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ADB:Mihalievits, Michael Freiherr von

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Artikel „Mihalievits, Michael Freiherr von“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 719–722, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mihalievits,_Michael_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 18:59 Uhr UTC)
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Mihalievits: Michael Freiherr von M., k. k. Generalfeldzeugmeister und Inhaber des Infanterieregiments Nr. 57, wurde am 1. Jan. 1770 zu St. Ivan in Kroatien geboren und starb am 9. März 1845 zu Temesvár. Sein Geschlecht stammt aus Bosnien und zählt zu jenen 7000 bosnischen Familien, welche im J. 1610 unter kaiserlichem Schutze im Warasdiner Grenzgebiete eine Colonie gründeten, über welche jeweilig ein Mitglied der seit dem Jahre 1643 in den ungarischen Adelsstand erhobenen Familie M. bis zur Reformirung des Generalats im J. 1708 die erbliche Woiwodschaft ausübte. Mit dem Aufhören dieser Würde traten der letzte Woiwode Michael von M., sowie auch später dessen Söhne: Stephan, der Vater des Feldzeugmeisters, dann Michael und Alexander in kaiserliche Kriegsdienste. Der Großvater Michael von M., welcher die letzten Feldzüge des spanischen Successionskrieges, den österreichischen Erbfolgekrieg und den siebenjährigen Krieg mitgemacht hatte, starb nach mehr als 60jähriger Dienstzeit als Generalmajor im Ruhestande, Stephan von M. verschied am 1. Febr. 1806 als Generalmajor und Brigadier in Agram, Michael von M., anerkannt als unternehmender und kluger Parteigänger, fiel am 26. April 1794 als Oberst und Commandant des serbischen Freicorps bei Catillon, Alexander von M. ist schon in jungen Jahren als Oberlieutenant gestorben. Deren tapferer Sinn, fester Wille und unerschütterliche Treue zum Regenten blieben auch im Generalfeldzeugmeister Freiherrn von M. lebendig; ihn kennzeichneten überdies vielfach hervorragendes Wirken in größtentheils selbständigen Verwendungen vor dem Feinde sowie andererseits das Verdienst, mit großem Verständnisse die wirthschaftliche, geistige und sittliche Entwicklung des ihm untergeordnet gewesenen wallachisch-illyrischen Grenzgebietes und der Grenzcommunität Pancsova gefördert zu haben. M. wurde in der Zeit vom 30. Juni 1779 bis zum 4. Februar 1788 in der Militärakademie zu Wiener-Neustadt erzogen, wo seine bedeutenden Geistesgaben wie auch seine edelmüthigen Charakteranlagen zu erwünschter Entfaltung gebracht worden sind. Am letztgenannten Tage trat M. als Fahnencadet in das Warasdiner St.-Georger-Grenzregiment Nr. 6; vier Monate später hatte er sich durch beispielgebende persönliche Bravour im Kampfe gegen die Türken die Ernennung zum Oberlieutenant im serbischen Freicorps erworben. In diesem Verbande focht M. 1788 und 1789 bei Dubitza, Belgrad und in vielen kleineren Gefechten, worauf er am 15. Septbr. 1790 neuerlich in das Warasdiner St.-Georger-Grenzregiment eingetheilt wurde und am 1. April 1794 zum Capitänlieutenant vorrückte. Ob M. an den Feldzügen gegen Frankreich in den Jahren 1792 bis 1794 theilgenommen, ist nicht verläßlich festgestellt; sicher ist es dagegen, daß er bei der Erstürmung der Mainzer Linien am 29. Octbr. 1795 höchst befriedigende Beweise seiner Brauchbarkeit ablegte, denn noch am Schlachtfelde erfolgte dessen Ernennung zum Hauptmann (mit [720] dem Range vom 10. Octbr. 1795) im Gyulai’schen Freicorps. Mit Abtheilungen dieser Truppe soll M. noch Ende des Jahres 1795 und dann im J. 1796 in Italien und im südlichen Tirol verwendet worden sein. Im J. 1797 befand er sich im Bataillon Maovetz des Gyulai’schen Freicorps bei den Truppen des Obersten Grafen Lusignan, welche am 12. Januar den stark besetzten Montebaldo zu umgehen hatten. Er führte die äußerste Vorhut, erkannte rechtzeitig eine gegen des Bataillons Flanke feindlicherseits eingeleitete Bedrohung und vereitelte dieselbe, indem er noch Nachts aus freiem Antriebe, entschlossen und geschickt des Gegners Verbindungen unterbrach und Tags darauf einen Theil derselben zur Waffenstreckung nöthigte. Am 14. Januar, dem Schlachttage von Rivoli, hatte M. jedoch das Mißgeschick verwundet zu werden und mit verschiedenen von der Armee abgetrennten Abtheilungen in Gefangenschaft zu gerathen, in welcher er 1½ Jahre theils zu Marseille, theils zu Lyon unthätig verbleiben mußte. Unmittelbar nach seiner Rückkehr zum Heere erhielt M. seine Eintheilung in dem aus dem Gyulai’schen Freicorps gebildeten leichten Bataillon Siegenfeld Nr. 9, in welchem er während der Feldzüge 1799–1801, wenngleich noch immer nur Hauptmann und Compagniecommandant, mehrfach erhebliche Erfolge zu erzielen wußte. Eine That voll Ausdauer und guter Einwirkung auf den Geist der Truppen war die am 24. Mai 1799 nach Ueberwindung bedeutender Terrainschwierigkeiten durchgeführte Erstürmung des Ortes La Valle am Fuße des St. Gotthardberges, das Zurückweisen der Franzosen über die Höhe und die Besetzung der Position am Hospize, wodurch die bald hierauf erfolgte Trennung des gegnerischen Corps angebahnt wurde; beispielgebend heldenmüthig bewährte sich M., als er am 28. Juli 1799 mit 2 Compagnien die mittelst eines Verhaues verlegte, einzige Brücke über den von steilen Felsenufern eingefaßten Massenbach zunächst des Simplons dem sich hartnäckig wehrenden Gegner entriß und hiebei eine Kanone erbeutete; für die Verleihung des Militär-Maria-Theresienordens wurde er empfohlen, nachdem er am 24. Septbr. 1799 in der Colonne des Obersten Strauch, welcher das Vorrücken des österreichisch-russischen Heeres über den St. Gotthard in die Schweiz in der linken Flanke zu decken hatte, dreimal ohne einen Befehl erhalten zu haben, die feindlichen Vorposten angriff und etwa in der Richtung von Stalveiro bis über die Brücke bei Tremola so lange zurückdrängte, bis er durch einen Schuß in die Brust außer Gefecht gesetzt worden war; ebenso ehrenvoll entsprach M. am 30. Mai 1800 dem höchst schwierigen Auftrage, den Rückzug der Brigade Dedovich mit 2 Compagnien an der Moesabrücke nördlich Bellinzona mit äußerster Kraftanstrengung zu decken, denn trotz der fünffachen, mit 4 Geschützen verstärkten Uebermacht des Gegners wich er erst, nachdem die Brigade gesichert und seine Abtheilungen fast gänzlich geopfert waren. Hiebei wurde M. neuerlich so schwer verwundet, daß seine Wegschaffung vom Kriegsschauplatze nothwendig gewesen; während dieser Fahrt passirte er am 4. Juni zu jener Zeit das bereits von allem Militär verlassene Bergamo, als eine noch an das dortige k. k. Militärcommando gerichtete Depesche des Feldmarschalllieutenants Vukassevich eintraf, welche die Entfernung sämmtlicher Aerarialgüter aus der Stadt anordnete. M. hatte die Depesche eröffnet und hielt sich in Folge dessen verpflichtet, für Vollziehung der in seinen Händen befindlichen Weisung nach Möglichkeit zu sorgen. Weder die aufgeregte Stimmung der Bevölkerung, noch der Umstand, daß er allein und des Gehens unfähig war, beirrten ihn in seinem Entschlusse. Er ließ sich in die zusammenberufene Senatsversamlung tragen und erwirkte nach gütlichen und drohenden Vorstellungen die Ausfolgung der Finanzcasse mit 318 000 Lire, welche er mit einigen Finanzbeamten nach Brescia an General Loudon überbrachte. Für diese rühmenswerthe Leistung sowie für sein aufopferndes Verhalten an der Moesabrücke wurde M. vom Feldmarschalllieutenant [721] Vukassevich und Generalmajor Dedovich dem Militär-Maria-Theresien-Ordens-Capitel, jedoch wieder ohne den erwarteten Erfolg namhaft gemacht. Kaum genesen, kämpfte M. Ende December 1800 und im Jahre 1801 mit neu belebtem tapferen Sinn in Südtirol, am 1. Novbr. 1801 erfolgte nochmals dessen Eintheilung in das Warasdiner St.-Georger-Grenzregiment Nr. 6, wo er am 1. Septbr. (nach Svoboda am 1. Mai) 1805 zum Major des ersten in Italien garnisonirenden Bataillons avancirte. Thatenbegierig wie immer war seine Wirksamkeit in dem nun folgenden Feldzuge 1805, während welchem er seine durch die gemachten Kriegserfahrungen geläuterte Urtheilsfähigkeit unter den verantwortlichsten Verhältnissen vortheilhaft bekundete. Ganz besonders erwähnenswerth geschah dies am 18. Octbr. bei Casa Alberti, auf den Höhen vor Verona, wo er sich verständnißvoll und unerschrocken, nachts im größten Regen und Sturme an der Herstellung der unterbrochenen Verbindung zwischen den operirenden Armeen betheiligte, dann am 30. October in der Schlacht bei Caldiero, in der er als Regimentscommandant ad interim das Vorhaben des Gegners, die Straße von Gombio nach Belfior di Porcile mit seinem Geschütze zu bestreichen, aus eigenem Entschlusse durch mehrere nachhaltig zähe Angriffe unmöglich machte, sowie ferner als er an demselben Tage die der Brigade Nordmann in der rechten Flanke drohende Umgehung rechtzeitig erkannte und mittelst einer zweckentsprechenden und kühn geführten Attaque zurückwies. Ein bewunderungswürdig glänzendes Beispiel hingebungsvoller Soldatenpflicht und Vaterlandsliebe gab endlich M. am 4. Novbr. 1805 in dem Rückzugsgefecht bei S. Pietro Engù mit seinem Bataillon und einer Abtheilung Erzherzog Ferdinand-Husaren; beauftragt sich dortselbst um jeden Preis so lange zu halten, bis der Rückzug des Gros der Armee über die Brenta bewerkstelligt sein würde, ließ M. die vor seiner Front liegende Brücke im Feuer des Feindes abtragen, worauf er mit überlegener Gewandtheit den bis zu zwanzigfacher Uebermacht angewachsenen Gegner dreimal herzhaft zurückschlug und erst dann, als er seine Aufgabe erfüllt wußte, sich aus dem Grunde ergab, weil er bereits überflügelt gewesen und ihm von seinen 1000 Mann nur mehr 70 Mann zur Verfügung standen. Auch dieses Mal scheiterte der Versuch seiner Vorgesetzten, ihm den Militär-Maria-Theresienorden zu verschaffen, an den damaligen strengen Begriffen von besonderer Verdienstlichkeit. Zurückgekehrt aus der Gefangenschaft avancirte M. am 28. Juli 1807 zum Oberstlieutenant, in welcher Charge er nach den Vorschriften jener Zeit während des Feldzuges 1809 im Regimentsgebiete verbleiben mußte. Dennoch wurde ihm auch dort die Gelegenheit zu trefflicher Bethätigung seines rastlosen, von Energie und Kenntnissen nutzbringend geförderten Thatendranges. Er errichtete nämlich, als die Warasdiner Grenze von Steiermark und Dalmatien aus bedroht war, in kürzester Frist einen Landsturm von 10 000 Mann und nahm mit diesem an der Drau eine Vertheidigungsstellung. Außerdem hielt er die Communicationen zwischen dem Corps Chasteler und Jellachich frei, besorgte für das k. k. kroatische Generalcommando durch findige Grenzer verläßliche Nachrichten über die Vorkommnisse bei der operirenden Armee, leitete und überwachte ferner die Fortschaffung der von Zengg aus in 165 Kisten nach Bellovar gelangten spanisch-englischen Subsidiengelder im Betrage von 90 Millionen, sowie die Escortirung von 15 000 Mann französischer Gefangener nach Slavonien. Dieses Benehmen wurde durch die Ernennung zum Obersten und Commandanten des wallachisch-illyrischen Grenzregiments mit dem Range vom 15. Septbr. 1809 anerkannt, als welcher er nicht nur dem militärischen Dienste vollste Aufmerksamkeit widmete, sondern auch den Bau von Kunststraßen, die Errichtung von Schulen und die Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit entschieden anbahnte. Schon 1813 [722] marschirte M. mit dem Regimente wieder auf den Kriegsschauplatz nach Böhmen, von welchem er jedoch am 27. August in das Banat zurückkehren mußte, um die Aufstellung von serbischen Freicorps zu bewirken. Diesem Auftrage wurde M. trotz besonders schwieriger Umstände nach besten Kräften gerecht, so daß er als Zeichen allerhöchsten Vertrauens vom Kaiser das Recht erhielt, sämmtliche Beförderungen bis zum Hauptmann hinauf vorzunehmen. Auch die Jahre 1813 und 1814, welche er gegen seinen Wunsch fern von der operirenden Armee zubringen mußte, brachten ihm mehrere Gutheißungen für die Thätigkeit und Umsicht, welche er dadurch darthat, daß er 1813 und 1814 einen Theil des Grenzgebietes gegenüber dem unzweideutigen Gebahren der Türken nachhaltig sicherte, und überdies 1814 die Weiterverbreitung der orientalischen Pest verhindert hat. Im J. 1815 rückte der am 1. Mai dieses Jahres zum Generalmajor beförderte M. als Brigadier dreier Regimenter zum Heer in Frankreich, wo er sich des Feldmarschalls Fürsten Schwarzenberg ehrende Belobung für rastlose, kaltblütige Wirksamkeit erwarb. Hierauf stand M. als Brigadier 1816 bis 1818 zu Karansebes, 1819–1831 zu Pancsova und war den damaligen Einrichtungen gemäß in dieser Stellung nicht nur Militärcommandant, sondern auch Verwalter des Landes in jedweder Hinsicht. Dankend zählt die Geschichte namentlich des letzteren Gebietes M. zu den bedeutendsten Förderern ihres Gedeihens und ihres Wohlstandes; denn unter seiner kenntnißreichen, Sitten und Gebräuche wohl beachtenden, humanen, dabei aber auch ernsten, festen Leitung wurden die Contumaz- und Sanitätsangelegenheiten geregelt, das Schulwesen erweitert und gebessert, die Moralität gehoben, für die nützliche Verwerthung von Grund und Boden gesorgt, mittelst des Baues neuer Straßen bei Einflußnahme auf ein friedliches Einvernehmen mit den Grenznachbarn der Handel ausgebreitet, Pancsova aus einem unbedeutenden Flecken in eine blühende Handelsstadt umgewandelt. Geleitet von vielfachen Beweisen innigster Anhänglichkeit übernahm nun M., seit dem 21. Januar 1831 zum Feldmarschalllieutenant vorgerückt, das Commando einer Division zu Lemberg, von wo er jedoch schon am 9. September desselben Jahres zum Hofkriegsrathe berufen wurde. Dort wendete er 3¾ Jahre hindurch ein ersprießliches Bemühen den Interessen der Militärbildungsanstalten zu und wurde während dieser Zeit am 18. Dec. 1832 durch die Ernennung zum Inhaber des Infanterieregiments Nr. 57 geehrt. Am 16. Juni 1835 kam M. als Divisionär nach Ofen, am 12. März 1836 in der gleichen Eigenschaft nach Temesvár, am 17. Decbr. 1836 zeichnete ihn der Kaiser für seinen unermüdlichen, das allgemeine Beste wahrenden Eifer durch die Verleihung des Commandeurkreuzes des Leopoldordens aus, am 5. Juli 1838 erfolgte dessen Erhebung in den Freiherrnstand, am 2. August 1842 endlich trat M. mit dem Charakter eines General-Feldzeugmeisters in den Ruhestand und schloß hiemit eine Thätigkeit, welche stets von der Liebe zum Vaterlande durchgeistigt gewesen und selten erreicht werden wird im Hinblick auf unerschütterliches, entsagungsvolles Pflichtbewußtsein.

Svoboda, Die Zöglinge der Wiener-Neustädter Militär-Akademie, Wien 1870. Wurzbach, Biogr. Lexikon d. Kaiserth. Oesterreich, 18. Theil. Wien 1868. Schels, Oesterr. milit. Ztschr. 1846. 1. Band. Leitner, Gesch. d. Wiener-Neust. Milit.-Akademie. Hermannstadt 1857. Vaniček, Specialgeschichte der Milit.-Grenze etc. 4. Bd., Wien 1875.