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ADB:Maßmann, Siegfried

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Artikel „Maßmann, Siegfried“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 571–572, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ma%C3%9Fmann,_Siegfried&oldid=- (Version vom 8. Dezember 2024, 00:03 Uhr UTC)
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Maßmann: Siegfried M., Landschaftsmaler (ältester Sohn des Germanisten Dr. H. F. Maßmann), geb. am 13. Decbr. 1829 zu München, zeigte, geführt durch den Unterrichtsgang seines Vaters, frühzeitig eine ausgezeichnete handliche Geschicklichkeit, die sich bald als entschiedenes Kunsttalent aussprach. „Ohne Wahl und Schwanken wendete sich dasselbe auch sogleich der Landschaft zu und die Sicherheit dieser Neigung fand in Uebereinstimmung mit der klaren Ruhe, der sanften Festigkeit und der Seelenreinheit dieses Charakters einen entsprechenden Ausdruck in den leichten, feinen, bestimmten und richtig empfundenen Umrissen, mit denen er seine Naturstudien zeichnete“. Ohne sich an einen besonderen Meister anzuschließen, folgte er der durch Morgenstern, Schleich u. A. vertretenen Richtung mit der besonderen Anlage für Farbe, breitere Wiedergabe und poetische Stimmung. Im Sommer 1843 ging M. mit seinem Vater nach Berlin, kehrte aber bald mit auffallend weiter entwickelten Kunstkräften nach München zurück. „Vorzüglich waren es Naturstudien und kleine Aquarelle, die er mit bewundernswerther Leichtigkeit, Klarheit und Naturwahrheit ausführte und mit denen er auf einmal als ein geübter und geachteter Künstler unter seinen Kunstgenossen dastand. Bald gelangen ihm auch in gleicher Weise die Versuche, die er mit Oelfarben machte und seine Arbeiten wurden beachtet und gesucht“. So brachte er 1849 eine „Landschaft“ in den Kunstverein, zwei durchgeführte [572] Partien aus Nürnberg, 1850 eine Landschaft mit dem „Kochelsee“ und viele Aquarelle aus Nürnberg, Starnberg etc. (vgl. Beil. 300 zur Neuen Münchener Ztg. vom 17. Decbr. 1852). Diese schöne künstlerische Begabung war aber mit schweren physischen Opfern verbunden. Ein scrophulöses Leiden hatte ihm schon in seinem fünften Lebensjahre den Verlust des rechten Auges und eine Schwächung des linken Fußes zugezogen, so daß er nur mit Hülfe einer durch Prof. Joseph Schlotthauer construirten Maschine zu gehen vermochte. Bald versagte auch der rechte Fuß seine Dienste, so daß sich M. in seinen Naturstudien erst wesentlich beschränkt, dann eine Zeitlang ganz von ihnen abgeschnitten sah, bis er endlich wieder in einem für ihn gebauten Wägelchen den Anblick von Berg, Thal, Wasser und Wald genießen konnte. Dessen ungeachtet blieb seine Seele ruhig und der Friede und die Freude eines sonnigen Maitages schien auf ihr zu ruhen. Es war unendlich rührend, den guten, treuen Menschen in seinem Zimmerchen oder auch im freien Felde vor der Staffelei sitzen und in der durch seine kranken Füße bedingten, höchst unbequemen Lage fleißig und innerlich froh malen zu sehen. Und dieses halbe Leben, dessen einziger Trost die Kunst und Natur bildeten, loderte unter Freunden in heiterer Fröhlichkeit empor, da sprudelte sein trockener, plastischer, nie verletzender Witz; zugleich übte er ein seelenvolles Zitherspiel. Inzwischen kam zu den bisherigen aufzehrenden Leiden noch eine Lungenkrankheit; vergebens suchte er das versickernde Leben zu halten. Weder Meran, welches er im Frühlinge 1853 besuchte, noch Italien und Rom, wozu ihm die Gnade König Friedrich Wilhelm’s IV. die Mittel gewährte, vermochte das verglimmende Feuer neu anzufachen; der arme Dulder erlag am 27. December 1853 seinem schmerzvollen Dasein. M. war „ein Muster einer geistig, sittlich und künstlerisch ebenmäßigen Frühvollendung“. – Von seinen Arbeiten ist unseres Wissens nur eine „Landschaft“ (Original im sog. König-Ludwig-Album) durch Fr. Würthle’s Lithographie vervielfältigt.

Vgl. den schönen Nekrolog Ernst Förster’s im Stuttgart. Kunstblatt 1854, Nr. 5 und den Bericht des Münchner Kunst-Vereins f. 1854, S. 50.