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ADB:Melchioris, Johannes

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Artikel „Melchioris Johannes“ von Friedrich Wilhelm Cuno in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 291–292, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Melchioris,_Johannes&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 22:58 Uhr UTC)
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Melchioris Johannes, ein sehr bedeutender reformirter Kanzelredner und Dogmatiker aus der Schule des Coccejus, doch streng kirchlich, geb. zu Solingen bei Elberfeld den 6. August 1646, † zu Herborn den 15. October 1689, gebildet auf der Schule seiner Vaterstadt, dann auf dem Pädagogium zu Heidelberg sowie auf der Hochschule daselbst und zu Gröningen, wo der berühmte Theologe Samuel Maresius und Jakob Alting seine Lehrer waren, worauf er noch Leiden und Duisburg besuchte. Erst 21 Jahre alt bestand er mit Lob das Predigerexamen vor der bergischen Synode und wurde ihm die Pfarrstelle zu Frechen bei Köln anvertraut. Hier schrieb er seine Erstlingsarbeit „Christlicher Glaubensgrund d. i. woher ein Christ die Versicherung in seinem Gewissen bekomme, daß die heil. Schrift eine göttliche Offenbarung sei“. Frankfurt 1671. In demselben Jahre trat er auch wider Spinoza’s Tractatus theologico-politicus auf mit einer „Religio ejusque Natura et Principium“ betitelten, sehr gründlichen Abhandlung. Nach fünfjähriger Wirksamkeit in Frechen wurde M. 1672 nach Kaldenkirchen berufen, wo er einige populäre Belehrungen gegen jesuitische Bekehrungsversuche an den Evangelischen schrieb. Diese Art schriftstellerischer Thätigkeit setzte er in Düsseldorf fort, wohin er 1677 ging und wo der Jesuitenorden einen mächtigen Hort an dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm hatte. Eine seiner Gelehrsamkeit entsprechende Wirksamkeit fand aber M. erst in Herborn, wohin ihn die nassauischen Fürsten 1682 als Professor der Theologie beriefen. Nachdem er sich zuvor in Duisburg die theologische Doctorwürde erworben, begann er seine akademische Thätigkeit zu Herborn mit einer seine dogmatische wie exegetische Anschauung charakterisirenden lateinischen Rede über den Beweis der Wahrheit im Gewissen (des Gläubigen). Eine besondere Stärke zeigte er als Apologet der christlichen Lehre. Für die Verbreitung der Schrifterkenntniß unter Jung und Alt war er thätig bis an sein Ende. Davon zeugt sein „Bibelkern“ und seine „Kinder-Bibel“. In seinen gelehrten Bibelauslegungen huldigt er dem Chiliasmus. Auf seine ausgezeichneten homiletischen Leistungen hat in unseren Tagen Tholuck aufmerksam gemacht. Seine Bedeutung als Dogmatiker haben Dorner und Gaß in anerkennenswerther Weise hervorgehoben. Seine Theologie basirt auf der Erfahrung des Glaubens, welche mit dem durch den heiligen Geist gereinigten Gewissen aufs innigste zusammenschließt, dem sich dann das Evangelium als etwas ihm Befreundetes durch sichere Gründe beweise. Sein dogmatisches Lehrbuch „Schoresch dabar sive fundamenta theologiae didacticae“, 1685 zuerst erschienen, ist vielfach wieder aufgelegt worden, 1727 auch von Fr. Ad. Lampe, und war bis zu Anfang dieses Jahrhunderts auf den reformirten Hochschulen Deutschlands und der Niederlande im Gebrauch. Eine Sammelausgabe der Predigten und deutschen Schriften von M. erschien 1695 zu Herborn. Seine lateinischen Werke hat unter dem Titel „Opera omnia theologica, exegetica, didactica, polemica“ sein treuer Schüler Gottfried Jüngst 1693 in [292] zwei Quartbänden veröffentlicht. Sie enthalten ebenso wie die zu Franeker 1706 erschienene zweite Ausgabe der Opera das wohlgetroffene Bildniß des M.

Die latein. Gedächtnißrede auf Melchioris von Professor Heinr. Florinus zu Herborn, Handschriftliches aus dem Herborner Schularchive und Pet. Hoß, Leichenpredigt auf Melch., Herb. 1689.