ADB:Richter, Andreas

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Artikel „Richter, Andreas“ von J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 446–447, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Richter,_Andreas&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 00:58 Uhr UTC)
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Richter: Andreas R., der Stammvater einer bedeutenden Buchdruckerfamilie, war zu Marienburg im J. 1639 am Andreastage geboren, wurde an demselben getauft, erhielt dessen Namen, und wurde, was die ältere Buchdruckergeschichte nicht vergessen hat zu registriren, an demselben Tage getraut und endlich ist er an dem gleichen Tage, in derselben Stunde, in welcher er geboren wurde, auch gestorben. Er hatte die Buchdruckerkunst in Leipzig erlernt, ließ sich hierauf zu Annaberg nieder, und als 1676 Christoph Baumann nach Dresden zog, kaufte R. dessen in Bautzen hinterlassene Druckerei. Durch seine regsame Thätigkeit brachte er die Officin zu hoher Blüthe und besonders verdient gemacht hat er sich durch den Druck wendischer Bücher. Im J. 1707 übergab er die Druckerei seinem Sohne Gottfried Gottlob und starb 80 Jahre alt 1719. G. G. R. war am 21. Februar 1682 in Bautzen geboren. Nachdem er sechs Jahre in Nürnberg, Augsburg, Magdeburg und Hamburg conditionirt hatte, kehrte er 1682 in die väterliche Druckerei zurück und übernahm dieselbe im J. 1707. Auch unter ihm blühte die Druckerei und so wie unter seinem Vater nahm der Druck wendischer Schriften auch unter seiner Leitung einen sehr erheblichen Fortgang. Nach seinem im J. 1738 erfolgten Tode folgte ihm sein jüngerer Sohn Karl Gottfried, der am 13. Januar 1716 zu Bautzen geboren war, und nachdem er, gleich seinem Vater mehrere Jahre auswärts, zu Hof, Marburg, Würzburg, Frankfurt a. M. und Augsburg zugebracht hatte, 1737 in das väterliche Geschäft zurückkehrte. Er übernahm die Officin am 15. November 1739, scheint dieselbe aber nur wenige Jahre fortgeführt zu haben. Von den aus der Richter’schen Presse hervorgegangenen Drucken ist ein großer Theil in wendischer Sprache, darunter u. A. der „Catechismus Luthers,“ deutsch und wendisch, 1693, dessen „Evangelien und Episteln“ 1695, „Kirchen-Agenda“ 1696, das „Neue Testament“ 1706, ein Gesangbuch 1710, „Christian Langhausens Kinder-Postille“ 1718, eine wendische Grammatik 1721, die „Augsburgische Confession“ 1732 und „Joh. Arnd’s Bücher vom wahren Christenthum“ 1739. Der ältere Sohn G. G. Richter’s, Sigmund Ehrenfried, war Buchdrucker in Görlitz und Dresden. Am 16. März 1711 zu Bautzen geboren, hatte auch er zur Erlernung seiner Kunst in Augsburg und anderen Orten mehrere Jahre sich aufgehalten und dann zu Görlitz sich niedergelassen, wo er am 26. Februar 1737 die Tochter des Buchdruckers und Buchhändlers Nikolaus Schillens in Lauban ehelichte. R. hatte zu Bautzen sein Postulat verschenkt (s. A. D. B. XVIII, 480). Als selbständiger Drucker lieferte R. (nach Schwetschke’s Codex nundinarius bis 1746) ungefähr 66 Schriften, die sich sämmtlich durch klaren Druck und schöne Initial- und Finalstöcke und sehr hübsche Zierleisten auszeichnen. Um mit seiner Druckerei auch einen ansehnlichen Buchhandel zu betreiben, verband er sich 1746 mit Joh. Friedr. Fickelscherer, der am 4. Novbr. 1718 zu Lengefeld im Voigtlande als der Sohn eines Kaufmanns geboren war, fünf Jahre hindurch zu Schneeberg in Sachsen die Buchdruckerkunst erlernt hatte, und 1745 nach Görlitz kam. Die Firma lautete nun Richter & Co., und veröffentlichte [447] bis 1752 noch weitere 44 Schriften. Richter war jedoch bereits im J. 1746 nach Dresden gezogen, wo er 1750 als Hoffactor starb. Die Richtersche Officin ging nun in den alleinigen Besitz Fickelscherer’s über, und dieser suchte dieselbe in ihrem bisherigen blühenden Zustande zu erhalten. Er starb am 19. October 1794 und ihm folgte als Inhaber der Druckerei Joh. Rud. Unger (geb. am 13. Septbr. 1741 zu Cölleda). Derselbe war 1756 nach Görlitz gekommen, um die Druckkunst bei Fickelscherer zu erlernen, hatte nach Vollendung seiner Lehrzeit in Dresden sich weiter ausgebildet, war 1781 zu seinem Lehrherrn zurückgekehrt, und wurde nun als Schwiegersohn bald Theilhaber und nach Fickelscherer’s Tod Eigenthümer der Buchdruckerei, die er noch im Jahre 1803 in Besitz hatte. Erwähnt zu werden verdient noch, daß in dieser Officin unter den drei aufeinanderfolgenden Besitzern ein Mann 55 Jahre hindurch als Setzer thätig war; sein Name ist Samuel Traugott Buschmann (geb. am 28. Decbr. 1717, † am 2. März 1799). Von den Richter’schen Druckwerken verdienen hervorgehoben zu werden: Friedr. Christ. Baumeisteri vita Coleri“ und „Vita Christ. Wolfii“, sowie „Barthii Democritus redivivus“; unter denen Fickelscherer’s: „Casp. Döring’s Predigten über die Episteln“ 1764; „Chr. Knauth’s Christliche Kirchengeschichte der Oberlausitz’schen Sorbenwenden“ 1767; „Bernh. Schmolke’s Beicht- und Communionsbuch“, in wendischer Sprache, 1768, und „Chrph. Haymann’s Harmonische Betrachtungen über die Sonn- und Festtags-Evangelien“ 1777–1780. Unter den Unger’schen Drucken erwarb sich die größte Verbreitung die Monatsschrift „Der Landreuter“, die von 1800 ab mehrere Jahre hindurch erschienen ist.

Vgl. Ch. Knauth, Annales typogr. 1740. 10–12, 62–64. – Ch. Knauth, Anfang und Wachsthum der Buchdruckerey, Herrn S. E. Richter übergeben 1737. – J. G. Zeiske, Nutzen der Buchdruckerkunst, zur Richterschen Hochzeit herausgeg. 1740. – Otto, Lexikon I 643–658, III 56, 68, 433, 807. – G. Köhler, Geschichte der Buchdruckerei zu Görlitz 1840. – Ch. Geßner, Buchdruckerkunst 1740 III, 62, 143, 246, 247, 284 u. s. w.