ADB:Mittell, Karl Joseph
Dr. Wilhelm Vogel die nöthige Unterweisung für das Theater, bis sich schließlich der bekannte Schauspieler Karl Fichtner seiner annahm. Sein erstes Engagement fand er, kaum 18 Jahre alt, im J. 1847 in Wien unter der Direction Karl, unter der er fast ein ganzes Jahr lang als Volontär spielte. Später wurde er dort in eine erste Stellung engagirt und erhielt nach Aufhebung der Censur Rollen wie den Schiller in den „Karlsschülern“, den Joseph in der „Deborah“ und den König Ludwig XIV. im „Urbild des Tartuffe“ übertragen. In den Jahren 1854–1857 war er in Riga engagirt. Von dort aus kam er nach Berlin, wo er hintereinander am Wallner-, Friedrich-Wilhelmstädtischen und Viktoria-Theater thätig war und Gelegenheit fand, sich im Gegenspiel mit Frau Agnes Wallner zu einem der vorzüglichsten Bonvivants und Conversationsspieler zu entwickeln, welche die deutsche Bühne gekannt hat. Nach einem nur kurzen Engagement am Dresdener Hoftheater (1866–1867) ging er an das Leipziger Stadttheater, an dem er sich als Liebhaber und erster Bonvivant namentlich in heiteren Rollen, z. B. als Veilchenfresser in Moser’s gleichnamigen Lustspiel, sehr bald die Gunst des Publicums in hohem Maaße erwarb und sich auch als Regisseur des Lustspiels bewährte. Im J. 1878 trat er nach Julius Hübner’s Abgang in den Verband des Hamburger Thalia-Theaters ein, dem er als eine seiner besten Zierden angehörte, bis ihn ein schweres Augenleiden nöthigte, auf die Ausübung seines Berufes zu verzichten. Er ließ sich im J. 1886 in Halle von Professor Gräfe operiren und zog sich hierauf nach Dresden zurück. Hier starb er am 1. März 1889.
Mittell: Karl Joseph M., Schauspieler, wurde am 26. October 1828 als Sohn des Hofschauspielers Karl M. geboren und kam als solcher früh mit der Bühne in Berührung, da er schon als Knabe von seinem siebenten bis zehnten Jahre im Hofburgtheater in Kinderrollen auftreten mußte. Trotzdem sollte er ursprünglich Priester werden und besuchte bis zu seinem sechszehnten Jahre das Wiener Piaristenseminar. Doch machte sich bei ihm das Schauspielerblut immer stärker geltend. Er verließ das Seminar und erhielt nun durch seinen Vater und den als Deklamator berühmten Dichter- Die Gartenlaube, Jahrg. 1876. Leipzig, S. 615–617. (Mit Bildniß.) – Deutscher Bühnen-Almanach, 54. Jahrg. Hrsg. von Th. Entsch. – Neuer Theater-Almanach f. das Jahr 1890. Hrsg. von d. Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger, 1. Jahrg. Berlin 1890, S. 90, 91. – Ludw. Eisenberg’s Großes Biogr. Lexikon d. Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig 1903, S. 680. – Adolf Philipp und Julius Baron, Hamburger Theater-Decamerone. Hamburg 1881, S. 231, 240. – Reinhold Ortmann, Fünfzig Jahre eines deutschen Theater-Directors. Hamburg 1881, S. 326, 327. – Alfred Schönwald, Das Thalia-Theater in Hamburg. Hamburg 1893, S. 85. – Georg Hermann Müller, Das Stadttheater zu Leipzig. Leipzig 1887 (Register).