Zum Inhalt springen

ADB:Mohr, Eduard (Dichter)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Mohr, Eduard“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 434–435, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mohr,_Eduard_(Dichter)&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 00:24 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Mohl, Moriz
Nächster>>>
Mohr, Joseph
Band 52 (1906), S. 434–435 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Januar 2019, suchen)
Eduard Mohr in Wikidata
GND-Nummer 142685534
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|52|434|435|Mohr, Eduard|Franz Brümmer|ADB:Mohr, Eduard (Dichter)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=142685534}}    

Mohr: Eduard Christian M., dramatischer Dichter, wurde am 30. October 1808 auf der Karlshalle bei Kreuznach geboren, wo sein Vater Salinenbeamter war, und genoß auf dem Gymnasium zu Kreuznach den deutschlitterarischen Unterricht von Abraham Voß, der schon damals einer ausgesprochenen Neigung seines Schülers zur dramatischen Poesie Vorschub leistete. Statt den ursprünglich gefaßten Plan des Studiums auf der Universität zu verfolgen, ging der junge M. zum Handelsstande über und war Jahre lang als Chef eines accreditirten Hauses in Amsterdam eine dort wohl bekannte Persönlichkeit, der die Gemeinde vertrauensvoll auch manches wichtige Ehrenamt übertrug. Große finanzielle Verluste bewogen zu Ende der siebziger Jahre M., Amsterdam zu verlassen und zunächst nach Wiesbaden zu übersiedeln. Zwei Jahre später wählte er Kreuznach zu seinem dauernden Wohnsitz und lebte dort in guten Verhältnissen seinen litterarischen Neigungen. Am 24. Februar 1892 ist er daselbst gestorben.

So früh M. auch der dramatischen Poesie huldigte – sein „Coligny“ war schon im Gymnasium angefangen –, so trat er doch erst spät mit seinen Werken in die Oeffentlichkeit; sie tragen daher den Charakter gründlicher Durcharbeitung und männlicher Reife an sich. Außer drei Festspielen, „Germania bei der Schillerfeier“ (1859), „Die Launen der Grazien“ (1862), „Die entzweiten Musen“ (Festspiel zur Shakespeare-Feier am 23. April 1863) und einem Lustspiel „Schwert und Palme“ (1874) hat M. nur ernste Tragödien geschrieben. In letzteren traten die Einflüsse eines Lessing, Shakespeare, Schiller (in seinem Don Carlos) und Johannes v. Müller deutlich hervor, und hat besonders der letztere ihn durch den Reichthum an Gedanken und die plastische Kürze der Darstellung stark angezogen. Schon im ersten Drama [435] „Coligny. Trauerspiel“ (1857) „verräth die Sprache einen reichen und reifen Geist, den Mann voll historischer Studien und Lebenserfahrungen.“ Leider ist es zu breit angelegt, um bühnengerecht zu sein; auch ist es in der Anlage, in der Alles zersplittert erscheint, und in den Hauptmotiven verfehlt. „Charakteristisch für die Arbeit des Dichters ist die Shakespeare nachgeahmte Art der Darstellung. Der Scenenwechsel ist häufig; aber alle Scenen sind auch insofern denen des genialen Briten ähnlich, als das Drama nur selten den Kothurnschritt, das hohe Pathos aufweist, sondern Menschen vorführt, die sich geben, wie sie sind. Bedeutender ist „Francesco dei Pazzi“ (Trauerspiel, 1862), worin die berühmte Verschwörung der Pazzi gegen die Medici in klarer und wahrer Auffassung der Verhältnisse dargestellt wird. Die Handlung schreitet hier sicherer fort, und die Scenen sind auch ergreifender; besonders hat die Freundschaftsscene viel Anerkennung gefunden, da sie mehrfach ins Holländische, sogar ins Neugriechische übertragen worden ist. Auch den weiteren Dramen Mohr’s „Kapitolin“ (Trauersp., 1872), „König Saul“ (Trauersp., 1881), „Das Bildniß der Thersandra“ (Trauersp. 1883), „Das Opfer der Mardachei“ (Trauersp., 1887) und „Eveline“ (Trauersp., 1891) zeugen von fortschreitender Entwicklung in der Kunst des Aufbaues und der Darstellung und sichern dem Dichter den Ruf eines beachtenswerthen Dramatikers.

Persönliche Mittheilungen. – Heinr. Kurz, Litteraturgeschichte, 4. Bd., S. 493. – Karl Leimbach, Die Dichter der Neuzeit und Gegenwart, 6. Bd., S. 329 ff.