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ADB:Reinhardt, Wilhelm

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Artikel „Reinhardt, Wilhelm“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 71, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reinhardt,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 11:05 Uhr UTC)
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Reinhardt: Wilhelm R., Landschafts- und Thiermaler, geboren 1815 zu Bayreuth, verlor frühzeitig seinen Vater und fiel nun ganz seiner armen Mutter zur Last. Die Kinderjahre brachten ihm harte, herbe Eindrücke. Frühzeitig erlernte er die Porzellanmalerei und übte sie zur Unterstützung seiner Mutter. Im J. 1834 kam R. nach München in die königl. Porzellanmalereianstalt, wo er an Joh. Jakob Bräutigam (geboren 1790 zu Eisfeld, † 1868 zu München) einen hülfbereiten, fördernden Lehrer und Freund fand. Seiner vorwiegenden Neigung gemäß malte R. Thier- und Jagdbilder, besonders auf Teller und Pfeifenköpfe, welche sogar der Aufmerksamkeit von Peter Heß gewürdigt wurden. Im regen Verkehr mit Etzdorf, Morgenstern und Ludwig Voltz zog R. bald die Landschaft in den Bereich seiner Studien, welchen er gerne in Erling bei Andechs und an der Amper oblag und in den, durch hundertjährige Stämme ausgezeichneten Waldungen mit allen Jägern und Forstleuten bekannt und vertraut wurde. Die Verbindung von Landschaft und Thierbild lag für R. nahe genug, er stellte auch allmählich seine Porzellanmalerei zurück und wendete sich ganz zum Oelbilde. Geraume Zeit machte er damit Glück und gute Geschäfte. Dann aber blieb er plötzlich stehen, versäumte aus den Fortschritten seiner Zeitgenossen Nutzen zu ziehen und erlahmte. So schön, wahr und treu seine Oelstudien nach der Natur, seine Bleistiftzeichnungen von Bäumen und insbesondere von Thieren waren, so brachte er davon doch wenig in seine Bilder, welche steif, mühsam und gequält aussahen und nach der Vollendung weniger boten als sie beim Beginne versprachen. Dazu schien sein Repertoire in beständiger Abnahme; bald malte er nur noch kalte Wintertage, regelmäßig mit etlichen obligaten Rehen oder Ebern staffirt. Eine erfreuliche Auffrischung erfuhr seine Kunst, als Fürst Wittgenstein unseren R. in den sechziger Jahren zwei Winter hindurch nach Rußland einlud auf die Bärenjagd. Infolge davon malte er für seinen Maecen etliche Bilder mit neuen Motiven, mit Bären und Wölfen. Dann aber kehrte er zur früheren Stille zurück, verkaufte in kleineren und größeren Pausen seine Bilder an etliche Kunstvereine oder ließ sie später gleich an den Wänden seiner einsamen Wohnung, neben Büchse und Jagdranzen, hängen. Er malte noch weiter, aber ohne Lust und Liebe; R. wurde alt und krank. Glücklicherweise erreicht ihn eine verdiente Staatspension, welche, da seine Ansprüche höchst mäßig waren, nicht nur für ihn, sondern auch zur Unterstützung seiner alten Schwester, welcher er immerdar Liebes erwiesen hatte, ausreichte. Außerdem hatte er sich in den besten Zeiten für künftige Regentage einen kleinen Schatz zusammengehamstert, welcher schließlich dem Künstlerunterstützungsverein testamentarisch anheimfiel. Die letzten drei Jahre seines Lebens verbrachte R. in großen Schmerzen, von den meisten seiner Bekannten vergessen, bis er am 13. April 1881 nach langem Todeskampfe verröchelte. Etliche seiner Bilder z. B. eine „Waldpartie an der Isar“ oder eine „Gebirgslandschaft mit Rehen“, wurden von A. Borum lithographirt.

Vgl. Nekrolog in Beil. 173 Allgemeine Zeitung vom 22. Juni 1881.