Zum Inhalt springen

ADB:Rist, Johann Georg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Rist, Johann Georg“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 651–652, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rist,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 10:37 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Risler, Johann
Band 28 (1889), S. 651–652 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Georg Rist in der Wikipedia
Johann Georg Rist in Wikidata
GND-Nummer 119155745
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|651|652|Rist, Johann Georg|Carsten Erich Carstens|ADB:Rist, Johann Georg}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119155745}}    

Rist: Johann Georg R., Diplomat und Staatsbeamter. Er war geboren am 23. November 1775 im Dorfe Niendorf bei Hamburg-Altona, wo der Vater F. Chr. Fr. R. als Ortsprediger lebte († am 8. April 1811), abstammend in gerader Linie von dem bekannten Dichter Johann R. Bis 1794 verblieb er im elterlichen Hause und wurde nur vom Vater selbst unterrichtet. Dann bezog er das Hamburger Gymnasium auf ein Jahr und ging Ostern 1795 auf die Universität Jena, um sich dem juristischen Studium zu widmen. Er kam hier in Verbindung mit einer Zahl vortrefflicher junger Männer. Wir nennen unter diesen Erich von Berger und Hülfen, Gries und besonders auch Herbart, mit dem er Fichte’s Wissenschaftslehre las und anderes. Neben seinen Studien, die er fleißig trieb, zog ihn das Weimar’sche Theater an, dahin er häufig wanderte mit andern Genossen. Er sah öfter Goethe, der großen Eindruck auf ihn machte, während er Schiller, der damals kränkelte und zurückgezogen lebte, nicht einmal gesehen hat. Durch zwei Söhne Herder’s, die in Jena studirten, fand er Eingang in dessen Haus und hörte ihn gern predigen. Nur ein Jahr währte indeß sein Aufenthalt in Jena, der ihm übrigens reiche Früchte getragen. Ostern 1796 bezog er die Kieler Universität. Er hörte hier die Vorlesungen von Cramer, Niemann, Hegewisch und fand auch hier gleichgesinnte Freunde, so Steffens, damals Adjunct der philosophischen Facultät daselbst, v. Thaden, J. G. Wolff, Tilemann Müller. In den Michaelisferien 1797 machte er eine Reise nach Kopenhagen, von seinem Freund Wolff eingeladen, der dort Anstellung gefunden. Durch seine Vermittelung ward er ins Schimmelmann’sche Haus eingeführt und darauf als Privatsecretär des Grafen v. Schimmelmann bestellt, obwol er kaum sein Triennium auf der Universität absolvirt hatte. Bis 1801 ist er in diesem Verhältniß geblieben und ist durch diese seine Stellung mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten bekannt geworden. Darauf ward er zum Legationssecretär bei der russischen Gesandtschaft in Petersburg ernannt und trat damit seine diplomatische Laufbahn an. Im folgenden Jahre sollte er als Legationssecretär nach Berlin versetzt werden, das aber inzwischen dahin abgeändert ward, daß ihm dieser Posten in Madrid zugetheilt ward. Er reiste über Kopenhagen und Paris dahin. 1804 avancirte er zum Chargé d’affaires, 1806 ward er in dieser Eigenschaft an den englischen Hof versetzt und lebte nun in London. Es war dies in der schwierigen Periode des Bruches zwischen England und Dänemark und des Ueberfalls der Kopenhagener Rhede (1807). Man warf ihm vor, die Absichten Englands nicht rechtzeitig durchschaut zu haben. 1808 ward R. zum Geschäftsträger bei der Stadt Hamburg ernannt. Diese Stellung war eine einträgliche, fiel aber gleichfalls in eine schwierige Zeitperiode. 1813 sah er sich veranlaßt, seine Entlassung zu suchen, die ihm mit Wartegeld bewilligt ward. Er ließ sich zunächst in Hadersleben nieder. 1814 ward er Mitglied der Commission zur Wiederbesitzergreifung der Herzogthümer Schleswig und Holstein. Er siedelte nun nach Kiel über. Darauf ward er zum königl. Commissar für die in Paris zu führenden Liquidationsgeschäfte ernannt. 1815 zurückberufen ließ er sich in Hamburg nieder und 1828 in Altona. Bei Errichtung der schlesw.-holst. Regierung in Schleswig 1834 ward er Erster Rath und Sectionsdirigent derselben. Diesem Amte hat er vorgestanden, bis er, bei dem Eintreten v. Scheele’s in die Regierung, mit fünf andern Mitgliedern derselben als mißliebig, am 7. September 1846 aus seinem Amte entlassen ward. Er überlebte dies nicht lange, starb an einem [652] Schlagfluß am 5. Februar 1847. Von seiner Regierung war er mehrfach ausgezeichnet worden, 1811 Ritter vom Danebrog, dazu Danebrogsmann, 1836 Commandeur von Danebrog. Auch war ihm der Charakter eines Königl. Conferenzrathes ertheilt. In sehr jungen Jahren (1778) hatte R. einen schriftstellerischen Versuch gemacht: „Der blinde Spielmann“, eine Erzählung, die in der Zeitschrift „Mnemosyne“ 1799 gedruckt ist. Mehr derartiges hat er im Pult behalten. 1813 verfaßte er: „Historische Denkschrift über das Verhältniß Dänemarks zu Hamburg“, die mit Poel’s „Hamburg’s Untergang“ zusammen gedruckt ward. Auch in Zeitschr. f. Hamb. Geschichte, Bd, IV. – „Erforderte Bemerkungen zu Herrn Lawätz Bericht und Gutachten betr. das Armenwesen.“ Schr. d. patriot. Gesellsch. 1818, 1. Nach der durch U. J. Lornsen veranlaßten Bewegung schrieb R. vermittelnd: „Ein Wort zu den Landsleuten in S.-H.“ In Ratjen’s Biogr. E. v. Berger’s 1835 findet sich von ihm: „Andeutungen und Erinnerungen zu v. Berger’s Leben“. 1836 erschien von ihm die vortreffliche Biographie: „Schönborn und seine Zeitgenossen“. Sehr lesenswerth und interessant sind seine Lebenserinnerungen, herausgegeben v. G. Poel, 1.–3. Theil, Gotha 1880–1888.

Lübker-Schröder u. Alberti, Schriftstellerlex. s. v. – N. Nekrolog d. Dtschen. XXV, 784. – Steffens, Was ich erlebte. III, 329. – Nielsen, Leichenrede über R. Beilage C zu den Lebenserinnerungen II. – Briefe von R. in den Lebensbeschr. v. Perthes u. Gries.