ADB:Perger, Bernhard

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Perger von Stanz, Bernhard“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 374–375, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Perger,_Bernhard&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 19:46 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Perckmayr, Reginbald
Band 25 (1887), S. 374–375 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Januar 2019, suchen)
Bernhard Perger in Wikidata
GND-Nummer 100957420
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|25|374|375|Perger von Stanz, Bernhard|Franz von Krones|ADB:Perger, Bernhard}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100957420}}    

Perger: Bernhard P. v. Stanz oder Stenz, † um 1502, artistischer Magister, Rector und Superintendent oder Curator der Wiener Universität. Sein Heimathsort wird der Schweiz zugesprochen, aber auch in der Steiermark gesucht, woselbst wir gleichnamigen Orten (Stanz im Mürzthal, Stainz in Mittelsteier, Stanz bei Mureck) begegnen und auch andere Universitätsgenossen heimisch waren. Als Magister artium Perger de Stanz begegnet er uns zunächst im J. 1464, und las 1464, 1466 und 1467 über den Euklides, 1465 über die allgemeine Perspective. Ob er dann in Italien humanistische Studien aufnahm ist nicht erwiesen, aber durch seine spätere, besonders der Pflege der lateinischen Grammatik und den Classikern (insbesondere Virgil und Sallust) zugewandte wissenschaftliche Thätigkeit wahrscheinlich gemacht. Während der juristischen Studien (seit 1476) war er Decan der artistischen Facultät und wurde am 13. October 1479 Rector der Hochschule. Er erscheint damals auch mit dem Titel eines „Baccalaureus“ des „päpstlichen“ (d. i. canonischen) Rechtes und Rectors der Stadtschule zu S. Stephan, die wir gewissermaßen als Vorstufe zur Universitätsschulung anzusehen haben. Eine sehr einflußreiche Persönlichkeit [375] wurde P. seit 1490, da ihn Kaiser Friedrich III. zum Superintendenten der Universität bestellte, und der Thronfolger Kaiser Maximilian I. die Deputation der Hochschule anwies, ihre Begehren ihm oder dem „Magister Bernhard v. Stanz“ schriftlich einzureichen. Als landesfürstlicher Verweser der Universität hatte er die Gebahrung mit der Dotation der Hochschule zu überwachen und zweckmäßige Neuerungen anzubahnen. An diesen ließ P. es auch nicht fehlen. Er war bemüht, die scholastische Behandlungsweise der gemeinhin nur nach Emendatoren und Glossatoren tradierten Classiker, wie: Aristoteles, Euklides, Hippokrates, Galenus auf Grundlage ihres wenngleich lateinischen Textes durchzusetzen, und, als Kaiser Maximilian I. die Regierung Oesterreichs übernahm, P. in Folge dessen die Leitung der Hochschule mehr denn früher in Händen hatte, verschiedene Neuerungen nach dem Vorbilde italienischer Universitäten, sogar öffentliche Colloquien und Disputationen vor der Aula an Sommerabenden einzuführen. Diese „conversationes plateales“ wurden jedoch in Folge nächtlicher Studentenexcesse nur 1493 versucht, dann wieder abgestellt. Jedenfalls bekleidete P. bis zu seinem Tode die Stellung eines Superintendenten der Universität; da ihm darin 1501 Cuspinianus folgte, so muß P. um diese Zeit gestorben sein. Sein bedeutendstes Werk, „Artis grammaticae introductorium in octo partes orationis, in constructiones, in epistolas conficiendas fere ex Nicolai Perotti grammatici eruditissimi traditionibus a magistro Perger translatum“, worin die Rudimenta grammaticae des Erzbischofs Niklas Perotti von Siponto (1430–1486) die Grundlage bilden, erschien als Incunabel ohne daß wir den Druckort kennen. Sie erlebte als erster Versuch, die Fortschritte der italienischen Humanisten im Bereiche der lateinischen Grammatik darzulegen, eine Reihe von Ausgaben, deren vierte in Wien im J. 1500 bei dem ersten namentlich bekannten Buchdrucker dieser Stadt, Johann Winterburger oder Winterburg, erschien. In dieser Officin war auch 1493 und 1494 Pergers Trauerrede auf den Tod Kaiser Friedrichs „Obitus et exequiae“„Kayszer Friederichs begencknus“ (4 Bll.) veröffentlicht worden.

Denis, Wiens Buchdruckergeschichte bis z. J. 1560 (Wien 1782). – Aschbach, Gesch. d. Wiener Univ. 1. (1865). – Anton Mayer[WS 1], Gesch. der geistigen Cultur in Niederösterreich 1. Bd.; v. dems. Die Wiener Stefansschule (Bll. des Ver. f. L. Niederösterreichs 1880 II, u. in Sep.-A.) und dessen Buchdruckergeschichte Wiens, 1. Halbband (1882).


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Anton Mayer (1838–1924), Historiker am niederösterreichischen Landesarchiv und der niederösterreichischen Landesbibliothek.