Zum Inhalt springen

ADB:Ludwig IX. (Herzog von Bayern-Landshut)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ludwig IX., der Reiche, Herzog von Baiern-Landshut“ von Sigmund Ritter von Riezler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 509–513, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ludwig_IX._(Herzog_von_Bayern-Landshut)&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 04:29 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Ludwig VII.
Nächster>>>
Ludwig X.
Band 19 (1884), S. 509–513 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ludwig IX. (Bayern) in der Wikipedia
Ludwig IX. in Wikidata
GND-Nummer 119398613
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|19|509|513|Ludwig IX., der Reiche, Herzog von Baiern-Landshut|Sigmund Ritter von Riezler|ADB:Ludwig IX. (Herzog von Bayern-Landshut)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119398613}}    

Ludwig IX., der Reiche, Herzog von Baiern-Landshut, Sohn Herzog Heinrich des Reichen, geb. am 21. Februar 1417, † am 18. Januar 1479. Durch die Mutter, Margarete von Oesterreich, und den Hofmeister Hans von Trenbeck erhielt er an seinem Geburtsorte Burghausen eine einfache und strenge, mehr ritterliche als wissenschaftliche Erziehung. Von den Regierungsgeschäften hielt ihn, auch nachdem er zum Manne herangereift war, der Vater fern. Am 29. Juli 1450 aber berief ihn dessen Tod zum Herzogthume. Es war eine seiner ersten Regierungshandlungen, daß er alle Juden im Lande, die unter seines Vaters Schutz zu großem Wohlstande gediehen waren, gefangen setzen ließ, ihre Schuldforderungen reducirte, sie um 30 000 Gulden schatzte und dann aus dem Lande trieb. Aus seinen späteren Jahren (1474) wird berichtet, daß er einen Dominikaner nach Regensburg sandte mit dem Auftrage, den dortigen Juden in hebräischer Sprache zu predigen und sie zum Christenthume zu bekehren. Aus den Geleisen der väterlichen Regierung entfernte er sich auch darin, daß er seinen Hofhalt auf glänzenderem Fuße einrichtete und daß er die Klagen der Landstände wegen des übertriebenen Wildstandes nicht unbeachtet ließ. Im übrigen blieb seine Regierung im Innern durch das Vorbild der väterlichen geleitet und durch gute Finanzwirthschaft, strenge Controle der ganzen Verwaltung, einsichtsvolle Fürsorge für die Landwirtschaft und den in den Innthaler Alpen schwunghaft betriebenen Bergbau hatte sie wesentlichen Antheil daran, daß das Land gedieh, Wohlstand und Steuerkraft der Bevölkerung sich hoben. Zur Verschlechterung der Landshuter Pfennige – eine Maßregel, die er übrigens später selbst wieder aufhob, – sah sich L. durch den Vorgang seiner Nachbarn, des Kaisers und des Erzbischofs von Salzburg gezwungen. 1474 führte L., nachdem er auf die Klagen seiner Landstände hin schon vorher manche Uebelstände der Verwaltung und Justiz abgeschafft hatte, unter dem Namen einer Landesordnung eine neue Gerichts- und Polizeiordnung ein. Ohne der Forderung der Stände nachzugeben, daß sie regelmäßig alljährlich berufen würden, ohne überhaupt von den hergebrachten Rechten des Landesfürsten etwas zu opfern, blieb L. mit seinen Ständen doch stets auf gutem Fuße. In kirchlicher Beziehung suchte er die Klöster zu reformiren und der Zuchtlosigkeit im Klerus entgegenzuwirken. Ludwigs bedeutendstes und, wie es scheint, eigenstes Friedenswerk ist die Gründung der ersten bairischen Universität in Ingolstadt, die in unserem Jahrhundert nach Landshut und München verpflanzt wurde. Durch diese That wirkt L. noch heute fort und an ihr erkennt man, daß er, wiewol selbst ohne feinere Bildung aufgewachsen, doch deren Werth zu schätzen und die neue humanistische Bewegung seiner Zeit zu würdigen verstand. Daß ihm litterarische Interessen nicht ganz fremd geblieben, zeigen auch Verse, die er selbst gemacht hat, wiewol an denselben nichts zu loben ist. Sein Entschluß zur Gründung der Universität Ingolstadt war, wie ein Schreiben des Herzogs an Pius II. zeigt, schon 1458 gefaßt, durch den Krieg aber wurde die Ausführung lange verschoben und erst am 26. Juni 1472 konnte L. die Universiät persönlich eröffnen. Nach dem maßgebenden Vorbilde der Universität Wien, also mittelbar Paris, eingerichtet, sollte sie, wie Ludwigs Stiftungsbrief besagte, darauf hinwirken, daß Sinn und Vernunft erleuchtet, der christliche Glaube erweitert, Recht, gute Sitte und Ehrbarkeit gepflanzt würden. Unzweifelhaft ging des Gründers Absicht über eine Abrichtungsanstalt für Beamte hinaus auf Pflege und Förderung der Wissenschaft im humanistischen Sinne. Ingolstadt’s erste Dotation übertraf die aller anderen Universitäten in Deutschland, auch Unabhängigkeit und Freiheit gewährte L. seiner Stiftung in vollem Maße; das schloß jedoch nicht aus, daß er später, als die Spaltung zwischen Nominalisten und Realisten die Professoren entzweite, nochmal persönlich eingriff und mit aller Strenge Eintracht [510] gebot. Vom Streben nach Ausdehnung seiner fürstlichen Macht war L. gleich allen kräftigen Fürsten seines Jahrhunderts nicht frei; immerhin bethätigte er sich auch in der äußeren Politik so maßvoll und zuverlässig, daß man ihn als Freund des Friedens und der Gerechtigkeit und mit den Versen feierte: „Sein Ja, das ward nie Nein gefunden; weß er mit Worten sich verbunden, die Knoten wurden nie aufgelöst.“ Lobenswerth, im Gegensatze der Regierung so vieler Wittelsbacher war auch sein erfolgreiches Bemühen um Einigkeit und Freundschaft mit den anderen wittelsbachischen Linien. Bei seinem Regierungsantritte fand er am Münchener Hofe noch eine tiefe und wohlberechtigte Verstimmung vor, da sein Vater das Erbe der Ingolstädter Linie widerrechtlich allein an sich gerissen hatte; durch Herausgabe einiger Aemter und Schlösser verstand er bald Herzog Albrecht III. von Baiern-München zu versöhnen und auch später wurden kleine Irrungen mit den oberbairischen Nachbarn immer gütlich beigelegt. Enge persönliche Freundschaft verband L. mit Friedrich I. von der Pfalz; schon 1453 stellte er diesem Fürsten bei einem Zerwürfnisse mit Mainz seine bewaffnete Hülfe in Aussicht. Einen unruhigen Nachbarn aber hatte er in Franken in dem ehrgeizigen Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg. Indem dieser die Competenz seines Nürnberger Landgerichtes wider die bisherige Gewohnheit auszudehnen suchte, bedrohte er die bairische Landeshoheit und veranlaßte L., der in diesem Punkte nichts von Nachgiebigkeit wissen wollte und 1457 wegen eines vereinzelten Eingriffs in seine Gerichtsbarkeit die Reichsstadt Dinkelsbühl mit Krieg überzog, zu wiederholten Beschwerden bei Kaiser Friedrich. Da dieselben kein Gehör fanden, schloß der Herzog 1458 mit Friedrich von der Pfalz ein Bündniß gegen den Markgrafen und nahm auf den Kaiser keine Rücksicht mehr: im October dieses Jahres brachte er durch einen Ueberfall Donauwörth in seine Gewalt, das Kaiser Sigmund vor 25 Jahren Ludwig dem Bärtigen abgesprochen und wieder an das Reich gezogen hatte. Wahrscheinlich um ihn in Sachen des Landgerichts gefügiger zu machen, hatte ihm Markgraf Albrecht selbst die Hand dazu geboten. Der Kaiser aber war nicht gesonnen, Donauwörth ohne weiteres aufzugeben, drohte mit einem Reichskriege und ernannte bereits Albrecht und den Markgrafen Wilhelm von Sachsen zu dessen Hauptleuten. Im Juli 1459 bemühte sich eine Versammlung zu Nürnberg um die Erhaltung des Friedens. L., dem der Münchener Hof eben etwas gespannt gegenüberstand, erwies sich insoweit nachgiebig, daß er Donauwörth einstweilen, freilich nicht definitiv aufgab. Bezüglich des Landgerichtes entschied der sogenannte blinde Spruch von Nürnberg, daß der Kläger dem Beklagten in dessen Lande nachfahren, d. h. daß es bei der alten Rechtsgewohnheit verbleiben solle. Albrecht aber, hiermit nicht zufrieden, drängte zum Kriege. Mittlerweile hatte auch der neue König von Böhmen, Georg Podiebrad, mit der Forderung auf Herausgabe einiger nordgauischen Städte und Burgen eine drohende Haltung gegen den Landshuter Hof eingenommen. Das fortdauernde Zerwürfniß mit Albrecht rieth L. dringend mit dem Böhmenkönige freundliche Beziehungen zu pflegen und am 16. October schloß er mit ihm zu Neu-Pilsen eine lebenslängliche Einigung, welche in der That trotz einiger Schwankungen alle Stürme überdauerte. Auf einem Tage zu Eger im November verhielt sich Georg nicht ohne Zweideutigkeit, aber als 1460 der Krieg zwischen L. und Albrecht ausbrach, blieb er der Einigung mit den Baiern getreu. Dieser erste Krieg zwischen Wittelsbach und Brandenburg nahm einen raschen Verlauf: L. kam dem Gegner mit dem Angriffe zuvor, bezwang Eichstädt, drang siegreich in Albrechts Lande ein und zwang ihn zu Roth Frieden zu schließen. Hoch preist der Dichter Rosenpluet die Schonung, mit der L. auf dem neunzigtägigen Feldzug gegen die Bauern verfuhr. Der Friedensvertrag wurde am 29. Juni 1460 zu Nürnberg ausgefertigt [511] und verpflichtete den Markgrafen auf die Vorladung herzoglicher Unterthanen zu verzichten. Albrecht aber hielt sich auch jetzt nicht daran und suchte Hilfe beim Kaiser. Im October gelang es L. bei einem Besuche in Prag das böhmische Bündniß zu erneuern und zu erweitern. Sein gewandter Kanzler, Dr. Martin Maier, der das Jahr vorher in seine Dienste getreten war, um nun zwanzig Jahre lang die Politik des Landshuter Hofes zu lenken, arbeitete einen Reichsreformplan nach dem andern aus. Eben war einer vollendet, wonach an Stelle des unthätigen und unfähigen Habsburgers Georg von Böhmen zum deutschen Könige erhoben werden sollte; dieses Projekt versprach L. in Prag dem Böhmenkönige zu fördern. Nachdem auf dem Kurfürstentage zu Nürnberg (Febr. 1461) der Gegensatz der wittelsbachischen und markgräflichen Partei wieder in voller Schärfe hervorgetreten war, schloß sich L. um so enger an den Böhmen an; dem Gerüchte, daß er selbst nach der böhmischen Königskrone trachte, ließ er am Prager Hofe eifrig widersprechen. An Albrecht wandte sich jetzt L. direkt mit der Forderung des Kriegskostenersatzes und der Genugthuung für Beschimpfungen, die er ihm in seinen Reden zugefügt hatte. Während aber die Unterhandlungen darüber schwebten, war der Krieg schon beschlossen. Zugleich ließ sich L. durch große Vortheile, die ihm Albrecht von Oesterreich, des Kaisers Bruder, zusagte, gewinnen, diesen in seinem Kriege gegen den Kaiser zu unterstützen. Der Kaiser, der vorher eifrig um eine Verständigung mit L. sich bemüht hatte, erklärte ihm jetzt den Krieg und ernannte wiederum den Markgrafen Albrecht zum Reichshauptmann. Bald gerieth dieser in große Bedrängniß, als L. nach der Bezwingung Neustadts a. d. Aisch im September 1461 mit dem Pfalzgrafen Friedrich sich verband und dem Markgrafen entgegenrückte. Des Böhmenkönigs Vermittelung und der früh hereinbrechende Winter veranlaßten jedoch L. die markgräflichen Lande unter Zurücklassung schwacher Besatzungen wieder zu räumen. Ein zu Prag vereinbarter Waffenstillstand ward von Albrecht und dem Kaiser verworfen und der Kampf neuerdings aufgenommen. In Ludwigs Lager sammelte sich jetzt fast die ganze Streitmacht seines Landes; der Böhmenkönig, Erzherzog Albrecht, die Bischöfe von Bamberg und Würzburg versprachen ihm Hilfe, und so rückte er im März 1462, nachdem er zwei verheerende Einfälle Albrechts in sein Gebiet hatte vorüberbrausen lassen, ins Feld, schlug am 24. den Markgrafen vor Gundelfingen, belagerte Ulm, erstürmte Langenau, nahm Neresheim, zog sich aber dann vor den vereinigten Streitkräften des Markgrafen, des jungen Grafen Eberhard von Württemberg und der Reichsstädte nach Rain zurück. Schon waren Unterhandlungen eingeleitet, als die Siegesbotschaft von Seckenheim, wo Friedrich von der Pfalz seinen Gegner bezwungen hatte, L. zu neuem Vorstoße ermuthigte. Nachdem er am 7. Juli den Württembergern Heidenheim abgenommen, schlug er am 17. vor den Mauern dieser Stadt Albrecht und den Grafen von Württemberg zurück. Diese lagerten sich nun unter dem Schutze ihrer Wagenburg oberhalb Giengen, wurden aber von den Baiern am 19. angegriffen, aus ihrer festen Stellung vertrieben und aufs Haupt geschlagen. L. hatte sich vor der Schlacht den Ritterschlag ertheilen lassen und auf die Mahnung, sein Leben keiner Gefahr auszusetzen, geantwortet: das sei ferne von mir, heute will ich lebendig oder todt bei meinem Volke bleiben. Ein schönes Gegenstück dazu bietet die Erzählung, daß er, nachdem die Niederlage des Feindes entschieden war, Befehl gegeben habe, der Fliehenden zu schonen. Ludwigs eigene Verluste in dieser Schlacht waren gering und außer dem Ruhme den gefeiertsten Kriegshelden seiner Zeit besiegt zu haben gewann er reiche Beute. Er belagerte dann einige Zeit Augsburg, kehrte aber, als Albrecht mit neugesammelten Truppen wieder über die Grenze einbrach, an die Donau zurück und zwang den Gegner zur Umkehr. Nach langwierigen Verhandlungen [512] kam am 24. August 1463 zu Prag unter Vermittelung König Georgs der Frieden auf die Bedingungen zustande, daß der Vertrag von Roth hinsichtlich des Nürnberger Landgerichts in Kraft, Donauwörth aber beim Reiche und der Bischof von Eichstädt, den L. landsässig zu machen versucht hatte, bei seiner Landeshoheit verbleiben sollte. Die vor drei Jahren eroberten Städte und Burgen mußte L. unentgeltlich an den Markgrafen zurückstellen. Nach den im Kriege errungenen Erfolgen war der Frieden für L. nicht sehr günstig, gleichwohl scheint er ihn ohne Widerstreben angenommen zu haben. Ein neuer Reichsreformplan, den Martin Maier 1463 entwarf, wies L. die Reichshofmeister-, Richter- oder Hauptmannswürde zu. Als Preis für diesen Vortheil verlangte der Kaiser, mit dem über den Plan verhandelt wurde, die unentgeltiche Herausgabe gewisser Kleinodien in Ludwigs Besitz, die vom Könige Ladislaus stammten, oder die Hälfte aller in Baiern zu erhebenden Groschen. Zuletzt wurde der ganze Reformplan fallen gelassen. Albrecht Achilles hatte dagegen agitirt, er agitirte ebenso gegen den Landfrieden, den L. 1465 zu Ulm mit einem großen Theile der süddeutschen Fürsten und Städte vereinbarte. Indessen war König Georg von Böhmen, da seine utraquistische Gesinnung deutlicher hervortrat, mit der Curie zerfallen. Vergebens versuchte L. durch ein sehr kühnes, wahrscheinlich ebenfalls von Martin Maier entworfenes Projekt eine Sühne zwischen den beiden Mächten herbeizuführen; Papst Paul II. wies den abenteuerlichen Plan schroff zurück und sprach die Absetzung des Böhmenkönigs aus. Im Gedränge seiner kirchlichen Gesinnung und seiner Bundestreue gegenüber dem Böhmen fand sich da L. in einer schwierigen Stellung. Nachdem er sich mit einzelnen seiner Stände berathen, verharrte er in der Neutralität, während der Papst zum Kriege drängte, und setzte noch längere Zeit seine Vermittelungsversuche fort. Auf dem Regensburger Reichstage von 1469, wo Martin Maier das große Wort führte, lehnten die meisten Fürsten die gegen Böhmen verlangte Kriegshülfe ab. Mit Albrecht Achilles war L. auf dem Nürnberger Reichstage von 1467 zuerst wieder persönlich zusammengetroffen, doch blieben die Einungsversuche zwischen den beiden Fürsten fruchtlos. Dagegen hatte sich der Kaiser L. wieder genähert und nahm ihn am 29. Januar 1468, nachdem dieser die geforderten Kleinodien gegen eine Zollverschreibung an ihn ausgeliefert hatte, zu Gnaden auf. Dem Herzoge Albrecht von Baiern-München leistete L. 1470 kraft ihres Bündnisses Hülfe in der Fehde gegen Hans von Degenberg auf Nußberg, wobei er dessen Schloß Säldenburg eroberte. Als der Degenberger dann seine Zuflucht zum Böhmenkönige nahm, fürchtete man, daß der immer vermiedene Krieg mit Böhmen doch noch ausbrechen werde, doch Georgs Tod trat dazwischen. Auch durch die Fruchtlosigkeit der wiederholten Versuche Ludwigs, seinen Freund Friedrich von der Pfalz mit dem Kaiser auszusöhnen, ward nun der Frieden nicht mehr gestört. Auf dem großen Reichstage zu Regensburg 1471, wo erfolglose Berathungen über die Türkenhülfe gepflogen wurden, empfing L. den Kaiser in so prächtigem und großartigem Aufzuge, daß er alle anderen Fürsten in Schatten stellte. In dem damals ausgebrochenen Bruderzwiste der Münchener Herzoge suchte L. zu vermitteln. Als Albrecht IV. seinen jüngeren Bruder Christoph gefangen setzen ließ, beschuldigte der dritte Bruder Wolfgang Martin Maier als den Urheber der That, wogegen sich L. eifrig seines Rathes annahm. Den Hans Erlbach aber, der zur Zeit, als er in seinen Diensten gestanden, die durch L. und seinen Kanzler über Erhebung des Böhmenkönigs auf den deutschen Thron geführten Unterhandlungen dem Kaiser verrieth, ließ L. damals gefangen setzen, foltern und hinrichten. Mit Augsburg hatte er 1469 seinen Frieden und ein Bündniß geschlossen. 1470 folgte ein solches mit Nürnberg, 1475 mit Regensburg. Die Spannung zwischen L. und dem Markgrafen Albrecht hatte [513] nochmal einen drohenden Grad erreicht, als auch das mit L. verbündete Nürnberg in Händel mit diesem Fürsten gerieth. Endlich aber ward ein besseres Verhältniß zwischen den alten Gegnern hergestellt und als L. 1475 zu Landshut die Hochzeit seines Sohnes Georg mit der polnischen Königstochter Hedwig feierte, konnte er wie den Kaiser so auch den Markgrafen Albrecht als Gäste empfangen. L. hatte sich 1452 mit Amalie von Sachsen vermählt. Eine Woche lang war in Landshut mit Aufsehen erregendem Prunk die Hochzeit gefeiert worden; auf alle Schichten der Bevölkerung war die Gastfreiheit ausgedehnt, 9000 Pferde wurden auf Kosten des Herzogs gefüttert. Gleichwohl wurden Glanz und Ruhm dieses Festes noch übertroffen durch die Hochzeit, die L. jetzt seinem Sohne ausrichtete. Der Reichthum der Bewirthung, welche nicht nur den fürstlichen Gästen, sondern der ganzen ungeheueren Menge von Fremden gespendet ward, der Prunk der Gewänder, die Mannigfaltigkeit von Turnieren, Tänzen und anderem Schaugepränge entsprach dem Ruhme, den der Landshuter Hof wegen seines Reichthums genoß. Außer dem Prinzen Georg, den L. – anders als sein Vater ihm gegenüber gethan – früh zur Regierung heranzog, hatte die Herzogin Amalie ihrem Gemahl eine Tochter geboren. Später scheint das Verhältniß der Gatten nicht das innigste gewesen zu sein; die Herzogin schlug ihre Residenz getrennt vom Gemahle, in Burghausen auf und die Strenge der Etikette, welche sie nach Ludwigs Weisung dort umgab, erinnert mehr an Bewachung als an Ehrenbezeigung. In seinen höheren Jahren litt L. an Podagra, wogegen er nicht nur bei Aerzten, sondern auch bei Astrologen Hülfe suchte; auch artete seine Wohlbeleibtheit in eine Körperfülle aus, die ihm das Reisen fast ganz verwehrte. Immerhin hielt er noch 1478 auf die Kunde eines neuen Türkeneinfalles in Freising und Landshut Berathungen mit den Nachbarn über die Mittel der Abwehr. Vierzehn Tage vor seinem Tode unterhandelte er noch zwischen den Erzbischöfen von Salzburg und Gran. Er hinterließ seine Lande in blühendem Wohlstand und vergrößert durch einige Städte und Schlösser, die er angekauft hatte; der Plan einer größeren Erwerbung, der ihn in den letzten Jahren beschäftigte, war nicht über die ersten einleitenden Schritte hinaus gediehen. Nach dem Tode Karls des Kühnen von Burgund nämlich (1477), der als Erbin nur eine Tochter hinterließ, glaubte L. das weibliche Erbrecht bestreiten und die wittelsbachischen Ansprüche auf Holland erneuern zu können. Er bedachte nicht, daß Holland durch weibliches Erbrecht auf Philipp von Burgund, ja im Grunde durch dasselbe vorher auch an das Haus Wittelsbach gekommen war. Zu gemeinsamer Geltendmachung der wittelsbachischen Ansprüche vereinigte er sich mit Albrecht von Baiern-München, aber die Gesandtschaft, welche die beiden Fürsten nach Holland schickten, um die Stimmung des Landes zu erforschen, fand bald, daß dort für die Wittelsbacher nichts mehr zu hoffen sei (s. ihren Bericht bei v. Mussinan, Gesch. der Linie Straubing-Holland, S. 88).

Kluckhohn, L. der Reiche, 1865. Geiß, Beiträge zur Lebensgeschichte Ludwigs d. R. (mit Regesten und Itinerar), Oberbayer. Archiv, IX, 353 ff. Landshuter Chronik in Städtechroniken, XV, bes. 300. v. Hasselholdt-Stockheim, H. Albrecht IV. v. Bayern. Höfler, Das kaiserliche Buch des Markgrafen Albrecht. Derselbe, Ueber die politische Reformbewegung in Deutschland im 15. Jahrhundert und den Antheil Bayerns an derselben. Prantl, Gesch. der Ludwig-Maximilians-Universität in Ingolstadt, Landshut, München. Der Dichter Rosenpluet, genannt Schnepperer, hat L. in einem Gedichte besungen (v. Liliencron, Volkslieder I, 512).