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ADB:Albrecht III. (Herzog von Bayern-München)

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Artikel „Albrecht III., Herzog von Baiern-München“ von Karl Theodor von Heigel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 231–233, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Albrecht_III._(Herzog_von_Bayern-M%C3%BCnchen)&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 17:54 Uhr UTC)
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Albrecht III., Herzog von Baiern-München, der einzige Sohn des Herzogs Ernst und seiner Gemahlin Elisabeth, Tochter des Vicecomes Barnabas Visconti von Mailand, ist geb. 27. März 1401, † 1460. Seine Erziehung erhielt er am Hofe seiner Tante, Königin Sophie, zu Prag. Es wird berichtet, er habe damals namentlich für Musik Neigung gefaßt und in dieser Kunst hervorragende Fortschritte gemacht. Um das J. 1417 kehrte er nach München zurück, zog aber bald, im Frühjahr 1420, wieder nach Böhmen, diesmal mit den Waffen in der Hand, im Gefolge der bairischen Herzoge Wilhelm und Heinrich, die sich am Feldzug gegen die Hussiten betheiligten, der mit dem Siege der Rebellen endete. Glücklicher waren A. und sein Vater im Kampfe gegen den Vetter Ludwig, Herzog von Baiern-Ingolstadt, der im Treffen bei Alling (21. Sept. 1422) geschlagen wurde. A. wagte sich im Handgemenge zu kühn unter die feindlichen Haufen und stand in Gefahr in Gefangenschaft zu gerathen, wurde aber durch das energische Vordringen des Vaters befreit. Auch in den nächsten Jahren nahm A. Theil an verschiedenen Fehden gegen widerspenstige Große des Landes und neuen Kämpfen gegen die Hussiten. Dem ritterlichen Fürsten zu Ehren wurde in den Faschingstagen 1428 vom Rath der Stadt Augsburg ein Festturnier veranstaltet, doch läßt sich nicht erweisen, daß der Fürstensohn schon damals mit der vielgenannten Agnes Bernauerin bekannt wurde. Erst seit dem J. 1432 scheint er sich ihr genähert zu haben und nahm endlich die schöne Augsburgerin zu sich auf seine Burg in Straubing. Die ganze Erzählung Lipowsky’s von dem Liebesleben des Paares in der Veste Vohburg ist in das Reich des Romans zu verweisen. Ueber die Art des Verhältnisses, [232] in welchem die Liebenden zu einander standen, weichen die Mittheilungen der Quellen von einander ab. Während Füterer und andere Chronisten von einem heimlichen Ehebund sprechen, will Arnpeck nur von einem Eheversprechen wissen; feststellen läßt sich weder die eine, noch die andere Angabe. Aus dem Umstande, daß Agnes nach ihrem Tode in einer von Herzog Ernst ausgestellten Urkunde als „ehrbare Frau“ bezeichnet wird, könnte vielleicht auf einen wirklichen Ehebund geschlossen werden; die Thatsache, daß Herzog A. 1434 wegen seines Verhältnisses zur Bernauerin vom Turniergericht zu Regensburg zurückgewiesen wurde – „ob amasiam Agnetem“, schreibt der Chronist Andreas von Regensburg – spricht aber gegen die Legitimität der Ehe. Erst im folgenden Jahre unternahm der Vater, Herzog Ernst, feindselige Schritte. Während A. eben aus unbekannten Gründen abwesend war, leitete Johann von Degenberg im Auftrag des regierenden Herzogs das Gerichtsverfahren gegen Agnes ein, das mit einem Todesurtheil endete. Die Unglückliche wurde am 12. Oct. 1435 in der Donau ertränkt. Wie Aventin angibt, wäre das harte Urtheil durch das trotzige Benehmen der Angeklagten hervorgerufen worden. „Das Weyb wardt so in Posheit verhartet“, heißt es in einer handschriftlichen Genealogie der bairischen Herzoge, „daz sy den Herzog Ernst nit als ihren Richter vndt Herren halten wolt, da sy selbst Herzogin zu seyn angab, vnd daz erposte Herzog Ernst wider sy, daz er das Weyb nemen last vndt ersaufen“. Sage und Dichtung umspannen bald die düstere Episode, doch nur unsere Angaben, auf den neuesten Forschungen beruhend, sind historisch begründet. Nur die Tradition weiß von einem Rachekrieg des erbitterten A. gegen seinen Vater; festzustellen ist blos, daß sich A. zu seinem Vetter Ludwig nach Ingolstadt begab und Ernst, den schlimmen Rath seines alten Gegners fürchtend, den Kaiser Sigmund um Vermittlung anging. Er gibt dabei an, Agnes habe die größte Härte gegen A. selbst verübt und sei sogar damit umgegangen, den jungen Herzog Adolf zu vergiften. Dem Kaiser scheint die Vermittlung rasch gelungen zu sein, da A. schon wieder im November 1435 in Vohburg Regierungsgeschäften obliegt und 1. Dec. einen Geleitsbrief nach München erhielt, worin ihn Ernst seinen lieben Sohn nennt. A. begab sich wirklich München und ließ dort „mit Gunst und Willen des Vaters“ 12. Dec. eine Urkunde über eine der verstorbenen Agnes gewidmete Meßstiftung ausstellen. Auch Herzog Ernst stiftete zu ihrem Andenken einen Jahrtag und ließ über ihrem Grabe eine Kapelle bauen. Das gute Einvernehmen zwischen Vater und Sohn wurde erst wieder gestört, als A. bei Ausbruch der Fehde zwischen den Herzogen von Ingolstadt und Landshut für den ersteren Partei ergriff und die Veste Neustadt mit Sturm einnahm. Als durch die Bemühungen des Kurfürsten Friedrich von Brandenburg ein friedlicher Vergleich zu Stande gekommen war, ernannte Ernst seinen Sohn zum Mitregenten. A. vermählte sich 6. Nov. 1436 mit Anna, der Tochter des Herzogs Erich von Braunschweig. Nach dem Tode des Vaters 1438 übernahm er die Regierung des ganzen Landes. Er ließ sich namentlich die Reform der bairischen Klöster angelegen sein, weshalb ihm die Nachwelt den Beinamen des Frommen gab. In der Fehde des jüngeren Ludwig von Ingolstadt gegen seinen Vater stand der Münchner Herzog auf Seite des Sohnes, der ihm dafür wichtige Theile seines Erbes verpfändete. Um diese Zeit eröffnete sich für den Herzog auch die Aussicht, auf den böhmischen Königsthron zu gelangen. Die böhmischen Stände waren schon mit der Uebertragung der Krone ihres Landes durch Kaiser Sigmund an den österreichischen Herzog Albrecht IV. unzufrieden gewesen und nach dem Tode des letztgenannten zeigten sich mehrere Häupter des Adels geneigt, ihr freies Wahlrecht durch Einsetzung Albrechts von Baiern zu bethätigen und den nachgeborenen Sohn ihres verstorbenen Königs [233] zu übergehen. Es wurden darüber längere Zeit schriftliche Unterhandlungen zwischen Zdenko von Ramsperk und Albrechts Hofmeister, dem Böhmen Jan von Sedlitz, gepflogen. Der Herzog selbst erlaubte sich nur die Bemerkung, er erinnere sich stets mit Freude an seinen Aufenthalt in Böhmen. Der böhmische Landtag ging wirklich auf den Plan ein. Am 23. Juni 1440 vereinigten sich fast alle Wahlstimmen auf A. von Baiern und eine Gesandtschaft wurde nach München abgeordnet, um das Wahlergebniß kundzumachen. A. erklärte aber, definitive Entscheidung erst treffen zu können, wenn von sämmtlichen gesetzlichen Vertretern der böhmischen Landschaft streng untersucht sei, ob er rechtlich und nützlich ihr König werden könne. Doch schon in Bezug auf die von beiden Seiten gestellten Bedingungen zeigten sich Differenzen. Auch erhob Königin Elisabeth, Wittwe Albrechts IV., Einsprache gegen das Vorgehen der böhmischen Stände und Albrechts Wahl. Bei einer Zusammenkunft mit böhmischen Gesandten in Cham gab deshalb A. die Erklärung ab, er müsse als Lehenträger des römischen Reichs die Sache vor den Richterstuhl des deutschen Königs bringen und dessen Entscheidung sich fügen. Die Erzählung Arnpeck’s, A. habe großmüthig auf die Rechte des verwaisten Ladislaus aufmerksam gemacht, ist mit der Aeußerung des Herzogs unvereinbar, er erkenne das freie Wahlrecht der böhmischen Herren an und glaube, daß sie ihre Wahl vor der ganzen Christenheit als rechtlich und ehrlich verantworten könnten. Dagegen stellte König Friedrich die Wahlberechtigung der böhmischen Stände in Abrede und A. beeilte sich, ihn in Kenntniß zu setzen, er werde sich in allem dem königlichen Willen fügen. Damit beruhte die Angelegenheit. 1447 kam es nach dem Tode des Ingolstädter Herzogs Ludwig im Bart über dessen Verlassenschaft zwischen den nächsten Erben, A. von München und Heinrich von Landshut, zu Streitigkeiten. Auch diesmal begnügte sich der Münchner Herzog mit der Erklärung, die Entscheidung dem Reichsoberhaupt überlassen zu wollen; Heinrich dagegen bemächtigte sich rasch mit gewaffneter Hand fast des ganzen ingolstädtischen Antheils und Albrechts Protest änderte nichts mehr an der Sachlage. In seinen letzten Lebensjahren wurde A. in Zerwürfnisse mit seiner Landschaft verwickelt. Namentlich protestirten die niederbairischen Stände heftig gegen die ihnen angesonnene engere Verbindung mit dem bairischen Oberland, und der Herzog bewilligte diese und andere Forderungen, um nicht an der Ausschreibung von mancherlei Steuern durch ein ständisches Veto gehindert zu werden. Der Competenzstreit zwischen Regierung und Landschaft war noch nicht erledigt, als Herzog A. 29. Febr. 1460 starb. Er wurde im Kloster Andechs bestattet. Zeitgenössische Chronisten rühmen seine Milde und Leutseligkeit, tadeln aber seine Schwäche und Sinnlichkeit.

Mittermüller, Albert III.; Mettener Programm vom J. 1866/67. 1869.