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ADB:Oldofredi-Hager, Julie Marie Christine Gräfin von

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Artikel „Oldofredi-Hager, Julie Gräfin von“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 268–269, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Oldofredi-Hager,_Julie_Marie_Christine_Gr%C3%A4fin_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:51 Uhr UTC)
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Oldofredi-Hager: Julie Marie Christine Gräfin von O. wurde am 8. Februar 1813 zu Debreczin in Ungarn geboren, wo ihr Vater, Johann Reichsfreiherr Hager von und zu Altensteig, damals als k. k. General in Militärdiensten stand. Letzterer wurde bald darauf unter Beförderung nach Temesvar versetzt und starb hier, als die Tochter neun Jahre alt war. Diese erhielt ihre Erziehung im Hause der Mutter zu Temesvar und verlebte hier ihre Mädchenzeit in harmlosem Jugendglück. Kaum zur blühenden Jungfrau herangereift, ward sie schon in ihrem 17. Jahre (und zwar gleichzeitig mit ihrer verwittweten Mutter) Braut, und im Zwischenraum von zwei Monaten wurde die Mutter in zweiter Ehe mit dem k. k. Kämmerer Baron Ladislaus Podmanitzky v. Alzód, die Tochter mit dem Grafen Hieronymus Oldofredi in der St. Peterskirche zu Wien getraut. Kurz nach ihrer Vermählung (1831) sollte der angenehme Aufenthalt in Wien der jungen Gräfin für die Dauer einiger Jahre bitter getrübt werden, da ihr Gemahl, damals Oberlieutenant, infolge eines Sturzes aufs Krankenlager geworfen wurde und 2½ Jahr in ärztlicher Behandlung bleiben mußte. Mit einer bis zur Selbstverleugnung gehenden Anhänglichkeit und mit aufopfernder Liebe brachte die Gattin unzählige Nächte an seinem Bette zu, und diese Zeit diente ihr dazu, alle in das Gebiet der Geschichte und schönen Litteratur einschlagenden Wissenschaften nach Möglichkeit sich anzueignen und hierdurch erst die durch ihre so früh eingegangene Ehe unterbrochene Lehrzeit fortzusetzen und ihrem rastlosen Geiste jene Richtung zu geben, die sie auf eine so bedeutende Stufe der Kunst und intellectuellen Bildung stellte. Im J. 1833 folgte Julie O. ihrem Gatten ins Banat und später nach Siebenbürgen, wohin der Militärdienst ihn führte. Oeftere Ausflüge nach Pest, dem Aufenthaltsort ihrer Mutter, unterbrachen die Einförmigkeit des Provinzlebens; auch gab sie in dieser Zeit ihre erste Sammlung von Gedichten unter dem Titel „Blüthen des Gefühls“ (1839) heraus. Eine zweite Sammlung „Neue Gedichte“ (1843) wurde von Karoline Pichler bevorwortet. Das Jahr 1842 berief die Gräfin mit ihrem Gemahl nach Galizien und der Herbst 1847 nach der Hauptstadt des Landes, Lemberg, wo sie von der litterarischen Welt auf das ehrenvollste empfangen wurde. Nach einem vierjährigen angenehmen Aufenthalt hierselbst, während dessen sie zwei neue Sammlungen von Gedichten, „Dornen“ (1848) und „Gelbe Blätter“ (1851), letztere zu Wohlthätigkeitszwecken, veröffentlicht hatte, mußte die trübselige Stadt Tarnopol bezogen werden, wohin der Graf als Major versetzt worden war. 1853 kam dieser mit seinem Regiment nach Siebenbürgen und dem Banat, später in die Garnisonen von Graz, Horn, Wien und Pest. Im J. 1866 hatte die Gräfin den Kummer, ihren inzwischen zum General avancirten Gemahl und auch ihren einzigen Sohn, damals Hauptmann, verwundet zu sehen und mußte sie nun alle einstigen Qualen vermehrt durchleiden; [269] doch hatte sie die Freude, beide wieder hergestellt zu sehen. In den letzten Jahren lebte die Dichterin in Wien, und hier starb sie am 4. März 1879. Im J. 1852 war sie durch Ernennung zur Sternkreuz-Ordensdame ausgezeichnet worden. Ihre letzte Sammlung von Gedichten „Moos“ (1853) hatte sie den Zwecken des Baues der Wiener Votivkirche gewidmet.

Kehrein, Biographisch-litterarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter etc. Würzburg 1868, Bd. I S. 310. – Wurzbach, Biographisches Lexikon, Bd. VI S. 94.