ADB:Petersen, Heinrich
Roßmäßler’s († 1858), mit dem er viel auf Reisen, in Frankfurt, München, Heidelberg etc. und in deutschen Bädern war. Als P. am Johannistage des Jahres 1830 nach Nürnberg gekommen war, diese Stadt mit ihren alterthümlichen malerischen Straßen durchwandert und von der Burg aus eine Gesammtansicht derselben erhalten hatte, gefiel dieselbe ihm so wohl, daß er beschloß, in ihr seinen dauernden Wohnsitz zu nehmen. Er verheirathete sich daselbst im Jahre 1833 mit einer Nürnbergerin und kaufte zehn Jahre später von der Witwe des Akademiedirectors Zwinger das alte höchst malerisch am Paniersplatze gelegene, nach seinem Erbauer Topler benannte Haus, welches allen Kennern der Kunstgeschichte und allen Besuchern Nürnbergs wohl bekannt ist. P. übernahm es in sehr vernachlässigtem Zustande, versetzte es aber, so viel ihm irgend möglich war, mit größter Pietät wieder in den alten Zustand zurück und unterhielt es sorgfältig. Es wurde eine echte Künstlerwohnung, in welcher P. manches Stück schönen alten Hausraths, besonders aber eine gewählte Sammlung von Kupferstichen älterer und neuerer Meister und eine große Sammlung älterer Handzeichnungen aufstellte. P. lebte darin, im Kreise seiner Familie, von Allen, die ihn kannten, geachtet, sehr glücklich, und hat Nürnberg, eine im J. 1869 in Gesellschaft des Dr. v. Eye unternommene Reise nach Italien ausgenommen, nie mehr verlassen. Er wurde bald befreundet mit dem Kupferstecher Reindel, Director der Nürnberger Kunstakademie, mit dem als Sammler bekannten Kaufmann Hertel und dem Auctionator Börner, einem sehr wohl unterrichteten Kunstkenner. Bei ihnen lernte er eine große Anzahl älterer Kunstwerke näher kennen, schätzen und lieben und bildete im Umgang mit diesen Männern seine gründliche Kunstkennerschaft aus. In den letzten Jahren seines Lebens war er auch Conservator der städtischen Kunstsammlungen auf dem Rathhause. P. starb noch in voller Kraft stehend, ganz plötzlich am 28. October 1874.
Petersen: Heinrich P., Kupferstecher, wurde am 13. August 1806 zu Altona als der Sohn eines Kaufmanns geboren. Da er sich der Kunst widmen wollte, bezog er, nach Beendigung seiner unter Kroymann gemachten Vorstudien, im J. 1824 die Kunstakademie in Dresden, wo er sich im Zeichnen und Malen vervollkommnete, besonders auch ältere Bilder in der kgl. Gemäldegalerie copirte und dadurch den Grund zu seiner späteren Kenntniß alter Meister legte. Bald widmete er sich ganz dem Kupferstich und begab sich 1827 in das Atelier J. F.P. war als Kupferstecher sehr thätig. Seinen ersten selbständigen Versuch im Stechen machte er im J. 1827 in München. Es ist ein Porträt, offenbar Copie nach einem älteren Stiche, deren Abdrücke er seiner Mutter gewidmet hat. Eine zweite ähnliche Platte widmete er seinem Bruder Konrad. Schon besser als diese, noch sehr schülerhaften Arbeiten sind zwei andere Porträts, Graf Scharffenstein und Johann v. Giffen, augenscheinlich ebenfalls Copien. Seine fünfte Platte, 1828 in München gefertigt, Porträt nach Bause, zeigt schon große technische Vollendung. Im J. 1829 fertigte er fünf Porträts (Dr. v. Leonhard, Dr. Puchelt, Ph. L. Geiger, Gmelin und Hofrath Kreyßig) welche mit Roßmäßler’s Namen erschienen sind, und zwei kleinere Porträts, Marquis von Monrose und Voltaire, von denen das letztere schon Petersen’s Namen trägt. In den Jahren 1828 und 1829 entstanden in Heidelberg zwei kleine Landschaften. Als völlig selbständiger Künstler stach P. dann, wie alle vorher genannten Blätter in Linienmanier, in trefflicher Vollendung vier größere Porträts (Graf Bülow v. Dennewitz, Maria Theresia, Matthison und L. v. Beethoven) für ein von Hennings in Gotha herausgegebenes Werk „Deutsche Ehrenhalle“. [505] Von nun an entfaltete P. eine sehr rege Thätigkeit, arbeitete meist auf Bestellung der Buchhändler. Im J. 1834 stach er das Titelblatt zu Thibaut’s Perspective, seit 1835 mehrere Blätter für das Bibliographische Institut zu Hildburghausen, dann 3 Blatt Genrebilder für den österreichischen Lloyd in Triest, später 5 Platten Genrebilder nach Rothbarth, David etc. für Buchhändler Sax in Stuttgart, dann 7 Platten mit Ansichten aus Mailand, Venedig, Rouen und Salzburg für A. Hartleben in Budapest, dann Mehreres für A. H. Payne in Leipzig, zehn Blatt für das Landespräsidium von Böhmen in Prag, 6 Blatt, darunter 3 für ein Missale Romanum für G. Haase in Prag, 2 Blatt für Creuzbaur in Karlsruhe, 26 Blätter, meist Heiligenbilder, für G. J. Manz in Regensburg. Auch für das bei Schrag in Nürnberg erschienene, aus 100 Blatt bestehende Werk „Nürnberger Gedenkbuch“ stach er mehrere Platten nach Zeichnungen von J. G. Wolff. Von größern Platten stach er 1839 Tizians „Christus mit dem Zinsgroschen“, dann Rafaels „Madonna della Sedia“ und für den Kunstverein zu Nürnberg „Die Kinder im Walde“ von A. v. d. Embde. Auch begann er einen großen, besonders sorgfältig ausgeführten Stich „Karl IX. in der Bartholomäusnacht“ nach Wappers, den er wegen dringender Bestellung jedoch zurücklegen mußte; erst wenige Wochen vor seinem Tode kam er dazu, diese ihm sehr liebe Arbeit aufzunehmen. Er hat sie jedoch nicht vollendet. In den Jahren 1840–74 radirte er mehrere hundert Platten, Darstellungen älterer kunstgewerblicher Gegenstände, meist nach Zeichnungen J. v. Hefners, für des Letzteren große Werke „Kunstwerke und Geräthschaften des Mittelalters und der Renaissance“, „Eisenwerke des Mittelalters“ und „Kunstkammer des Fürsten von Hohenzollern“. Auch fertigte er im Auftrage des Freiherrn H. v. Aufseß die Facsimilestiche nach den Zeichnungen eines alten Meisters, welche das germanische Museum – das übrigens mehre Jahre lang seinen Sitz in Petersen’s Hause hatte – unter dem Titel „Mittelalterliches Hausbuch“ herausgegeben hat, sowie mehrere Facsimilestiche (3 Platten mit 9 Zeichnungen) nach älteren Handzeichnungen der Universitätsbibliothek in Erlangen, welche der damalige Bibliothekar Rößler in einem besonderen Werke publiciren wollte, das jedoch nicht über Probedrücke hinaus gediehen ist. Aehnliche Facsimilestiche fertigte P. auch für ein Werk Rudolf Weigel’s und als einzelne fliegende Blätter. Auch für den „Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit“ des germanischen Museums stach P. mehre Stahlplatten, sowie für die Abtheilung „Kulturgeschichte“ der zweiten Auflage von Brockhaus’ „Bilderatlas zum Konversations-Lexikon“. Alle seine Blätter zeichnen sich durch treues Festhalten an den charakteristischen Eigenthümlichkeiten des Originals und liebevolle Durchbildung vortheilhaft aus. Ganz vorzüglich sind seine Facsimiles älterer Handzeichnungen. In den ersten Jahren hatte P. einige Schüler in seinem Atelier, später arbeitete er jedoch meist allein. P. war auch wohlgeübt im Restauriren beschädigter Kupferstiche.