweisen wollte und das nach ihm zum sprichwörtlichen „Buridanischen Esel“ ward. Als Lehrer scheint er durch seinen Vortrag sich beliebt gemacht zu haben, denn Megalander in einem Briefe an Luther (Epist. I. 59) nennt ihn „praeceptorem suavissimum“, Eob. Hessus feierte ihn in einem lateinischen Elogium und selbst Luther, der, als er zu Erfurt studirte, ihn nebst dem Joh. Gryphius zu besonderen Lehrmeistern hatte, hielt große Stücke auf ihn und „trug vor ihm große Ehrerbietung“. In Seckendorf’s Historia Lutheranismi p. 21 findet sich über dieses Verhältniß folgende Stelle, welche ganz hier zu stehen verdient: „Sed vel maxime inter praeceptores quoque Lutheri numerandus est Jodocus, quem ejus temporis more Doctorem Isennacensem vocabant. Extat ad eum epistola Lutheri Erfordiae anno 1518 data, qua suas theses paulo ante editas in scriptis defendit, cum minus recte valentem alloqui non posset“. In diesem Briefe aber sagt Luther: „Miror quod credere potuisti, me fuisse auctorem concremationis positionum Tezelianarum. Adeo mihi omnem sensum humanum perdidisse credis, ut tam insignem injuriam ego religiosus et Theologus in loco non meo, homini tanti officii, irrogarem?“ Dieses Verhältniß aber änderte sich gründlich, als Luther zu Wittenberg seine reformatorische Wirksamkeit begann und unter den Erfurter Theologen zeigte sich namentlich J. als ein erbitterter Gegner Luthers und seiner Freunde. In einem Briefe an Spalatin (a. a. O. S. 92) schreibt Luther: „Erffurdensibus mea Theologia bis mortem crambe, et inprimis Doctor Isenacensis omnibus placitis meis nigrum Thita praefigit, datis ad me litteris, quibus et dialecticae quoque ignarum nedum Theologiae argueret“. Des Ansehens wegen, in welchem J. zu Erfurt stand, wurde er von den sächsischen Fürsten bald nach Errichtung der neuen Universität Wittenberg als Professor der Theologie dahin berufen, allein er konnte sich mit den dortigen Zuständen nicht befreunden und kehrte bald wieder nach Erfurt zurück, wo er bis zu seinem Tode als Lehrer und schriftstellerisch beschäftigt lebte. Dieser erfolgte am 17. December (nicht am 9. Mai) [112] 1519 nach einem Briefe Luther’s, den zuerst aus einer Handschrift der Jenaer Bibliothek Joh. Fr. Buddeus in seiner „Nova collectio epistolarum Lutheri“ p. 11 veröffentlichte und der in Betreff des J. folgendermaßen lautet: „Hac hora ex socero Lucae pictoris (Cranach) audivi excessisse e vivis D. Doctorem Isenacensem Erffordiae. Timeo et me causam acceleratae suae mortis fuisse, tantum aegritudinis fuit animo ejus, ex meis, ut dicitur, prophanitatibus et temeritatibus, quibus scholasticam Theologiam doluit incredibiliter contemni …“ Unter den Schriften des J., welche zwar zu ihrer Zeit in großem Ansehen standen, jetzt aber zum Theil verschollen und nur dem Titel nach bekannt sind, befinden sich als seine Hauptwerke: „Summa de Dialectica insignis“, „Summa grandis in totam Physicen“, „Epistolae“ und „Orationes“. An der Herausgabe mehrerer zum Drucke vorbereiteter Werke hatte ihn der Tod verhindert.

Joach. Joh. Mader, Scriptorum Centuria. Helmstad. 1660. N. LXIX. (nach einem anonym durch Conrad Wimpina 1514 verfaßten Manuscript). Sammlung von alt. u. neuen theolog. Sachen, 1732, S. 15–18. Hummel, Neue Biblioth. selt. Bücher, S. 159. Seckendorf, Hist. Lutheranismi (Frick, p. 51. Serapeum 1840, 369–75, woselbst zwölf seiner Werke nach Titel und Inhalt besprochen werden, die zum Theil bei Panzer und Hain fehlen.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 38 ein weiterer Artikel.