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ADB:Mettenleiter, Johann Michael

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Artikel „Mettenleiter, Joh. Michael“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 524–525, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mettenleiter,_Johann_Michael&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 04:23 Uhr UTC)
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Mettenleiter: Joh. Michael M. (auch Mettenleitner), Kupferstecher und Lithograph, geb. am 22. April 1765 zu Großkuchen bei Neresheim, machte als Kind die erste Bekanntschaft mit der Kunst durch die Kupferstiche und Zeichnungen seines älteren Bruders J. J. M., welcher den zehnjährigen Knaben 1775 mit nach Rom brachte und ihm daselbst den ersten Unterricht ertheilte. Nach seiner Rückkehr im Sommer 1776 blieb M. im Hause seines Vaters wieder sich selber überlassen, bis ihn der Bruder 1778 nach Augsburg kommen ließ, von da wendete sich M. 1782 nach München, um in der Gallerie unter der Aufsicht des damaligen Inspectors und Hofkammerrathes Jakob Dorner zu copiren und seit dem 1782 erfolgten Tode seines Vaters seinen Unterhalt zu verdienen. Die Versuche, für den Buchhändler Strobl zu dessen Verlagsartikeln Bilder zu radiren, glückten; seine erste Arbeit war eine Vignette und ein Titelkupfer zu Franz Marius Babo’s „Gemälde aus dem Leben der Menschen“, München 1784. Dann folgten die „Kupfer“ zu Westenrieders „Geschichte von Baiern“ (1786) und dessen „Historischem Almanach“ (Kalender) 1787 ff., welche damals großes Aufsehen erregten und dem Künstler neue Bestellungen von Buchhändlern in Leipzig, insbesondere Crusius, zuzogen. M. lieferte in der Folge über 1800 kleine Blätter zur bairischen und deutschen Geschichte u. s. w., welche damals gerechtes Erstaunen hervorriefen, vielfach mit Chodowiecky verglichen wurden, aber an Feinheit doch hinter diesem Meister zurückbleiben. Als im J. 1790 der Hofkupferstecher Joh. Georg Winter starb, erhielt M. dessen Stelle [525] vom Kurfürst Karl Theodor mit 200 Gulden Gehalt gegen Ehelichung der Winter’schen Wittwe und Erziehung ihrer drei unmündigen Kinder. M. erhielt später noch Zulage und den Auftrag, ein Cabinet im sog. „Hirschgarten“ zu Nymphenburg mit mythologischen Jagdscenen zu decoriren. Auf die von Sennefelder gemachte Erfindung der Lithographie brachte M. die vertiefte Manier des Radirens und Stechens in Anwendung und verbesserte dabei vielfach die Pressen. Bei der damals neu errichteten lithographischen Anstalt der Steuerkataster-Commission erwarb sich M., welcher alsbald die Stelle eines Inspectors erhielt, große Verdienste durch Vereinfachung und zweckmäßige Einrichtung der mechanischen Hülfsmittel, auch errichtete er 1809 eine lithographische Anstalt für den Kgl. Staatsrath, in welcher Vorträge, Rescripte u. dgl. möglichst schnell vervielfältigt werden konnten und lieferte 1811 die Platten zu den Loosen des Lotterie-Anlehens, wozu M. eine neue, sehr vortheilhafte Manier erfand, den Druck derselben aufs genaueste zu controlliren. Mettenleiter’s Verdienste und die Vorzüge seiner Einrichtungen und Erfindungen wurden alsbald im Auslande bekannt und veranlaßten den Kaiser Alexander I. den Künstler 1818 nach Warschau zu berufen, um daselbst eine lithographische Anstalt und Feld-Druckerei ins Leben zu rufen, wofür M. mit dem Stanislaus-Orden beehrt wurde. Nach München zurückgekehrt verfloß sein Leben in unausgesetzter Thätigkeit, auch nachdem M. im J. 1833 den verdienten Ruhestand im Staatsdienste erbeten hatte. Im J. 1844 traf den Künstler das Unglück, in einer der Straßen Münchens überfahren zu werden und nebst einer bedeutenden Verletzung am Kopfes einen Beinbruch zu erleiden; auf einer zu seiner Herstellung unternommenen Badereise wurde M. bei Ebersberg mit dem Reisewagen umgeworfen und abermals verletzt. Er zog sich nach Passau zurück, von dessen milderem Klima M. Linderung seiner Leiden hoffte; er starb daselbst am 19. März 1853. Die Akademie der bildenden Künste in München hatte ihn frühzeitig unter ihre Ehrenmitglieder aufgenommen. M. gehörte auch zu den Stiftern des Münchener Kunstvereins. Unter seinen Lithographien verdienen besondere Erwähnung zwei große von M. componirte und in Kreide-Manier auf Stein gezeichnete Blätter: „Kaiser Otto III. zu Besançon“ und die „Schlacht von Wimpfen“ darstellend, welche zu den besten Arbeiten dieser Art zählten. – Unter den verschiedenen Trägern dieses Namens hat sich auch ein Neffe des Vorgenannten Johann Evangelist M. (geb. 1792 zu Großkuchen) insbesondere durch seine Schreibvorlagen, Alphabete und äußerst künstlichen Zierschriften hervorgethan; er bekleidete in München das Amt eines Inspectors an der lithographischen Staatsdruckerei.

Vgl. M.’s Autobiographie in Schaden, Artistisches München, 1836, S. 76 ff. Raczynski II, 451. Nagler, 1840, IX, 181 ff. Kunstvereins-Bericht f. 1853, S. 50.