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ADB:Mannlich, Johann Christian von

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Artikel „Mannlich, Johann Christian von“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 207–209, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mannlich,_Johann_Christian_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 10:34 Uhr UTC)
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Mannlich: Johann Christian v. M., Maler und Galeriedirector, geb. am 4. October 1740 zu Straßburg, † am 3. Januar 1822 zu München, stammte aus einer Augsburger Patrizierfamilie, kam mit seinem Vater Konrad M. (s. u.) nach Zweibrücken, studirte, anfänglich zur Theologie bestimmt, auf dem Gymnasium daselbst; da er seine Schulbücher und Hefte mit Randzeichnungen füllte, erkannte der Vater rechtzeitig die künstlerische Begabung und unterrichtete ihn nach den Anfangsgründen; bald darauf sendete Herzog Christian IV. den Jüngling nach Mannheim zum Maler Zinzenich und dem Bildhauer und Architekten Peter Verschafelt. Im J. 1763 ging M. mit seinem Herzog nach Paris, wo ihn der hohe Maecen selbst bei Charles Vanloo und François Boucher einführte, welch’ Letzterer ihn zum Schüler annahm. M. blieb aber nur kurze Zeit und kehrte schon 1764 wieder nach Mannheim zurück, machte aber 1766 mit dem Herzog eine zweite Reise nach Paris, von wo M., welcher mit einer „Venus“ eine Probe seiner Technik abgelegt hatte, auf Empfehlung des Herzogs als Pensionär der französischen Akademie 1767–71 nach Rom und Neapel ging. Gegen Boucher’s Rath studirte M. Raphael’s Werke, zeichnete und copirte selbe und verwerthete später diese Ausbeute als Lehrmittel für junge Maler. Endlich zog er über Florenz, wo M. mit Raphael Mengs bekannt wurde, nach Parma, vertiefte sich daselbst in Correggio’s Manier, so daß M. durch ein Diplom vom 27. Juni 1771 zum Mitglied der Reale Accademia delle Belle Arti (Original [208] in der Maillinger-Sammlung 1876, I. 113 Nr. 1047) aufgenommen wurde. Nach dem Tode seines Vaters 1772 erhielt M. dessen Stelle mit der Leitung der neuen Kunstschule zu Zweibrücken, später ernannte ihn Herzog Karl III. zu seinem Hofmaler und Baudirector. Bei Ausbruch der französischen Revolution brachte M. die Galerie von Zweibrücken nach Mannheim in Sicherheit (1793). Auch Maximilian Joseph bewahrte ihm seine Gunst und rief M. nach München, ernannte ihn zum Centraldirector aller Kunstsammlungen in Baiern und verlieh ihm 1808 den Verdienstorden der baierischen Krone. M. vereinte die Gemäldesammlungen von Zweibrücken, Mannheim und Düsseldorf nach München und Schleißheim und verfaßte darüber einen dreibändigen Katalog („Beschreibung der churpfalzbaierischen Gemähldesammlungen zu München und Schleißheim“, München 1805–1810) und verwendete die Lithographie zu Kunstzwecken. Unter seiner Leitung begann 1810 die Herausgabe der Originalhandzeichnungen des königlichen Kupferstichcabinets (Ouevres lithographiques, 432 Blätter in 72 Heften) mit Strixner, Piloty und seinen Zöglingen, wobei M. selbst Blätter dazu gab. Im J. 1817 unternahm M. die Wiedergabe der vorzüglichsten Gemälde aus den beiden Galerien, ein wahres Prachtwerk, wobei die Lithographie als Kunst auftrat und außer Strixner und Piloty auch Dorner, Muxel, Lorenz und Dominik Quaglio, Heideck und Auer als Steinzeichner mitwirkten. M. war nicht nur ein trefflicher Maler und ausgezeichneter Lehrer, sondern behauptete auch als Schriftsteller eine achtungswerthe Stellung. Als Maler bewegte er sich mit gleicher Leichtigkeit im Gebiete der antiken Mythologie und des christlichen Kultusbildes; seine im Geiste der akademischen Richtung gehaltenen Compositionen zeigen von lebhafter Phantasie, Charakter, Ausdruck, richtiger Zeichnung und glänzendem Colorit, wozu ihm Rubens als Vorbild diente. Als Schriftsteller kann M. mit seinem Werke „Versuch über Gebräuche, Kleidung und Waffen der ältesten Völker bis auf Konstantin den Großen“ (München 1802, mit Kupfertafeln in 4°) als Vorläufer der Kulturhistoriker und Costümforscher gelten; es verdient allen Dank, daß er das Studium Raphael’s wieder empfahl, wozu er seine freilich ziemlich flauen Copien verwerthete (vgl. „Zeichnungsbuch für die Zöglinge der Kunst und für Liebhaber, aus Rafael’s Werken gezogen“, 18 Blätter in Fol., in Umrissen lithogr. von Strixner 1804); er wagte sich auch an das Gebiet der Aesthetik („Versuch über die Schönheitslehre“, München 1812, mit 8 Kupfern) und betonte das Studium der Anatomie („Versuch über die Zergliederungskunde für Zöglinge und Liebhaber der bildenden Künste“, München 1812, mit 8 Kupfern). Als Dichter versuchte sich M. 1793 mit einer Idylle, welche jedoch erst 1812 unter dem charakteristischen Titel „Aeskulap’s Hahn und Amor’s vergiftete Fackel“ (nebst einigen Fabeln und sechs eigenen Compositionen in Lithographie) erschien. M. verfaßte 1817 auch seine Autobiographie in französischer Sprache (eine Abschrift dieser Memoiren in vier Foliobänden ist auf der Münchener Hof- und Staatsbibliothek hinterlegt), woraus Professor Späth in Nr. 42–44 des Stuttgarter Kunstblatts vom 27. Mai bis 3. Juni 1822 Auszüge gab. – Mannlich’s Porträt hat Seele gemalt, Hofnaß gezeichnet und L. Quaglio lithographirt. M. sammelte auch eine Privatgalerie, welche erst im September 1875 durch Karl Förster zu München versteigert wurde. Hier sei auch noch kurz seines Vaters und Großvaters gedacht. Konrad M., geb. 1701 zu Augsburg, lernte bei Joh. Kupetzki in Wien, bereiste Ungarn und dachte nach Italien zu gehen, erkrankte aber zu Triest. Von hier berief ihn Herzog Eberhard Ludwig nach Stuttgart und bald darauf der Pfalzgraf Christian III., Herzog von Birkenfeld nach Rappolsweiler im Elsaß als ersten Hofmaler; mit seinem gnädigsten Herrn übersiedelte M. auch nach Zweibrücken, wo er 1759 starb. Konrad M. malte Historien, Porträts und insbesondere Thiere [209] „mit großer Vollkommenheit, einfacher, deutlicher Anordnung, richtiger Zeichnung, hellem kräftigem Colorit und einer leichten, geistreichen, fleißigen Behandlung“ (Späth). In Schleißheim befinden sich die Bildnisse des herzoglich zweibrückener Cabinetssecretärs Louvier und etliche Thierbilder. Als Mannlich’s Schüler wird Daniel Hirn genannt. – Johann Heinrich M. (Vater des Vorstehenden), geb. 1660, † 1718 zu Augsburg, fertigte als berühmter Silberarbeiter 1710 für den damaligen Kurfürsten von der Pfalz einen Altar aus Silber mit lebensgroßen Statuen und für den Kurfürsten Max Emanuel ein vielbewundertes goldenes Service mit dem Bildnisse dieses Fürsten.

Vgl. Späth in Nr. 42–44 im Stuttgarter Kunstblatt, 1822. Nagler 1839 VIII, 243 ff.; XVI, 258 ff. Raczynski II, 456. Seubert 1878 II, 511.