Zum Inhalt springen

ADB:Raphelengius, Franz (Humanist)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Raphelengius, Franz“ von J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 281–283, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Raphelengius,_Franz_(Humanist)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 05:42 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Rantzau, Josias
Band 27 (1888), S. 281–283 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franciscus Raphelengius der Ältere in der Wikipedia
Franciscus Raphelengius in Wikidata
GND-Nummer 100387608
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|27|281|283|Raphelengius, Franz|J. Braun|ADB:Raphelengius, Franz (Humanist)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100387608}}    

Raphelengius: Franz R. (von Ravelingen), namhafter Buchdrucker und Gelehrter, geboren am 27. Februar 1539 zu Lannoy, nahe bei Lille (Ryssel), hatte in Nürnberg die Kaufmannschaft erlernt, sodann aber in Paris sich Sprachwissenschaften gewidmet und hierauf einige Jahre lang die Stelle [282] eines Lehrers der griechischen Sprache in Cambridge bekleidet. In seine niederländische Heimath zurückgekehrt, trat er 1565 bei Christoph Plantin in Antwerpen, mit einem wöchentlichen Lohne von 4 Gulden, als gelehrter Corrector ein, bei welchem bereits einige tüchtige Gelehrte, wie Kilianus, Poelman und Justus Lipsius, in gleicher Eigenschaft thätig waren; doch verdankt man besonders dem R. die große Correctheit der Plantin’schen Drucke. Auch bei der Herstellung der berühmten Polyglotte-Bibel: „Biblia sacra hebraice, chaldaice, graece et latine“ (8 Bde. Fol. 1568–1573), die Plantin mit Unterstützung des Königs Philipp II. druckte, war R. in hervorragender Weise betheiligt. Nachdem R. am 23. Juni 1565 durch Verheirathung mit Plantin’s Tochter Margarethe dessen Schwiegersohn geworden war, leitete er, als Plantin 1583 nach Leyden ging, um dort eine Filialdruckerei zu errichten, das Hauptgeschäft in Antwerpen während der Kriegsunruhen, übernahm 1585 nach der Rückkehr Plantin’s die Leydener Druckofficin, während die Antwerpener Druckerei an den zweiten Schwiegersohn, Johannes Moretus, überging. Von 1582–85, während welcher Zeit R. das Stammgeschäft in Antwerpen leitete, brachte der Meßkatalog 98 neue Plantin’sche Verlagswerke; auch die Frankfurter Buchhändlermessen besuchte R. mehrmals in Begleitung seines späteren Schwagers Moretus. Im J. 1586 wurde R. von der Universität in Leyden nicht nur zum akademischen Buchhändler und Buchdrucker ernannt, sondern auch zum Professor der hebräischen und arabischen Sprache an der genannten Hochschule. Neben seinen Vorlesungen in den morgenländischen Sprachen betrieb er auch seine Druckerei fort, und noch kurz vor seinem Tode trat er 1595 mit einer reichhaltigen Probe seiner neugeschaffenen Typen „Specimen characterum arabicorum officinae Plantinianae“ hervor. Er schrieb unter anderem auch eine hebräische Grammatik, ein chaldäisches und ein arabisches Wörterbuch, das 13 Auflagen erlebte. Nach seinem am 21. Juli 1597 erfolgten Tode übernahmen seine Söhne Christoph, Justus und Franz, gleichfalls tüchtige Kenner der alten Sprachen, die Druckerei. Ersterer trat auch in die Aemter und Titel seines Vaters, überlebte diesen jedoch nur vier Jahre. Dagegen setzten nun Justus und Franz R., der unter die lateinischen Dichter seiner Zeit zählt, die väterliche Handlung fort. Obgleich die Firma auch ferner noch „Officina Plantiniana“ lautete, scheint die Leydener Officin doch nun vernachlässigt worden zu sein, was aus verschiedenen Drucken erhellt. So erschien 1612 ein „Novum Jesu Christi Testamentum. Ex Officina Plantiniana Raphelengii“, welches auf möglichst schlechtem Papier und mit noch schlechteren Lettern gedruckt ist. Ein Jahr später, 1613, gaben die beiden Söhne Justus und Franz R. das arabische Wörterbuch ihres Vaters heraus „Francisci Raphelengii Lexicon Arabicum cum observationibus Th. Erpenii. Leidae, ex officina Auctoris, 1613“, das ein Bildniß des Verfassers in Kupferstich brachte. Auch andere, zum Theil von ihrem Vater verfaßte Werke, wie „Dictionarium Chaldaicum“, „Lexicon Persicum vocabulorum quae in Pentateucho etc.“, „Observationes linguae hebraeae“ und „Tabulae in grammaticam Arabicam“ druckten die beiden jüngeren R. Außerdem ist Franz R. noch der Herausgeber von: „Notae et castigationes in L. A. Senecae Tragoedias. Nova Academia Lugdun. in Batav. 1620“, das dem Justus Lipsius gewidmet ist. Im Ganzen gingen aus der Officin der beiden Söhne Raphelengius’ in der Zeit von 1597–1617 ungefähr 190 Druckwerke hervor, während der ältere R. von 1585–97, also in 12 Jahren 118 Werke ausgegeben hat. Vom J. 1619 ab verschwindet der Name Raphelengius aus der Geschichte der Typographie.

Vgl. Adami Vitae Germ. phil. – Niceron, Memoires S. 36, 83. – Baumgarten, Nachrichten I, 292, 297, 304. II, 31, 32. VII, 233, 401. – Bibl. [283] belge 1856, S. 5. 1857, S. 283. 1869, S. 57, 141, 157. – Serapeum 1847, S. 151. – Bouginé, Handbuch I, 83. II, 296. – Swertius, Alb. belg. S. 250, 251. – Clessius, unius sec. elenchus I, S. 43 ff. – Falkenstein, Geschichte S. 257, 258. – Lorck, Geschichte S. 220. – Kapp. Geschichte S. 505–508; sowie die Biographien etc. Plantin’s von Degeorge, Reiffenberg, Ruelens, Gachard, Hulst, Rooses u. s. w.