Zum Inhalt springen

ADB:Miltitz, Karl von (Komponist)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Miltitz, Karl Borromäus von“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 760–761, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Miltitz,_Karl_von_(Komponist)&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 02:48 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 21 (1885), S. 760–761 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Borromäus von Miltitz in der Wikipedia
Karl Borromäus von Miltitz in Wikidata
GND-Nummer 117047155
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|21|760|761|Miltitz, Karl Borromäus von|Moritz Fürstenau|ADB:Miltitz, Karl von (Komponist)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117047155}}    

Miltitz: Karl Borromäus Alexander Stephan v. M., Dichter, Componist und musikalischer Schriftsteller, wurde am 9. November 1781 in Dresden geboren. Sein Vater, der königlich sächsische erste Hofmarschall Friedrich Siegmund v. M., ließ dem Knaben eine sorgfältige häusliche und wissenschaftliche Erziehung zu Theil werden und pflegte auch die früh erwachende Neigung zur Musik. Im Begriff die Universität zu beziehen, bestimmte ihn ein Familienereigniß, 1797 in die Armee einzutreten. Während eines mehrjährigen einsamen Garnisonlebens in einem Städtchen der Oberlausitz beschäftigte er sich eingehend mit Poesie und Tonkunst und betrieb namentlich das Studium der italienischen und französischen Litteratur. Lebhafte Fortsetzung fanden diese Bestrebungen, als er 1802 als Offizier bei den Gardes du Corps nach Dresden versetzt wurde. In der musikalischen Theorie unterrichtete ihn nun der treffliche Christian Ehregott Weinlig, während ein Briefwechsel mit Rochlitz seine allgemeinen Kunstbestrebungen wesentlich förderte. Als Hauptmann in die Schweizergarde übergetreten, fand er volle Muße zu dichten und zu componiren, zugleich aber den Compositionsunterricht nun beim Kapellmeister Joseph Schuster fortzusetzen. Im J. 1811 gab er seinen Posten bei der Schweizergarde auf und zog mit der Gattin nach dem einem seiner Verwandten gehörigen reizenden Schlosse Scharfenberg bei Meißen, brachte aber schon 1812 wegen der Kriegsunruhen seine Familie in Sicherheit nach Prag und nahm nun in dem österreichischen Dragonerregiment Erzherzog Johann Dienste, in welchem er den Freiheitskampf mitmachte. – Nach [761] Scharfenberg zurückgekehrt, versuchte er sich als Schriftsteller zuerst in dem von Apel, Fouqué und F. Laun herausgegebenen „Wunderbuche“ (3 Bde., Leipzig 1815–1817). Bald darauf gab er eine Sammlung Erzählungen unter dem Titel „Ausstellungen“ (2 Bde., Erfurt 1817–1820) heraus. Nachdem er bei Christian Theodor Weinlig noch Unterricht im Contrapunkt genommen hatte, unternahm er 1820 eine Reise nach Italien, als deren Frucht zunächst eine Sammlung Novellen unter dem Titel „Orangenblüthen“ (3 Bde., Leipzig 1822 bis 1825) erschien. – Die Anstellung seiner Gattin als Oberhofmeisterin bei der Gemahlin des Prinzen Johann führte M. wieder nach Dresden und als 1824 sein Schwiegervater, der General v. Watzdorff, als sächsischer Gesandter nach Berlin ging, wurde er an dessen Stelle zum Oberhofmeister des Prinzen ernannt. Im freundschaftlichen Umgang mit diesem liebenswürdigen und geistvollen Fürsten und den zu dessen geistiger Tafelrunde gehörenden Gelehrten und Künstlern fand nun M. immer mehr Gelegenheit seinen Neigungen zu folgen. Außer seinen „Gesammelten Erzählungen“ (3 Bde., Leipzig 1825) erschienen von ihm noch zahlreiche Novellen in Zeitschriften und Taschenbüchern, welche viel Beifall fanden. Ein Zeitgenosse urtheilt über ihn im dritten Bande des Conversationslexikons der Gegenwart (Leipzig 1840) folgendermaßen: „Ausgestattet mit einer reichen Welt- und Menschenkenntniß und mit einer reichen Phantasie, die ihn und mit ihm den Leser rasch über kleine Unwahrscheinlichkeiten hinweghebt, weiß er durch schnell fortschreitende und lebendige Darstellung, durch ein warmes Colorit der Sprache und durch die frische Anschaulichkeit in oft sehr reizenden Schilderungen zu fesseln und auch, wo es Gelegenheit gibt, durch interessante Blicke in das Kunstleben den ernsten Sinn zu befriedigen.“ Als Componist hat M. eine stattliche Reihe von Werken in Handschrift hinterlassen, welche sämmtlich die mit allen Hilfsmitteln der Kunst wohl vertraute Feder des kunstgebildeten Laien verrathen. Von Kirchensachen sind zu erwähnen: drei Messen (1815, 1829 und 1830), ein Requiem (1834), ein Oratorium „Die Frauen am Grabe des Heilandes“ (1816), ein Stabat mater, ein Ave Maria, zwei Salve Regina etc. Von seinen Opern kamen folgende in Dresden zur Aufführung: „Der türkische Arzt“ (komische Oper in einem Akt, 1832); „Saul, König von Israel“ (große ernsthafte Oper, Text vom Prinzen Johann, 1833); „Der Condottiere“ (romantisch-komische Oper, Text von der Prinzessin Amalie, 1836); „Czerny-Georg“ (1839). Außerdem componirte er 1835 noch die romantische Oper „Alboin und Rosamunde“, welche, wie es scheint, nicht aufgeführt worden ist. Zu den Opern „Der Bergmönch“ von Wolfram und „Die Felsenmühle von Etalières“ von Reißiger, welche 1830 und 1831 in Dresden aufgeführt wurden, schrieb er den Text. Gedruckt von ihm wurden: Messe in H-moll (Wien, Haslinger); „Vater in deine Hände“ für drei Singstimmen (Braunschweig, Spehr); Ouverture „dans le genre de Poésie d’Ossian“ (Leipzig, Breitkopf & Härtel); drei Duettini für Sopran und Alt (Leipzig, Breitkopf & Härtel). Mehrere Liederhefte von M. erschienen bei Meser in Dresden, Goedsche in Meißen und Breitkopf & Härtel in Leipzig. Verdienstlich wirkte der fleißige und strebsame Mann auch als musikalisch-kritischer Schriftsteller in der „Abendzeitung“, der Leipziger „Allgemeinen musikalischen Zeitung“, der „Cäcilia“ und mehreren anderen periodischen Zeischriften. M. starb als königlich sächsischer wirklicher Geheimer Rath, Oberhofmeister und Kammerherr in Dresden am 19. Januar 1845. Seit 1835 war er auch Ehrenmitglied der schwedischen Akademie.