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ADB:Röper, Johannes

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Artikel „Röper, Johannes“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 149–152, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:R%C3%B6per,_Johannes&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 03:00 Uhr UTC)
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Röper: Johannes August Christian R., Botaniker, geb. am 25. April 1801 in Doberan in Mecklenburg, † am 17. März 1885 zu Rostock. Seinen ersten Unterricht erhielt R. theils im Hause seines Vaters, eines Geistlichen, theils auf dem Lübecker Gymnasium, dessen Prima er 1815 und 1816 besuchte, und bezog dann, erst 16 Jahre alt, die Universität Rostock, um Naturwissenschaften zu studiren. October 1819 ging er zur Fortsetzung seiner Studien nach Berlin und verblieb daselbst 6 Semester. Während dieser Zeit schloß er sich eng an v. Schlechtendal an, der später Professor der Botanik in Halle wurde und unternahm mit diesem und anderen gleichstrebenden Freunden zahlreiche Excursionen, an die er noch im späteren Alter mit Genuß zurückdachte. Weitere 6 Semester brachte er in Göttingen zu, wohin er 1822 übersiedelte, um hier seine Studien zu vollenden. Den Abschluß derselben bildete seine am 15. März 1823 erfolgte Promotion zum Doctor der Medicin, nachdem er seine darauf bezügliche Prüfung eximia cum laude bestanden hatte. Schon ein Jahr darauf erschien seine Erstlingsschrift: „Enumeratio Euphorbiarum quae in Germania et Pannonia gignuntur“. Nach Herausgabe dieses Werkes verließ er 1824 Göttingen, reiste bis 1826 in Deutschland, Frankreich, Oberitalien und der Schweiz und verweilte namentlich längere Zeit in Paris, wo er mit Humboldt, Jussieu u. A. verkehrte. Hier erwarb er auch das historisch so wichtige Lamarck’sche Herbarium, das jetzt mit Röper’s eigener, sehr bedeutender Pflanzensammlung vereinigt, im Besitze der Universität Rostock sich befindet, so daß diese Sammlungen allgemeiner wissenschaftlicher Benutzung zugänglich sind. Im September 1826 nahm R. einen Ruf als außerordentlicher Professor der Botanik nach Basel an, wurde im Februar 1829 ebendaselbst Ordinarius und verblieb hier bis October 1836, um welche Zeit ihn ein ehrenvoller Ruf an die Universität Rostock nach der Heimath zurückführte. Noch vor seinem Abgange ernannte ihn die philosophische Facultät in Basel zum Ehrendoctor der Philosophie. Da er in Rostock, als Nachfolger Floerke’s, die Professur der beschreibenden Naturwissenschaften übernahm, so lehrte er zunächst neben Botanik auch Zoologie, die er indeß später speciellen Zoologen überließ. 1846 wurde ihm, nach Mahn’s Tode, die Stelle des ersten Bibliothekars bei der Universitätsbibliothek übertragen. Die fruchtbare litterarische Thätigkeit, welche R. schon in Basel entwickelte, setzte er in Rostock noch in erhöhtem Maaße fort, ohne dabei seinen Pflichten als akademischer Lehrer auch nur das Geringste nachzugeben. Mit rastlosem Eifer führte er seine Schüler durch Vorlesungen und Excursionen in die Botanik ein, daneben noch in privatem Kreise durch seinen anregenden Verkehr das Interesse für die Wissenschaft in jeder Weise fördernd und belebend. Ehrende Anerkennungen wurden ihm vielfach zu Theil. Der jüngere Jussieu widmete ihm die Gattung Roepera aus der Familie der Zygophylleae, viele wissenschaftliche Gesellschaften in Frankreich, der Schweiz, England, Schweden und Deutschland ernannten ihn zum Ehren- oder correspondirenden Mitgliede und 1873 erhielt er von Seiten der naturwissenschaftlichen Facultät in Tübingen honoris causa die Würde eines Doctor scientiarum naturalium. Bis ins Greisenalter hinein erfreute sich R. im Allgemeinen einer kräftigen Gesundheit, die ihm die Erfüllung seiner Berufspflichten in ihrem vollen Umfange ermöglichte. Da traf ihn am 19. Juni 1880 der erste Schlaganfall, der ihn zwar zwang, einen Theil seiner Thätigkeit aufzugeben, ihm indessen seine geistige Frische und [150] sein reges wissenschaftliches Interesse nicht rauben konnte. Er bewahrte sich vielmehr dasselbe bis zu seinem Tode, der ihn im nahezu vollendeten 84. Lebensjahre inmitten der Seinen dahinraffte.

Röper’s botanische Schriften lassen sich inhaltlich in zwei Gruppen sondern. Die während seines Baseler Aufenthaltes veröffentlichten haben mehr allgemeine Fragen der pflanzlichen Morphologie zum Gegenstande, während er in Rostock sich eingehender dem speciellen Studium der einheimischen Pflanzenwelt, namentlich der Farnkräuter und Gräser widmete. In allen aber legte er die Methode der vergleichenden morphologischen Betrachtungsweise seiner Forschung zu Grunde, wie sie, außer ihm, namentlich in seinem Freunde Alexander Braun ihren berufensten Vertreter in Deutschland gefunden hatte. Beide Forscher maßen den Resultaten der anatomischen Entwicklungsgeschichte nur einen bedingten Werth für die Erkenntniß der Pflanzenorgane bei. Gleich Röper’s erste, oben schon erwähnte Schrift Enumeratio Euphorbiarum ist nach dieser Richtung hin bemerkenswerth. Sie ist mehr als das, was der Titel besagt, eine Aufzählung der deutschen und ungarischen Wolfsmilchgewächse; sie enthält vielmehr neben einer sorgfältigen, kritischen Unterscheidung der Formen des betreffenden Gebietes, eine vollständige Morphologie der Gattung Euphorbia gestützt auf genaue Untersuchung aller in Betracht kommenden morphologischen Elemente und scharfe Vergleichung derselben mit denen verwandter Pflanzenformen und mit Mißbildungen. In Uebereinstimmung mit Robert Brown und Adrian de Jussieu kommt R. zu dem Resultate, daß die gewöhnlich als Kelch- und Blumenblätter gedeuteten Theile ein Involucrum darstellen, innerhalb dessen sich ein Blüthenstand befindet, zusammengesetzt aus einer centralen weiblichen Blüthe und 5 dieselbe umgebenden Gruppen männlicher Blüthen. Jedes männliche Blüthchen besteht aus 3 verwachsenen Staubfäden mit 2 fehlgeschlagenen Antheren. Weitere Untersuchungen zur Vervollständigung seiner Angaben hatte sich R. ausdrücklich vorbehalten; wie er denn die Arbeit selbst in der Einleitung nur als Vorläufer eines später zu veröffentlichenden größeren Werkes über die Gattung Euphorbia bezeichnet. Ein solches ist freilich nicht erschienen. Die Arbeit bietet aber auch so schon eine Fülle trefflicher Beobachtungen und ist von 3 Tafeln begleitet, die in künstlerischer Ausführung neben der Entwicklungsgeschichte des Samens alle Theile der Blüthe und Frucht darstellen. Fragen mehr allgemeiner Natur behandeln 2 in der Zeitschrift Linnaea aus den Jahren 1826 und 1827 erschienene Abhandlungen: „Observationes aliquot in florum inflorescentiarumque naturam“ und „Varia botanica“, von denen die erstere auch in französischer Sprache in Seringe’s „Mélanges botaniques“ herauskam. Eine, dem Umfange nach nicht bedeutende, aber selbständig erschienene Arbeit, in welcher R. seine Theorie der Pflanze und ihrer Theile entwickelt, erhielt den Titel: „De organis plantarum“ und erschien 1828 im Druck. Hier eifert der Verfasser gegen die große Willkühr in der Behandlung der botanischen Terminologie, für die er auf Grund einer genauen Untersuchungen der Beziehungen der einzelnen Pflanzentheile zu einander, ein einheitliches Princip zu schaffen sucht. Eine weitere Verarbeitung und Vertiefung des in genannter Schrift behandelten Gegenstandes, wie sie wohl zu wünschen gewesen wäre, hat R. nicht unternommen. Neben diesen Arbeiten allgemeinen Inhaltes veröffentlichte er 1830 wiederum eine, eine specielle Pflanzengruppe behandelnde: „De floribus et affinitatibus Balsaminearum“. Sie ist noch heute von Werth, insofern sie die jetzt allgemein getheilte Ansicht über den Bau der Balsamineenblüthe ausspricht, nach welcher dieselbe ursprünglich aus lauter mit einander alternirenden fünfzähligen Wirteln gebildet ist. Auch erkannte er zuerst die richtige Stellung der Familie im System, als Glied der Reihe Gruinales. Infolge einer durch C. A. Agardh [151] über diese Frage eröffneten Discussion entschloß sich R. zu einer Erwiderung in einem Aufsatze der Flora vom Jahre 1834, sah sich auch veranlaßt, in der genannten Zeitschrift dieselbe Arbeit unter dem Titel: „Ueber die Deutung der Blüthentheile und die Verwandtschaft der Balsamineen“ 1836 noch einmal zu publiciren. Mit G. A. W. Arnott zusammen gab er 1837 in der Linnaea eine „Historia Balsaminearum systematica, accessoribus nonnullis aucta“ heraus. Noch einige kleinere Abhandlungen morphologischer Natur: „Pelorien von Chelone barbata“; „Ueber Bau, Stellung und natürliche Begrenzung der Farnkräuter“ – sowie die Behandlung einer physiologischen Frage: „Daß geimpfte Zweige oder Bäume früher blühen, als andere“ – sämmtlich abgedruckt im ersten Bande der Baseler Berichte 1835, – fallen in die letzten Jahre seiner Wirksamkeit in der Schweiz. Ebenso hat er die für ihre Zeit mustergültige Pflanzenphysiologie von A. P. de Candolle ins Deutsche übertragen und, mit zahlreichen Anmerkungen versehen, 1833 und 1835 herausgegeben. Die nach Röper’s Uebersiedelung nach Rostock publicirten Arbeiten eröffnete eine kleine Abhandlung: „Die Sphagnum-Zellen und ihre Poren“, im 31. Bande der Flora und im 10. Bande der Ann. de sc. 1838 im Druck erschienen. Das Hauptstudium wandte R. jedoch während dieser Zeit der Familie der Gräser zu. Einem 1840 veröffentlichten: „Verzeichniß der Gräser Mecklenburgs“, folgte 1843 als Inhalt eines Rectoratsprogrammes die Abhandlung: „Zur Flora Mecklenburgs“, 1. Theil und ein Jahr später deren zweiter Theil; wozu dann noch „Nachträge und Berichtigungen“ in der Botanischen Zeitung von 1846 hinzukamen. R. bahnte mit diesen Arbeiten eine genaue Morphologie der Gräser, speciell des Grasährchens, an und lieferte durch seine kritische Behandlung der Artenunterschiede einen werthvollen Beitrag zur Systematik dieser artenreichen Familie. Dies geschieht besonders in der letztgenannten Publication. Das akademische Programm enthält in seinem ersten Abschnitt allgemeine Bemerkungen über Geognosie, physikalische und Pflanzengeographie, soweit sie für floristische Untersuchungen von Wichtigkeit sind, über Morphologie, Physiologie und Systematik und bringt im zweiten Abschnitt eine kritische Besprechung der Filices, Lycopodiaceae und Equisetaceae des heimathlichen Ländchens, wobei der Hinweis auf die vielen offenen Fragen, welche die behandelten Familien noch bieten, den anregenden Einfluß dieser kleinen Schrift wesentlich erhöht. In der Abhandlung: „Zur Flora Mecklenburgs“, 2. Theil, wird nun die erwähnte Morphologie der Grasblüthe im Gegensatz zur Ansicht Schleiden’s entwickelt und die heute allgemein gültige Auffassung gegeben, wonach die glumae ein Involucrum, die palea inferior ein Deckblatt, die paea superior ein Vorblatt, die lodiculae den inneren Kreis des Perigons darstellen, während die Staubgefäße nur einem Kreise angehören. Endlich hält es R. für wahrscheinlich, daß das scheinbar einfache Grasovarium aus mindestens 2, bisweilen aus 3 carpellen zusammengesetzt ist. In einem Aufsatze: „Die Stellung der Frucht ist von der Stellung des vorhergehenden Organenkreises der Blume abhängig“, erschienen in der Botanischen Zeitung 1846, vertheidigte R. seine Ansicht gegen die abweichende Meinung von G. Krause, welche in einem Aufsatze dieser Zeitung von demselben Jahre ausgesprochen wurde. Noch eine ganze Reihe kleinerer Arbeiten aus Röper’s Feder, meist morphologischen Inhalts, findet sich in den Jahrgängen 1840–60 derselben Zeitschrift. Die hauptsächlichsten sind: „Bemerkungen über die Araliaceen im Allgemeinen und Gastonia insbesondere“ (1848); „Ueber den Blüthenstand einiger Ranunculaceen“ (1849); „Zur Flora Deutschlands“ (1851); „Hybriditätserscheinungen“ (1859); „Zur Systematik und Naturgeschichte der Ophioglosseae“ (1859). – 1860 gab R. als Festschrift anläßlich des 400-jährigen Bestehens der Baseler Hochschule eine Streitschrift heraus: „Vorgefaßte [152] botanische Meinungen“, in welcher er die von J. G. Agardh nach seiner Ansicht zu einseitig betonte Verwerthung der Richtung des Ovulums für die Beurtheilung systematischer Verwandtschaft scharf bekämpfte. Ueberhaupt gibt er hier noch einmal seiner vollen Ueberzeugung von dem großen Werthe der vergleichenden Morphologie unumwunden Ausdruck, womit er den Anhängern dieser Ansicht in Deutschland eine mächtige Stütze geliehen hat. Von 1860 an veröffentlichte R. nicht mehr viel. Als Jubelschrift zum 50jährigen Doctorjubiläum des ihm befreundeten Obermedicinalraths Strempel erschien von ihm 1872 eine kleine Abhandlung: „Botanische Thesen“, welche die Quintessenz seiner wissenschaftlichen Ueberzeugung zum Ausdruck bringen und aus ähnlicher Veranlassung, zur Feier des 25jährigen Doctorjubiläumes des Obermedicinalraths Prof. Thierfelder schrieb er die Schrift: „Der Taumellolch, in Bezug auf Ektopie, gewohnheitliche Atrophie und außergewöhnliche, normanstrebende Hypertrophie“, eine kleine morphologische Studie. War in der schriftstelletischen Thätigkeit Röper’s in den letzten Jahren auch eine Ruhepause eingetreten, sein reges Interesse für die Wissenschaft und seine hingebende Pflichterfüllung als Lehrer begleiteten ihn bis zu seinem letzten Augenblicke. Durch diese Eigenschaften und seine persönliche Liebenswürdigkeit hatte es R. verstanden, eine Reihe talentvoller Schüler heranzubilden, unter denen manche gegenwärtig mit die ersten Stellen in ihrer Wissenschaft einnehmen. Röper’s Verdienste aber um den Ausbau der Pflanzenmorphologie werden ihm in der Geschichte der Botanik einen ehrenvollen Platz sichern.

P. Magnus, Biographischer Nachruf in Verhandl. des Bot. Vereins der Prov. Brandenburg, 7. Jahrg. 1866.