ADB:Melchior, Johann Peter
[290] unruhigem Wanderleben in Düsseldorf, Aachen und Köln an die Porzellanfabrik in Höchst und von da als Modellmeister nach Frankenthal, wo er auch zum kurmainzischen Hofbildhauer ernannt wurde. Hier fertigte er außer vielen Büsten und Figuren, darunter auch eine Ariadne, das große Grabdenkmal mit einem gewaltigen „Chronos“ für den kurmainzischen Domprobst von Breidenbach. Im J. 1796 wurde M. als Modellmeister und Director der Malerei nach Nymphenburg (bei München) berufen. Hier modellirte er, besonders im sogenannten Bisquit, viele Büsten des Königs und der Königin, der Prinzessinnen, desgleichen von Napoleon und Goethe, ferner unzählige Amorstatuetten. Außer verschiedenen malerischen Compositionen (z. B. „Kaiser Otto I. einen Dichter krönend“, gestochen von J. R. Schellenberg) handhabte er auch die Feder und schrieb eine Abhandlung „Versuch über das Sichtbare und Erhabene in der bildenden Kunst“ (Mannheim 1781) und lieferte Aufsätze in Meusel’s „Museum“ sowie in die „Rheinische Thalia“. M. starb 1825 zu Nymphenburg. Zu seinen Schülern gehörte der treffliche Bildhauer Landolin Ohmacht, der Obermaler Anton Auer und sein Sohn Heinrich Anton M. Dieser, geb. um 1765, widmete sich neben der Plastik insbesondere der Malerei, machte viele Compositionen, z. B. „Friedrich der Siegreiche, Kurfürst von der Pfalz, gibt seinen gefangenen Gästen ein Mahl ohne Brod“ (gestochen von Karl Ernst Christoph Heß) und bildete sich dann auf weiteren Reisen. In Berlin, wo er jedoch schon 1796 in der Blüthe der Jahre starb, malte er ein berühmt gewordenes allegorisches Bild auf den Frieden zwischen Frankreich und Preußen, wofür M. den Preis der Akademie gewann. Sein Porträt des Königs Friedrich Wilhelm II. war so ähnlich und gelungen, daß er dasselbe 27 mal copiren mußte.
Melchior: Johann Peter M., Bildhauer und Modelleur, geb. 1741 (1745?) zu Lindorf im Herzogthum Berg, kam nach einer harten Jugend und- Vgl. Nagler, Künstlerlexikon 1840, IX, 54 ff. Müller-Klunzinger 1864, III, 65. Maillinger, Bilderchronik, 1876, 1. Bd. (Nr. 1549 u. 2665).
Georg Wilhelm M., Landschaftsmaler, geb. 1780 zu Frankenthal, der zweite Sohn des vorgenannten Johann Peter M., kam um 1805 nach Nymphenburg und starb daselbst 1826. Er malte und lithographirte Bildnisse (darunter ein Porträt des Königs Maximilian Joseph I.), dann schöne Landschaften von freundlicher Färbung mit Thierstaffage; seine Stiere, Kühe und Schafe sind kräftig gezeichnet und wahr in Stellung und Bewegung. Unter seinen Lithographien sind acht Pferdestudien nach Albrecht Adam und ein Wasserfall nach Dorner. – Sein erster Sohn Joseph Wilhelm M., geb. am 10. Januar 1810 zu Nymphenburg, machte sich nach Vollendung seiner Studien an der Münchener Akademie in vortheilhafter Weise als Pferde- und sogenannter Bataillenmaler bekannt. Sehr gelungen sind in seinen Bildern besonders die Pferderacen. Am liebsten bewegte er sich in Darstellungen von Reitergefechten zwischen polnischen Lanciers und russischen Kosaken, auch componirte er einen ganzen Cyclus mit Scenen vom Rückzug der französischen Armee aus Rußland. Auch friedlichere Landschaften mit Viehweiden und Kühen gelangen ihm; die Ausführung zeigte immer von größtem Fleiß und gediegener Zeichnung. Leider suche ich in meinen eignen Notizen und in allen mir zugänglichen Quellen vergeblich nach dem Todesdatum des Meisters.
- Vgl. Nagler 1840, IX, 57. Vincenz Müller, Handbuch 1845, S. 161. Nagler, Monogramm. 1861, III, 1101 (Nr. 2860). Maillinger 1876, II, 250.
Wilhelm M., Thiermaler, wurde 1817 zu Nymphenburg als der Sohn des Georg Wilhelm M. (ein jüngerer Bruder des vorigen Joseph Wilhelm) geboren, studirte an der Akademie und widmete sich dann mit großem Geschicke der Thiermalerei, starb aber schon am 9. September 1860 zu München. Er malte mit Vorliebe Menageriethiere, dann Fische, Vögel, Wild (herrliche [291] Federwildstücke), Hausthiere, schilderte mit Vorliebe Scenen nach der Jagd (wir erinnern an die beiden ausgezeichneten Bilder in der Neuen Pinakothek: „Zwei Hunde bewachen einen Fuchs und todtes Federwild“), auch heiteres Genre, z. B. eine Katze, die sich zu einer Schüssel geschlichen hat, worin sich Fische und Krebse befinden, wird von einem der Letzteren mit der Scheere in den Kopf gezwickt. Eine „Vorrathskammer mit Wild und Früchten“ und ein großes „Still-Leben“ im Stile von Weenix malte M. im J. 1848 (vgl. Stuttgarter Kunstblatt 1848 S. 234). Ein „Gebirgs-Geier bei einem erlegten Gemsbock“ ist nach dem im König-Ludwig-Album befindlichen Original von J. Wölffle lithographirt.
- Vgl. Vincenz Müller, Handbuch 1845, S. 161. Kunstvereins-Bericht f. 1860, S. 49. Seubert 1878, II, 552.