Zum Inhalt springen

ADB:Mauroy von Merville, Franz Freiherr

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Mauroy von Merville, Franz Freiherr“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 710–711, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mauroy_von_Merville,_Franz_Freiherr&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 04:48 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Mauritius, Kaspar
Nächster>>>
Maurus, Nicolaus
Band 20 (1884), S. 710–711 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Dezember 2019, suchen)
Franz Freiherr Mauroy von Merville in Wikidata
GND-Nummer 136677525
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|20|710|711|Mauroy von Merville, Franz Freiherr|Adolf Schinzl|ADB:Mauroy von Merville, Franz Freiherr}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=136677525}}    

Mauroy v. Merville: Franz Freiherr M. v. M., gewöhnlich nur Merville genannt, k. k. Feldmarschalllieutenant, einem niederländischen Adelsgeschlechte entsprossen, wurde im J. 1759 zu Löwen im jetzigen Belgien geboren und starb am 3. April 1816. Für dessen biographische Beschreibung stehen einstweilen wenige, nur zum Theil verläßliche Quellen zu Gebote. Dennoch kann M. schon jetzt als kühner, entschlossener Krieger und umsichtig-erfolgreicher Truppenführer um so mehr hervorgehoben werden, als ihn die eigenen Kriegsgenossen sowohl des Ritter- als auch des Kommandeurkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens würdig befunden haben und er auf Grund dieser Auszeichnungen in den Freiherrnstand erhoben wurde. Wie allgemein angegeben wird, soll M. mit 16 Jahren, somit wahrscheinlich im J. 1775 in das Infanterieregiment Gemmingen Nr. 21 als Fähnrich eingetreten sein, dann während der Türkenkriege (1788–1791), an welchen übrigens das genannte Regiment nicht Theil nahm, die Ernennung zum Kapitänlieutenant, hierauf 1794 jene zum Grenadierhauptmann erlangt haben. 1795 stand M. jedenfalls bei der Armee in Deutschland, denn bei Mannheim, wo auch das Regiment Nr. 21 kämpfte, erwarb er sich das ihm in der 66. Ordenskapitel-Promotion, den 18. August 1801, zuerkannte Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens. Diese öffentliche Anerkennung galt namentlich seinem Verhalten im Laufe der Nacht vom 20. zum 21., dann am 21. November; er befehligte damals seine Grenadier- und eine Füsilierkompagnie, bemächtigte sich mit diesen Truppen inmitten eines heftigen Kreuzfeuers und bei Durchwatung eines Canals der am [711] linken Ufer des Neckar, 60 Schritte vom bedeckten Wege gelegenen, stark befestigten Flesche, welche er mit dort vorgefundenem Schanzzeuge zu eigener Deckung rasch herrichtete und drei energischen Angriffen gegenüber zähe vertheidigte; hiedurch hat M. den Vorstoß der nächtlichen Arbeiten von der zweiten zur dritten Parallele wesentlich ermöglicht. Sein durch diese Leistung gefestigter Ruf als unternehmender, alles wagender Offizier brachte M., welcher 1800 zum Major im Infanterieregimente Nr. 21 vorgerückt war, im gleichen Jahre die Ernennung zum Commandanten des im Iglauer, Olmützer und Brünner Kreise errichteten, nach ihm benannten Bataillons (Merville-Bataillon) der böhmisch-mährisch-schlesischen Legion Erzherzog Carl. Bei Verabschiedung dieses Aufgebotes nach dem Luneviller Friedensschlusse 1801 wurde M. als Oberstlieutenaut wieder zum Infanterieregimente Nr. 21 versetzt; im J. 1805 commandirte er in der Obersten-Charge das 1810 aufgelöste Infanterieregiment Stain Nr. 50 zu Tirol, worauf er im Feldzuge 1809 als Generalmajor eine Brigade des Grenadier-Reservecorps bei Aspern am 21. und 22. Mai und bei Deutsch-Wagram am 5. und 6. Juli mit Bravour befehligte. In letzterer Schlacht wurde M., nachdem er am 6. Juli Adlerklaa (damals Aderklaa) zum zweiten Male vom Feinde gesäubert hatte, durch eine feindliche Kugel verwundet und erscheint sein Name in der Schlachtrelation unter den „einer besonderen Benennung würdigen Offizieren“. Nun erhielt M. eine Brigade in Niederösterreich zugewiesen, zu welcher er 1810 einrückte; 1813 avancirte er zum Feldmarschalllieutenant und Divisionär bei den in Illyrien und Italien operirenden Truppen, wobei er am 15. November im Gefechte bei Caldiero erneut blessirt worden ist. Dennoch stand er 1814 schon wieder im feindlichen Feuer und ward am 8. Februar der Held des glorreichen Erfolges bei Pozzolo in der siegreichen Schlacht „Am Mincio“. Von mehr als vierfacher Macht angegriffen, bewahrte er nämlich an diesem Tage eine seinen Truppen mächtig imponirende Ruhe; jeden Versuch des Gegners, ob in Front oder Flanke unternommen, wußte er durch rechtzeitige, theils defensive, theils offensive Gegenmaßregeln ungefährlich zu machen; während eines achtstündigen Kampfes in vollkommen schutzlosem Terrain wich er kaum eine Wegstunde zurück; sechs feindliche Geschütze hatte er mit kühner Entschlossenheit in seine Gewalt gebracht und so war es ihm dann schließlich gelungen, die Absichten des Feindes zu vereiteln, der den Flußübergang bei Valeggio zu erreichen suchte, um die bereits am rechten Mincio-Ufer befindlichen österreichischen Regimenter von ihren Verbindungen abzuschneiden. Ausgezeichnet mit dem Commandeurkreuze des Militär-Maria-Theresien-Ordens und geehrt durch die 1815 stattgehabte Ernennung zum Inhaber des Infanterieregiments Nr. 23, befehligte nun noch M. 1815 unter General der Cavallerie Frimont das Reservecorps, mit welchem er durch Wallis und Savoyen, ohne nennenswerthen Widerstand zu finden, gegen Turin vordrang.

Das Gefecht d. österr. Div. Merville bei Pozzolo etc. in Schels’ österr. milit. Zeitschr. Wien 1820. 4. Bd. Sporschil, Feldz. d. Oesterr. in Illyrien u. Italien in den Jahren 1813 u. 1814. Braunschweig 1844. Smola, Das Leben des F. M. Grafen Heinr. Bellegarde. Wien 1847. Wurzbach, Biogr. Lexikon d. Kaiserth. Oesterreich. 17. Th. Wien 1867. Hirtenfeld, Der Milit.-Maria-Theresien-Orden etc. Wien 1857. Die Schlacht am Mincio am 8. Februar 1814 in Streffleur’s österr. milit. Zeitschr. Wien 1861. 3. Bd.