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ADB:Reschner, Martin

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Artikel „Reschner, Martin“ von Georg Daniel Teutsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 239–240, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reschner,_Martin&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 10:33 Uhr UTC)
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Reschner: Martin R., siebenbürgisch-sächsischer Geschichtsforscher, ist geboren am 1. Mai 1791 in einem Bürgerhaus in Hermannstadt, und hier gestorben als emeritirter evangelischer Pfarrer von Thålmesch am 16. Februar 1872. Nachdem er die Gymnasialstudien in Hermannstadt absolvirt und vier Jahre im Hause des Maroscher Oberkönigsrichters Grafen Michael Teleki als Hauslehrer zugebracht, studirte er 1815–1817 in Jena Theologie, wo er von Luden nachhaltige geschichtliche Anregungen empfing, diente dann vom November 1818 als Lehrer am Gymnasium in Hermannstadt, wurde im Juni 1821 Pfarrer in Michelsberg, im September 1835 Pfarrer in Thålmesch, aus welcher Stelle er 1863 wegen Altersschwäche in den wohlverdienten Ruhestand trat. Die gesammte amtsfreie Zeit seines Lebens hat R. durch geschichtliche, auf die urkundlichen Quellen zurückgehende, die älteste Zeit seines Volkes aufklärende Studien fruchtbar ausgefüllt. Schon seine erste Arbeit: „De praediis praedialibusque Andreani“, Cibinii 1824 zeugt von ernster Forschung und umfassenden Kenntnissen. Die scharfen Untersuchungen über die rechtliche Natur der zuerst im Andreanischen Freibrief von 1224 erwähnten Prädien, die später in der rechtlichen und wirthschaftlichen Entwickelung der sächsischen Gaue eine so bedeutende Rolle spielen, die Nachweisungen über den, in jenem Freibrief „den deutschen Ansiedlern“ verliehenen Wlachen- und Bissenerwald bilden heute noch die werthvolle Grundlage weiterer diesbezüglicher Forschungen. Ein mit einigen Freunden unternommener Versuch (1828) zur Bearbeitung und Herausgabe eines Urkundenbuchs zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen scheiterte an der Engherzigkeit der Zeit; dafür aber mehrte sich Reschner’s eigene Sammlung fortwährend, in erster Reihe durch sorgfältige Abschriften aus dem sächsischen Nationalarchiv und dem Hermannstädter Capitulararchiv. Einen Theil ihrer reichen Schätze hat er verwerthet in den „Kritischen Beiträgen zur Kirchengeschichte des Hermannstädter Capitels vor der Reformation“ (Schuller’s Archiv. Hermannstadt 1841 S. 263; Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde I, 3, 71; neue Folge III, 383); sie enthalten tiefe Blicke in die älteste Zeit der von Geisa II gerufenen deutschen Ansiedler; die früher nie gründlich untersuchte Frage über den Ursprung der Hermannstädter [240] Propstei und wie ein Theil der jungen deutschen Kirche unter den Bischof von Siebenbürgen gekommen, erfährt eingehende und fruchtreiche Behandlung, die auf das, auch auf dem kirchlichen Boden eigenartige, von den andern Landestheilen verschiedene Sonderrecht dieser Colonien sehr lehrreiches Licht fallen läßt. Eine lange Reihe werthvollster, bis dahin meist unbekannter, den Urschriften entnommener Urkunden erhöht die Bedeutung jener Abhandlungen. Selbst die für Viele so überraschenden Ergebnisse der 1871 veröffentlichten „Romänischen Studien“ von R. Roesler, daß die wlachische Bevölkerung der Norddonauländer und Siebenbürgens von einer verhältnißmäßig späten Einwanderung aus dem Süden stamme und nicht die älteste Volksschichte hier sei, hat R. bereits 1858 (Vereinsarchiv N. F. III, 411, 418) mit aller Entschiedenheit ausgesprochen. Am Abend seines Lebens, da sein Auge bereits schwächer wurde, übergab er seine außerordentlich reiche Sammlung von Urkunden und Akten, „die rastlose Arbeit eines Manneslebens voll Fleiß und Mühe“, achtzehn Folianten, darunter viel Kostbares, Weniggekanntes und Nieveröffentlichtes vorzüglich aus dem sächsischen Nationalarchiv, dem Hermannstädter Capitulararchiv und den reichen Gemeindekirchenladen des Hermannstädter Stuhles widmungsgemäß dem Brukenthalischen Museum in Hermannstadt (1865), damit sie dort künftigen Geschichtschreibern zugänglich sei. Es war der würdige Abschluß einer im Dienst der Wissenschaft gestandenen Lebensarbeit, der kaum entscheiden ließ, was größer und rührender: der innere Werth jener Gabe, oder die stille Anspruchslosigkeit, mit der sie der Wissenschaft dargebracht worden.

Jos. Trausch, Schriftstellerlexikon der Siebenbürger Deutschen III, 108. – G. D. Teutsch, M. Reschner im Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde X, 299.