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ADB:Richard von Cornwall

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Artikel „Richard von Cornwall“ von Friedrich Wilhelm Schirrmacher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 412–413, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Richard_von_Cornwall&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 15:30 Uhr UTC)
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Richard von Cornwall, Bruder des englischen Königs Heinrich III., geboren am 5. Januar 1209, erwählter römischer König. – Schon nach dem Tode von Friedrich’s II. erstem Gegenkönig Heinrich Raspe (1247) soll ihm durch einen päpstlichen Legaten die römische Kaiserkrone angeboten sein, danach im J. 1252 ist Papst Innocenz IV. mit ihm und seinem Bruder wegen der sicilischen Königskrone in Unterhandlungen getreten. Indessen zerschlugen sich auch diese. Kaum aber, als die Nachricht von dem am 28. Januar 1256 erfolgten Tode des Gegenkönigs Wilhelm von Holland nach England gelangt war, als sich König Heinrich III. zunächst bei der römischen Curie, dann auch bei den deutschen Wahlfürsten um die Erhebung eines ihm angenehmen Fürsten d. h. seines Bruders Richard, auf den erledigten Thron bemühte. Durch große Geldsummen ließen sich von ihm gewinnen voran der Erzbischof von Köln, Konrad von Hochstaden, dann der von Mainz und der Pfalzgraf. Diese drei wählten den wegen seiner Reichthümer willkommenen Ausländer am 13. Januar 1257 vor den Thoren Frankfurts und nach wenigen Tagen gab König Ottokar von Böhmen seine nachträgliche Zustimmung, obwol sein Procurator in Gemeinschaft mit dem Erzbischof von Trier, Arnold von Isenburg und dem Herzog von Sachsen in Frankfurt selbst am Tage der Wahl gegen den Vollzug derselben Protest eingelegt hatten. Und trotz dieser nachträglichen Zustimmung wählte und verkündete der Erzbischof von Trier am 1. April zu Frankfurt für sich, aber auch als Beauftragter König Ottokar’s, sowie des Herzogs von Sachsen und des Markgrafen von Brandenburg König Alfonso X. von Castilien zum römischen König und Kaiser. Am Himmelfahrtstage (17. Mai) wurde R. zu Aachen, sitzend auf dem Stuhl Karl’s des Großen, nebst seiner Gemahlin Sanchia vom Erzbischof von Köln gekrönt. Auch wurden ihm die Kroninsignien ausgeliefert. Die Krönungsstadt ehrte und bereicherte er durch wichtige Privilegien, dann wandte er sich dem Süden des Reiches zu. Auch hier blieben die Wirkungen seiner mit verschwenderischer Hand gespendeten Reichthümer nicht aus. Zudem stand ihm ein päpstlicher Legat zur Seite. In der Lombardei konnte er auf den Anhang aller der Städte rechnen, welche Papst Alexander IV. anhingen, der bei den Fortschritten der Macht König Manfred’s der Kaiserkrönung Richard’s nicht abgeneigt schien. In Rom wurde er zum Senator erwählt. Aber alle gewonnenen Aussichten schwanden ihm hin durch den Tod Alexanders (Mai 1261) und die Erhebung Urban’s IV. Wohl gelang es ihm bei seiner dritten Anwesenheit im Reich 1264 – zwei Jahre zuvor [413] hatte er es zum zweiten Male besucht – Heinrich II. von Vinstingen, den neuen Erzbischof von Trier, völlig für sich zu gewinnen und König Ottokar von Böhmen sich dadurch zu verpflichten, daß er ihn auch mit dem Herzogthum Oesterreich und der Markgrafschaft Steier belehnte, doch wiederum riefen die Wirren in England ihn zurück. Am 14. Mai 1264 wurde er mit seinem königlichen Bruder in der Schlacht bei Lewis Gefangener des Grafen Simon von Leicester und der aufständischen Barone. Obwol im nächsten Jahre infolge der Schlacht bei Evesham befreit, kehrte er doch erst im J. 1268 und nur zu einem kurzen Aufenthalt in das Reich zurück. Nicht lange nach der Ermordung seines Sohnes Heinrich starb er am 2. April 1272.

Großes Verdienst erwarb sich um die Geschichte Richard’s, zumal durch die reichliche Beigabe von Urkunden, Georg Christian Gebauer (Leben und denkwürdige Thaten Herrn Richard’s, erwählten Römischen Kaysers, Leipzig 1744). Am eingehendsten handelten in neuester Zeit über ihn: A. Busson, Die Doppelwahl des Jahres 1257 und das Römische Königthum Alfons X. von Castilien. Münster 1866. – Fr. Schirrmacher, Die letzten Hohenstaufen, Göttingen 1871; in Betreff der Doppelwahl dessen Geschichte Spaniens, IV, S. 452 flg. – H. Koch, Richard von Cornwall, Straßburg 1887, erster Theil, für die Zeit 1209–57. – Armin di Miranda, Richard von Cornwallis und sein Verhältniß zur Krönungsstadt Aachen, Bonn.