ADB:Nostitz-Rieneck, Johann Nepomuk Graf von
Pelzel, Schaller und Dobrowski; für den militärischen Beruf wurde er vom Jahre 1784 bis 1785 in der Militärakademie zu Wiener Neustadt ausgebildet. Im letztgenannten J. trat er als Cadett in das leichte Dragonerregiment Leopold Toscana, später Kaiserdragoner Nr. 2 (seit 1801 aufgelöst), in welchem er 1786 zum Lieutenant, 1787 zum Oberlietenant, 1789 zum Rittmeister, 1793 zum Major, 1795 zum Oberstlieutenant, 1796 zum Obersten vorrückte und oftmals die Gelegenheit fand, den ihm angeborenen Muth, sowie die Eigenschaften eines vorzüglich verwendbaren Reiterführers bestens bethätigen zu können. Vortheilhaft bemerkbar machte sich N. bereits am 21. September 1788 auf dem Rückzuge von Lugos nach Karansebes durch die hierbei bewirkte Einflußnahme auf die in Unordnung gerathenen Truppen, dann 1789 während der Belagerung von Belgrad, als er in Gegenwart Laudons für die Uebermittlung eines Auftrages den gefährlichsten, weil kürzesten, Weg wählte. Ehrende Anerkennungen wurden ihm zu Theil: 1793 bei Bellheim und Hördt „wegen der in diesem Gefechte bewiesenen Geistesgegenwart und thätigen Wirksamkeit“, am 13. October bei der Erstürmung der Weißenburger Linien, am 26. October bei dem Kampfe um den Brumpter Wald; ferner 1794 am 18. Mai bei Lincelles, wo er auch verwundet wurde, am 13. Juni bei Hooglede, denn er wird mit jenen Stabsofficieren genannt, welche „ihre Truppen besonders angeeifert und allen Vorschub zum guten Fortgang der Sache gegeben haben“, am 27. Juli vor und in Lüttich, über welches Gefecht die Relation wörtlich berichtet, „daß der Oberst Graf Klenau erstlich den Oberstwachtmeister Grafen N. nicht genug loben könne“; dann 1795 am 24. September bei Heidelberg, „weil N. durch eine geschickt vollführte Demonstration zur Entscheidung des Treffens in nicht geringem Maße beigetragen“; endlich 1796 am 14. Juni bei Maudach vor Mannheim, woselbst die Franzosen mit großem Verluste zurückgeschlagen wurden; am 11. August bei Eglingen in der Schlacht bei Neresheim, wobei N. trotz einer erlittenen Verwundung „mit eben so vieler Einsicht als Tapferkeit während der ganzen Affaire“ das Commando der vereinten Cavallerie führte, am 14. September bei Weihering nächst Neuburg, bezüglich welchen Gefechtes „dem Regimente Kaiserdragoner und besonders dessen Oberst, Graf N. alles Lob ertheilt“ wurde, und am 2. October bei Biberach, über welche Schlacht die Relation mit den Worten schließt: „Feldmarschalllieutenant Kospoth kann die Thätigkeit und die militärische Einsicht des Obersten Grafen Nostitz nicht hinlänglich loben, mit der derselbe seinen Veranlassungen wirksam an die Hand ging“. N., der übrigens auch an vielen anderen Kämpfen dieser Jahre Antheil genommen, quittirte Ende December 1796 den Dienst mit Beibehalt des Oberstencharakters und widmete sich nun der Verwaltung der Herrschaften Türmitz und Cernosek, welche er von einem seiner Oheime geerbt hatte. Dies war, nebenbei bemerkt, der Feldmarschall und Hofkriegsrathspräsident Friedrich Moriz Reichsgraf v. N., dessen Vaterlandsliebe, Pflichttreue, streng rechtlichen Sinn und leidenschaftlichen Hang zur Wohlthätigkeit Joseph Sonnenfeld in „Skizze des Hofkriegsrathspräsidenten Feldmarschalls Grafen v. Nostitz. Wien 1796“ gebührend gewürdigt, und von dem im k. k. Cabinetsarchive die sogenannten „Nostitz’schen Acten“ erliegen, eine Sammlung von Berichten und Protokollen jener Commission, welche unter Nostitz’ Leitung das Militärsystem um 1791 zu [31] prüfen hatte. Als jedoch im J. 1800 der Krieg mit Frankreich eine ungünstige Wendung genommen, da meldete sich N. unaufgefordert zum Dienste. Er wurde bei der im November zur Errichtung gekommenen böhmisch-mährisch-schlesischen Legion Erzherzog Karl als Generalmajor und Brigadier angestellt und nachdem 1801 der Friede geschlossen worden war, zum Commandanten einer Cavalleriebrigade in Prag ernannt. Im J. 1805 befand sich N. gleich vom Beginne des Feldzuges an beim Heere und kämpfte als Cavalleriebrigadier anfangs unter Klenau, dann unter Kienmayer, später Kutusow, Bagration. Jeder dieser Befehlshaber beauftragte N. mit der höchst verantwortlichen und anstrengenden Führung der Nachhut, ein Beweis, daß standhaftes Zurückhalten des Gegners, rasches, verläßliches Berichterstatten, unermüdliche Sicherung aller Verkehrsmittel u. s. w. jederzeit N. anvertraut werden konnten. In den Gefechten bei Dürnstein, am 11. November, Schöngrabern, auch Hollabrunn, am 16. November und in der Schlacht von Austerlitz, am 2. December, errang sich N. überdies, bezüglich seiner geschickten Gefechtsleitung, die öffentliche Belobung. Nun wurde N., dessen Gesundheit dringend der Erholung bedurfte, für längere Zeit beurlaubt, welche Begünstigung er aber in Voraussicht baldiger Kriegsereignisse am 28. December 1808 freiwillig unterbrach und anfangs April 1809 das Commando der Reserve beim Corps des Grafen Bellegarde übernahm. Diese führte er in bester Ordnung während der Vorrückung in die Oberpfalz, dann am Rückzuge nach Mähren, worauf er als Feldmarschalllieutenant und Truppendivisionär mit großer Bravour und Ausdauer bei Aspern, am 21. und 22. Mai, an der Besetzung und Vertheidigung des Ortes Aspern sich betheiligte und bei Wagram am 6. und 7. Juli die Angriffe auf Markgraf-Neusiedl muthvoll unterstützte. In den Relationen beider Schlachten erscheint Nostitz’ Name unter denen jener Persönlichkeiten, welche ihrer ausgezeichneten Thaten wegen einer besonderen Erwähnung würdig befunden wurden; bei Aspern wurden N. zwei Pferde unter dem Leibe erschossen und erlitt er eine Contusion; bei Wagram wurde er gleichfalls leicht verwundet. Aus letzterer Ursache und weil seine Gesundheitsverhältnisse überhaupt mißlich gewesen, zog sich N. nach Beendigung des Feldzuges wieder auf seine Güter zurück, ohne jedoch mit dem Einrücken zum Heere zu säumen, als die denkwürdigen Tage der Befreiungskriege nahten. Die Wahlstatt bei Leipzig betrat er am 16. October als Befehlshaber des österreichischen Cürassiercorps in dem Momente, als Wittgenstein und Kleist der härtesten Bedrängniß ausgesetzt waren. Sorgsamst die Ruhe und Kampfeszuversicht seiner Truppen wahrend, durchritt er im Schritt die wirren Massen der retirirenden Abtheilungen und nachdem er den Aufmarsch vollführt, da warf er sich an der Spitze des Regiments Albert von Sachsen-Teschen auf die Fronte, mit dem Regimente Lothringen in die Flanke der polnischen und französischen Reiter, dann auf die Infanteriemassen der Garde, allerorts den Feind zersprengend, zur Flucht zwingend. Den gleichen Erfolg fesselte er an seine Attaquen wider die ihm neu entgegengestellten Garden und Unterstützungen, worauf er den blutig errungenen Theil des Schlachtfeldes mit opferbereiter Standhaftigkeit behauptete. Schon am 20. October wurde Nostitz’ Heldenmuth sowie seine Entschlossenheit und Umsicht im Kampfe bei Leipzig durch die Verleihung des Commandeurkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens und des russischen St. Annenordens I. Classe geehrt, welcher Auszeichnungen er sich auch weiterhin würdig erwies. Denn er bethätigte nebst stets erfolgreich angewendeter Kühnheit die trefflichste Befehlsgebung und Truppenleitung sowol während der Vorrückung an den Rhein 1813, als im Feldzuge 1814 in den Schlachten bei Troyes am 23. Februar, Arcis sur Aube am 20. und 21. März, Fère Champenoise am 25. März. Seine Antheilnahme an dem Feldzuge 1815 gab ihm dagegen keinen besonderen Anlaß zu glänzenden Leistungen. Nun wurde N. im J. 1816 neuerlich beurlaubt und da die Folgen [32] seiner mehrfachen Verwundungen immer stärker hervortraten, so daß er mitunter den rechten Fuß nur schwer bewegen konnte, dessen Ansuchen um Versetzung in den Ruhestand im J. 1821 bewilligt. Mit ihm schied ein kühner und erfolgreicher Reiterführer, vor allem aber ein selbstloser Charakter, der ohne Rücksicht auf verschiedene körperliche Leiden immer wieder zum Schwerte griff, wenn das Vaterland in Gefahr stand.
Nostitz: Johann Nepomuk Graf N.-Rieneck, k. k. Feldmarschalllieutenant, Commandeur des Militär-Maria-Theresien-Ordens, Inhaber des Cheveauxlegersregiments Nr. 7 (jetzt Ulanenregiment Nr. 11), geboren zu Prag am 24. März 1768, † ebendaselbst am 22. October 1840, war der Sohn des thatkräftigen und dabei höchst humanen Oberstburggrafen von Böhmen, Franz Anton Graf v. N. aus dessen Ehe mit Elisabeth Gräfin Kolowrat-Krakowski. An seiner sorgsamst geleiteten Erziehung betheiligten sich unter anderen die bekannten Gelehrten- Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterr., 20. Thl., Wien 1869. – Hirtenfeld, Der Milit.-Maria-Theresien-Orden etc., Wien 1857. – Schels, Oesterr.-milit. Ztschft., Wien 1843, 1. u. 2. Bd. – Leitner, Gesch. d. Wiener-Neust. Akad., Hermannstadt 1852. – Schweigerd, Oesterreichs Helden u. Heerführer, 3. Bd., Wien 1854. – Svoboda, Die Zöglinge d. Wiener-Neust. Milit.-Akad., Wien 1870. – Die Hofkriegsrathspräsidenten etc. d. k. k. österr. Armee, Wien 1874.