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ADB:Maass, Johann Gebhard Ehrenreich

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Artikel „Maaß, Johann Gebhard Ehrenreich“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 1–2, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Maass,_Johann_Gebhard_Ehrenreich&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 03:41 Uhr UTC)
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Maaß: Johann Gebhard Ehrenreich M., geb. am 26. Februar 1766 in Krottendorf bei Halberstadt, † in Halle am 23. December 1823, Sohn eines vielseitig gebildeten Predigers, erhielt seit 1780 den Vorbereitungsunterricht an der Domschule zu Halberstadt und bezog 1784 die Universität Halle, wo er zuerst theologische und hierauf philosophische Vorlesungen hörte und als Student bereits Unterricht im Hebräischen und in Mathematik am Waisenhause und am Pädagogium ertheilte. Nachdem er 1787 die Magisterwürde erlangt und sich durch eine „Dissertatio exhibens paralipomena ad historiam doctrinae de associatione idearum“ als Privatdocent habilitirt hatte, wurde er 1791 außerordentlicher und 1798 ordentlicher Professor; er vertrat als sehr beliebter Lehrer außer den Fächern der Philosophie auch Mathematik und Rhetorik. Als Rector hatte er im J. 1806 die Aufgabe, durch eine Ansprache an den siegreich einziehenden Napoleon die Universität dem Schutze desselben zu empfehlen, worauf jedoch wegen der deutsch-patriotischen Gesinnung der Studirenden die Auflösung der Anstalt erfolgte, und während der zweiten Katastrophe, welche 1813–15 über die Universität Halle hereinbrach, übernahm M. die Leitung der Lazarethe sowie des Frauenvereins und der Armenpflege. Sowol bei diesen trüben Verhältnissen als auch sonst während seines Lebens erwarb er sich durch seine Sittenreinheit und Rechtlichkeit die allgemeine Achtung der Mitlebenden; körperlich seit seiner Jugend von schwächlicher Gesundheit erlag er einem längeren Brustleiden. – Als philosophischer Schriftsteller gehörte M. zunächst zu jener ausgebreiteten Gruppe, welche vom Leibniz-Wolff’schen Standpunkte aus gegen Kant reagirte, und so war er geistesverwandt mit J. C. Schwab, mit Feder und Garve, mit Wyttenbach, dessen Logik er in mehreren Ausgaben veröffentlichte, und besonders war er innig verbunden mit dem Hallenser Eberhard (s. Allg. D. Biogr. Bd. V S. 569 f.), in dessen „Philosophisches Magazin“ er als eifriger Mitarbeiter mehrere der Bekämpfung Kant’s gewidmete Aufsätze lieferte: „Briefe über die Antinomie der Vernunft“ (1788), „Ueber die transscendentale Aesthetik“ (1789), „Ueber die Möglichkeit der Vorstellung vom Dinge an sich“ (1789), „Ueber den Satz des zureichenden Grundes“ (1790). Aber bald fand er wie manche Andere trotz aller Gegnerschaft gegen die theoretische Philosophie Kant’s doch Anknüpfungspunkte an denselben im Gebiete der praktischen Vernunft, und diese Wendung zeigt sich in seiner Schrift „Ueber die Aehnlichkeit der christlichen mit [2] der neuen philosophischen Sittenlehre“ (1791), sowie in „Kritische Theorie der Offenbarung nebst Berichtigung der Schrift „Christus und die Vernunft““ (1792 anonym gegen den anonymen Autor A. Riem). Zugleich jedoch scheinen ihm um diese Zeit die tieferen Systemfragen gleichgültiger geworden zu sein, indem er sich auf andere Gebiete und innerhalb der Philosophie auf formale Logik und empirische Psychologie warf. So verfaßte er mehrere Zusätze zu Schatz’s deutscher Uebersetzung der Songes et visions philosophiques des Seb. Mercier (1791) und „Ideen zu einer physiognomischen Anthropologie“ (1791 anonym). Dann folgten „Versuch über die Einbildungskraft“ (1792), „Bestätigung des Satzes, daß die Geometrie aus Begriffen beweise“ (1792 im Phil. Magazin), „Nachträge zu Sulzer’s Theorie der schönen Künste“ (1793), hieraus „Grundriß der Logik“ (1793, ein jedenfalls scharfsinniger Formalismus, eine 4. Auflage hiervon noch 1823), ferner „Ueber Rechte und Verbindlichkeiten“ (1794), „Grundriß der reinen Mathematik“ 1796), „Grundriß der Rhetorik“ (1798), „Versuch über die Leidenschaften“ (1805–7, 2 Bde.), „Grundriß des Naturrechtes“ (1808), „Versuch über die Gefühle“ (1812). Nachdem er auch in Novellen und Romanen sich versucht hatte, welche er anonym als „Familiengemälde“ (1813 f., 4 Bde.) herausgab, warf er sich schließlich (ähnlich wie K. L. Reinhold) auf Synonymik und veröffentlichte in 6 Bänden „Sinnverwandte Wörter zur Ergänzung der Eberhard’schen Synonymik“ (1818–21); ein Auszug hieraus und aus Eberhard selbst ist das „Handbuch zur Vergleichung und richtigen Anwendung der sinnverwandten Wörter“ (1823).

Neuer Nekrolog d. Deutschen, Jahrg. 1823, Bd. II, S. 753 ff.