ADB:Praetorius, Abdias
Melanchthon an, auf dessen Empfehlung er in Salzwedel 1544 als Magister und 1548 als Rector der Altstädtischen Schule angestellt wurde. Aber da er bei den Streitigkeiten wegen des Interims sich gegen dasselbe erklärte, ward er bereits 1552 seines Amtes entsetzt. 1553 wieder zum Rector des altstädtischen Gymnasiums in Magdeburg erwählt, verweilte er trotz der Blüthe, zu welcher er die Schule in kurzer Zeit erhoben hatte, auch hier nicht lange, und wir begegnen ihm 1557 als Professor des Hebräischen in Frankfurt a. O., wohin ihn vielleicht der Prof. Georg Sabinus zog, ein Schwiegersohn Melanchthon’s durch seine erste Frau. Leider starb derselbe schon 1560 und P. setzte ihm in der noch erhaltenen Leichenrede ein ehrendes Denkmal. Mittlerweile war er auch in Frankfurt wieder in einen heftigen Streit mit seinem Collegen, dem Professor Andreas Musculus (s. A. D. B. XXIII, S. 93) über die Nothwendigkeit der guten Werke gerathen, welche dieser verneinte, P. aber behauptete. Der Kurfürst Joachim II., anfangs für P. günstig gestimmt, berief ihn nach Berlin, um die Gegner zu trennen und bediente sich seiner (Febr. 1561) bei den Disputationen mit dem päpstlichen Nuntius Franciscus Commendonus, welcher den protestantischen Fürstentag zu Naumburg und einzelne protestantische Höfe aufsuchte, um sie zur Beschickung des Tridentiner Concils zu vermögen; nach den am vollständigsten bei Beckmann (s. unten) zusammengestellten Protocollen dieser Verhandlungen erklärte sich der Kurfürst ebenso bestimmt für die Augsburgische Confession, wie gegen die Autorität des Concils. Für P. aber bedeutete die Rückkehr nach Frankfurt nur die Erneuerung des früheren Streites. Einige seiner Schriften aus dem Jahre 1561: de poenitentia, de justificatione, de novae obedientiae et bonorum operum necessitate, besonders die letztere, erregten den Zorn des Musculus, welcher dagegen (Anfang 1562) de bonorum operum et novitatis vitae libertate schrieb. Da es zu ärgerlichen Auftritten der für P. Partei ergreifenden Studenten[WS 1] gegen Musculus und seine Anhänger kam, auch die Frequenz der Universität litt, so blieb dem Kurfürsten, wollte er nicht den Musculus fallen lassen, nichts übrig, als P. abermals zu entfernen. Er nahm ihn (Oct. 1562) mit sich nach Frankfurt a. M. zur Königswahl Maximilians und sandte ihn alsdann, wegen seiner ausgebreiteten Sprachkenntnisse, mit anderen Gesandten nach Warschau wegen der Mitbelehnung über Preußen. An der Frankfurter Universität aber hatten sich unterdessen die Verhältnisse wenig geändert; neue Streitschriften von gleicher Heftigkeit wurden gewechselt, dazu kam noch der Tod seiner Frau, so daß P. beschloß, Ende 1563 nach Wittenberg überzusiedeln, wo er vom Kurfürsten von Sachsen sehr entgegenkommend aufgenommen wurde. P. muß jedoch unter Joachims Regierung mehrfach noch längere Zeit in Berlin verweilt haben, wenigstens vermählte er sich dort in zweiter Ehe am 13. Juli 1565 mit seines verstorbenen Freundes Sabinus Tochter Sabina und 1568 überwies ihm der Kurfürst ein Haus in der Klosterstraße. Erst seit 1571, scheint es, ließ er sich dauernd in Wittenberg nieder, wird als Decan der philosophischen Facultät erwähnt, [514] las stark besuchte Collegia und gab ein Werk: „De poesi Graecorum libri VIII“ heraus. Doch bereits am 9. Jan. 1573 ereilte ihn der Tod.
Praetorius: Abdias (hebräische Uebersetzung für Gottschalk) P. (Schulz), lutherischer Theologe, geb. am 25. October 1524 als der Sohn eines Kaufmanns in Salzwedel in der Altmark, besuchte die Schule seiner Vaterstadt, dann die zu Magdeburg und studirte auf den Universitäten zu Frankfurt, später zu Wittenberg. Auf der letzteren schloß er sich besonders- Becman, notitia univ. Francof. 1706, fol. 92–106, 275–277. – G. G. Küster zu Seidels Bilder-Sammlung, 1751, S. 80 ff. – Danneil, Kirchengesch. d. Stadt Salzwedel, 1842. – Holstein, Geschichte d. Altstädt. Gymnas. in Magdeburg, in: Jahrb. f. Philol. u. Pädagogik, 1884, Bd. 130, S. 68 ff. – Vormbaum, Evangelische Schulordnungen, I. 412–433. – Spieker, Andr. Musculus, 1858, S. 46–115. – Ueber Commendonus vgl. d. Biographie des A. Maria Gratianus u. d. T. De scriptis invita Minerva ad Aloysium fratrem, edid. H. Lagomarsini, 1745/46, tom. II, p. 23.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Studenden