ADB:Merian, Peter

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Merian, Peter“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 430–431, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Merian,_Peter&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 06:59 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Merian, Jean Bernard
Band 21 (1885), S. 430–431 (Quelle).
Peter Merian bei Wikisource
Peter Merian in der Wikipedia
Peter Merian in Wikidata
GND-Nummer 116892048
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|21|430|431|Merian, Peter|Wilhelm von Gümbel|ADB:Merian, Peter}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116892048}}    

Merian: Peter M., Alt-Rathsherr und Professor, berühmter Naturforscher besonders auf dem Gebiete der Geologie und Paläontologie, wurde am 20. December 1795 zu Basel geboren und starb daselbst am 8. Februar 1883. M. entstammt einer alten, hochangesehenen Baseler Familie und erhielt seine erste Bildung theils in seiner Vaterstadt, theils vom 8.–12. Lebensjahre im Pfarrhause zu Mattenz[1], wo er von dem Pfarrer Christian Bernouilli, einem geachteten Physiker, die erste Anregung zu naturwissenschaftlichen Studien und durch die Nähe des versteinerungsreichen Wartenberges eine Aneiferung zum Sammeln von Naturalien, insbesondere von Petrefacten, tief eingeimpft erhielt. M. ging später zu seiner weiteren Ausbildung nach Genf, dann nach Göttingen, wo damals Gauß lehrte, um sich dem Studium der Physik und Chemie zu widmen. Hier erwarb er sich den Grad eines Magisters. Nach einem längeren Aufenthalt in Paris erhielt M., in seine Vaterstadt zurückgekehrt, 1820 die Professur der Chemie und Physik an der Universität daselbst und widmete sich neben jenen Lehrfächern zugleich auch mit allem Eifer dem Studium der Geologie, wozu ihm die interessante Umgebung von Basel reichlich Stoff bot. Auch in die städtischen Angelegenheiten griff er mit kräftiger Hand ein, als ihn das Vertrauen seiner Mitbürger in den Rath der Stadt berufen hatte. Besonders fand M. in den Wirren der 30er Jahre, als durch die Ablösung von Basellandschaft und durch die Theilung des Staatsvermögens dem Bestand der Universität Gefahr drohte, Gelegenheit, sich für die Erhaltung der Hochschule die größten Verdienste zu erwerben, wie er denn überhaupt für die Hebung der Universität durch Gründung einer Sternwarte und großartiger naturwissenschaftlicher Sammlungen unermüdlich thätig war. Später gab er die Professur der Chemie und Physik an Schönbein ab, um sich ganz dem Lehrfach der Geologie und paläontologischen Studien widmen zu können. Durch zahlreiche Reisen oft in Gesellschaft der ihm nahe befreundeten berühmten Geologen Escher von der Linth und Bernhard Studer[WS 1] verschaffte er sich reiche Erfahrungen in geologischen Verhältnissen und so eingehende Kenntnisse über Versteinerungen, daß er in paläontologischen Fragen das Ansehen einer ersten Autorität dieses Faches in der Schweiz erwarb. Trotzdem veröffentlichte M. nur Weniges, fand vielmehr die meiste Befriedigung in der Vergrößerung und genauen Ordnung der ihm anvertrauten paläontologisch-geologischen [431] Sammlung, in der er bis zu seinem Lebensende rastlos arbeitete. Seine erste größere und wichtigste Publication: „Beschaffenheit der Gebirgsbildung in der Umgebung von Basel“ mit Karte stammt schon aus dem Jahre 1821. In derselben zeigte er zuerst, daß der norddeutsche Muschelkalk fast ohne Unterbrechung sich bis in die rheinischen Gebirge fortsetze und hier mit Steinsalz verbunden als grauer Kalk von Friedrichshall, den man bisher fälschlich für Zechstein gehalten hatte, entwickelt sei und daß der unter ihm lagernde rothe Sandstein im Schwarzwalde dem bunten Sandstein gleichgestellt werden müsse. Dieser wichtige Nachweis, der bald allgemein als richtig anerkannt wurde und die im Jahre 1832 publicirte Schrift: „Geognostische Uebersicht des südlichen Schwarzwaldes“ hatten für Südwestdeutschland die Bedeutung, daß hier eine ganz neue Aufeinanderfolge der Schichtenbildungen festgestellt werden konnte. Von kleineren Publicationen sind zu nennen: „Ueber die Wärme der Erde in Basel“, 1823; „Ueber die Theorie der Gletscher“, 1844; „Geologische Verhältnisse des Rheinthals“, 1856; paläontologische Beiträge in Escher’s von der Linth wichtiger Schrift: „Geologische Bemerkungen über das nördliche Vorarlberg“ u. s. w., 1853; „Ueber die Stellung des Terrain à chailles“ (N. Jahrb. f. M. G. u. P., 1864, S. 520), in welchem Aufsatze M. den Nachweis lieferte, daß die genannte kieselreiche Jurabildung zwischen die tiefste Jurakalkstufe (Birmensdorfer Sch.) und die höheren sog. Badener Schichten eingeschoben nur eine Faciesbildung der Schwammkalke ausmache. Eine seiner letzten Publicationen war die kleine Schrift: „Ueber die Grenze zwischen Jura und Kreide“, worin M. unter Hindeutung auf den Uebergang, der sich in den Grenzschichten zwischen fast allen geologischen Formationen bemerkbar macht, nachzuweisen sucht, daß die Entwicklung auf der Erde als eine ganz allmählich fortschreitende angenommen werden müsse und daß auch in der organischen Natur der verschiedenen geologischen Zeitabschnitte sich eine gleichfalls bloß allmähliche Umänderung vollzogen habe.

Zur Erinnerung an Herrn Prof. Peter Merian, Basel 1884.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 430. Z. 26 v. o. l.: Muttenz (st. Mattenz). [Bd. 24, S. 786]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Berhard Studer