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ADB:Pfannberg

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Artikel „Pfannberg“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 600–603, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pfannberg&oldid=- (Version vom 11. Dezember 2024, 09:52 Uhr UTC)
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Pfannberg: Dieses namhafte steiermärkisch-kärntnische Adelsgeschlecht der mittelalterlichen Epoche darf mit aller Wahrscheinlichkeit als urverwandt einerseits mit den Grafen von Soune, andererseits mit den Grafen von Zeltschach bezeichnet werden, denen auch die gütermächtigen Heunburger angehören. Ihr älteres Besitzprädicat war Pecka (Peckach-Peggau in Steiermark). Als der erste dieses Namens erscheint Rudolf um 1136. Sie führen gleich den ihnen stammverwandten Saneckern oder Sounekern (nachmals Grafen von Cilli) die Rangbezeichnung „Freie“ (Liberi). Unter den Urenkeln des oben erwähnten Rudolf von Peckach taucht neben diesem älteren Prädicate das jüngere „Pfannberg“ (Phannenberc), so heißt noch heute die Burgruine in der Nähe des obersteierischen Marktes Frohnleiten, auf und verdrängt von 1237 ab die ursprüngliche Bezeichnung Peckach-Pegga. Als bedeutendste Vertreter des Pfannberger Geschlechtes erscheinen im 13. und 14. Jahrhundert:

1) Ulrich I., der erste „Graf“ (comes) von P., urkundlich noch im J. 1236 (5. April) als „de Pecka“ bezeichnet, 1237 jedoch in der Wiener Urkunde K. Friedrich II. (vom Februar) schon als „Graf“ v. Pfannberg unter den Innerösterreichern an erster Stelle angeführt; ein Beweis für sein Ansehen. Es war dies zur Zeit der schweren Schicksalsprüfung des Babenberger Herzogs Friedrichs des Streitbaren, dem die Achterklärung vom J. 1236 die Länder Oesterreich und Steiermark gekostet. – Als diesem der Wechsel der Sachlage [601] und die eigene Thatkraft 1239/40 das Verlorene wieder verschafften, finden wir den Pfannberger in der namhaften Stellung eines Oberst-Landrichters (judex generalis v. supremus) der Steiermark, dem Herzoge wiederholt zur Seite; so 1239, 1240 bei dessen Rundreise durch die Steiermark, 1241 zu Wels in Oberösterreich. – In den Tagen des Interregnums, das dem Ausgange des letzten Babenbergers gefolgt war (1246–1252), erscheint U. auch als Vogt (advocatus) des Kl. S. Paul im Lavantthale, und, was seine politische Parteistellung betrifft, als kaiserlich Gesinnter, der die Statthalterschaft Meinhards v. Görz anerkannte (1248). Von 1249 erlischt seine urkundliche Spur. Von seinen 4 nachweisbaren Söhnen: Ulrich III., Siegfrid, Bernhard und Heinrich spielen die beiden letzteren, insbesondere der jüngste, die namhafteste Rolle.

2) Heinrich Graf v. P. († 24. Juli 1282). Er und sein älterer Bruder Bernhard zeigen sich als Genossen einer eisernen, den Adel der Steiermark durch die Rechtsunsicherheit eines herrenlosen Zustandes demoralisirenden Zeit, in einem keineswegs günstigen Lichte. 1250, 1. Juni, stellen sie dem gewaltthätigen Erzbischofe von Salzburg, dem Sponheimer Herzogssohne Philipp, ihre Dienste zur Verfügung. 1251 scheint P. für die ungarische Partei gewonnen worden zu sein, 1253 stand er jedoch entschieden auf Seiten König Ottokars, der damals ins steierische Oberland, nach Leoben, gekommen. Dann fügten sich die P. der arpadischen Landesherrschaft, da der Ofener Friede von 1254 eine Auseinandersetzung zwischen Ungarn und Böhmen bewirkte. In diesen Zeiten der vorübergehenden Herrschaft Ungarns erfahren wir aus Urkunden, daß Heinrich v. P. als Schädiger des Klosters Rein zum Schadenersatze verurtheilt wurde. Jedenfalls blieb er nicht zurück, als die Abschüttlung der ungarischen Herrschaft vor sich ging (E. 1259). Als König Ottokar, der neue Landesherr, E. October 1260 in Graz weilte, befanden sich hier auch die beiden Pfannberger Bernhard und Heinrich, wider welche damals das Kloster St. Paul klagbar und als berechtigt erkannt wurde, seinen Vogt sich zu erwählen, den Kärntner Herzog, Ulrich III. hiezu erkor. Auch mit dem Bisthum Gurk hatten die Pfannberg’s eine lange Fehde um die Schloßherrschaft Albeck auszufechten, in welchem Handel der Herzog von Kärnten (10. December 1264) den Schiedspruch fällte. Verhängnißvoll sollte sich jedoch für Heinrich und dessen Bruder Bernhard das J. 1268 gestalten; als Nachspiel zu der im Gefolge des Böhmenkönigs Ottokar 1267/68 mit anderen steierischen Herren (s. Art. Ulrich v. Liechtenstein) unternommene Preußenfahrt erfolgte ihre Verhaftung als Geheimbündler – die Wirkung der Anklage des Pettauers –. Bernhard wurde auf Schloß Pürglein in Böhmen, Heinrich auf Schloß Frein in Mähren gefangen gehalten. Die Freiheit erlangten sie 1269 um Ostern gegen Auslieferung der Burgen Pfannberg, Peggau, Strasseck und Löschenthal, deren Schleifung Ottokar anbefahl. Außer diesen Burgherrschaften gingen für sie auch noch S. Peter ob Judenburg, Kaisersberg zwischen Leoben und Knittelfeld, überdies Rabenstein verloren. – Wir finden sie dann wieder im Gefolge des Landesfürsten, und das J. 1271 bewirkte ihre Rehabilitirung. Sie hatten sich nämlich im Kriege Ottokars gegen Ungarn hervorgethan, insbesondere Heinrich, der dem Güssinger Grafen Iwan mit dem Schwerte im Zweikampfe Rede zu stehen entschlossen war, ohne daß der Gegner jedoch seiner Herausforderung nachkam. – Von 1271 ab (in welchem Jahre Bernhard mit dem Tode abging; die beiden älteren Brüder waren schon längst, Ulrich III. vor 1255; Siegfried vor 1264 gestorben) vertrat Heinrich ausschließlich sein Geschlecht. 1272 machte er die Heerfahrt Ottokars nach Kärnten mit und wurde 1274 auch von dem böhmischen Könige, um die Empfindung früher erlittener Unbilden auszutilgen, und andererseits um seine wackere Haltung im Kriege Ottokars gegen Ungarn (1273) [602] zu entlohnen, hauptsächlich aber mit Rücksicht auf die seit Rudolf von Habsburgs Königswahl bedenkliche Sachlage und auf das Ansehen des Pfannbergers im Lande zum Hauptmanne Kärntens bestellt. 1274 war H. bei der großen Versammlung in Goeß anwesend. Als dann der große Umschwung vor sich ging, sehen wir Heinrich gleich den andern Adelsherrn im Reichskriege gegen den Böhmenkönig auf Rudolf I. Seite, zunächst in der Bundesversammlung zu Rein (1276, 19. Sept.). Mit seinen Schaaren besetzte er Judenburg und zog dann zum Heere des Habsburgers nach Oesterreich. Ihn und den Herrn Friedrich v. Pettau bestellte König Rudolf I. (1277) zu obersten Landesrichtern. Auch bei der blutigen Entscheidung v. J. 1278 wirkte er mit. Die Reimchronik (Cap. 150) erzählt, er und ein Pettauer wären auf dem gen Jedenspeugen vorgeschobenen rechten Flügel des Heeres Rudolfs vor dem Feinde zurückgewichen und flüchtig geworden. Sie spricht nur von einem Grafen v. P., doch kann das nur unser H. sein. Dann legte er sein Amt nieder. Das letzte Mal taucht er im Gefolge des Habsburgers (1279) auf, als dieser in das Land kam. Der Tod scheint ihn 1282 zu Wien ereilt zu haben.

Ulrich V., Enkel Heinrichs, Sohn Ulrich IV., geb. um 1290, † 23. Oct. 1354, der vorletzte seines Hauses und der namhafteste unter den Pfannbergern. Den Ritterschlag verdiente er sich in dem Treffen zwischen den Oesterreichern und Baiern bei Gammelsdorf (1313). Durch die Ehe mit Agnes, Schwester Ulrich II. von Wallsee (1314), versippte er sich mit diesem von der Gunst der Habsburger emporgehobenen, hochstrebenden Geschlechte, und zu der eigenen ererbten Geltung und persönlichen Tüchtigkeit gesellten sich wichtige Berufsstellungen und die Gelegenheit, in bewegten Zeiten eine hervorragende Rolle zu spielen. So erklären wir uns auch, daß U. an dem österreichischen Spruchdichter Suchenwirt seinen Lobredner fand und wir in dessen Versen willkommene Aufschlüsse über das Kriegsleben unsers Pfannbergers in den Jahren der langwierigen Kämpfe des Hauses Habsburg mit seinen Gegnern erhalten. 1316 machte U. das blutige Gefecht bei Eßlingen (19. September) mit, zog dann noch wiederholt vor Padua, auch nach Toskana, Waffenfahrten, die in die Jahre 1317–1320 fallen; 1328 oder 1329 focht er gegen die Ungarn bei Kittsee (Chocze), gab dem Herzoge Otto von Oesterreich das Geleite nach Vorderösterreich gegen König Ludwig d. B. (1330) und zählte zu dem Schiedsgericht, das (26. Nov.) in Augsburg den Anspruch der Habsburger auf die eventuelle Belehnung mit Kärnten entschied. Daß ihm das Landmarschallamt Oesterreichs übertragen wurde, spricht laut genug für sein Ansehen bei seinen Fürsten. In dem Kriege gegen Böhmen als Verbündeten König Ludwig des Baiers (1331–1332) wurde ihm die Verwahrung des gefangenen Heinrichs v. Lippe überwiesen. Auch bei der Friedensverhandlung mit Böhmen (Juli 1332) war U. thätig. Als 1335 der entscheidende Augenblick, die Verleihung Kärntens an das Haus Oesterreich eintrat, wurde U. v. P. mit der Botschaft dessen nach Kärnten betraut. Bereits vor zwei Decennien zum Hauptmanne der Bamberger Hochstiftsgüter in dem genannten Lande bestellt, erlangte nun U. v. P. den Pfandbesitz des Bamberger Eigens für 8000 Mark Silber auf 8 Jahre und die erste Stelle im Herzogthum als Landeshauptmann. Er machte den Sommerfeldzug gegen Böhmen (1336) mit, den der Ennser Friede schloß, übernahm 1338 eine Botschaft an König Ludwig, und wurde von Herzog Albrecht II. bei dessen Unternehmungen gegen Aquileja viel verwendet, insbesondere was die Besetzung Venzone’s (1342) betrifft. Was seine Güterverhältnisse anbelangt, so bildet eines der wichtigsten Momente darin der Antheil Ulrichs v. P. Schwestersohnes Hermann v. Heunburg, an der großen Erbschaft der 1322 im Mannsstamm erloschenen Heunburger; die eigenthümlichen Verwicklungen, welche [603] dadurch zwischen den mit Pfannberg altersher verwandten Freien v. Saneck und den Auffensteinern heraufbeschworen wurden und große Kreise beherrschten, lösten sich endlich 1330–1333 durch Verträge, die den Pfannberg’schen Antheil an der Herrschaft Cilli an Ulrich’s Vetter, Friedrich von Sanneck, den ersten „Grafen v. Cilli“ (1341) brachten. Die letzten Ereignisse in dem bewegten Leben Ulrichs v. P. sind seine Theilnahme an der österreichisch-ungarischen Grenzberichtigung vom December 1345, die Rüstung zu der Unternehmung Herzog Albrechts II. gegen Venzone 1351, und die Vermählung seines einzigen Sohnes Hanns, des letzten seines Geschlechtes († Nov. 1362) mit Margaretha, Tochter des Grafen Rudolf von Schaumburg [1354). – Ulrich starb in diesem Jahre. Suchenwirt widmete ihm eine lange Todtenklage.

Primisser, Peter Suchenwirts Werke aus dem 14. Jahrh. 1827. (XI. Gedicht, S. 34–38.) – Tangl, Die Grafen von Pfannberg in 2 Abth. I. bis 1237, II. 1237–1282, III. 1282–1362 im Archiv f. Kunde oe. G.-Qu. XVII. XVIII. Bd. Vgl. s. Abh. die Grafen v. Heunburg, ebenda XIX. und XXV. – Wendrinsky, die Grafen v. Playen-Hardegg (Bll. d. Ver. f. Ldsk. Nieder-Oe. J. 1879, 1880). – Die Monographien von Kurz, z. G. Oesterreichs und Lichnowski, Gesch. des Hauses Habsburg 1–4. – Muchar, Gesch. des Hz. Steiermark, 5.–6. Bd. – Krones, die Herrschaft Ottokars II. von Böhmen in der Steiermark (Mitth. des hist. Ver. f. Steiermark XXII. J. 1874). – Krones, Die Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen v. Cilli (1883). I. Abth.