ADB:Rohde, Johann Philipp von

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Artikel „Rohde, Johann Philipp von“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 50–51, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rohde,_Johann_Philipp_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:13 Uhr UTC)
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Rohde: Johann Philipp v. R., Astronom, geboren am 31. Januar 1759, † am 5. September 1834 in Berlin. Er studirte (wie die Zueignung einer seiner Schriften an „seinen Lehrer“ Lichtenberg beweist) in Göttingen, trat aber schon frühzeitig in die preußische Armee ein und stieg in dieser langsam bis zu den höchsten Graden empor. In den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts war er Hauptmann in Potsdam, während der Zeit der tiefsten Erniedrigung seines Vaterlandes stand er als Major in Königsberg. Eine Reihe von Jahren war er auch Lehrer an der Potsdamer Ingenieurakademie, zuletzt wurde er als Generalmajor charakterisirt. v. R. hat eine höchst fruchtbare litterarische Thätigkeit entwickelt, welche sich so ziemlich auf alle Zweige der reinen und angewandten Mathematik, vorzüglich aber auf die Astronomie, erstreckte.

Den damals als Supplement zu einem beliebten und verbreiteten Lehrbuche allseitig begrüßten „Erläuterungen zu Karstens mathematischer Analysis und [51] höherer Geometrie“ (Berlin 1789) folgte 1795 eine von der Berliner Akademie gekrönte Preisschrift, in welcher das Heraustreten der Wurfcurve aus der ursprünglichen Verticalebene erörtert wurde. Minder günstig wurden die „Mathem. Abhandlungen“ (Potsdam 1797) aufgenommen; die Unstatthaftigkeit, ein widerstehendes Medium im Weltenraume anzunehmen, sei zwar durch die eine derselben dargethan, so urtheilte ein sehr competenter Kritiker, allein die Behandlung des ballistischen Problemes sei eine viel zu formalistische. Eine gewisse Neigung, viel zu rechnen und der Macht der analytischen Formel allzu sehr zu vertrauen, tritt uns überhaupt bei v. R. nicht selten entgegen. Neben manchen kriegswissenschaftlichen Veröffentlichungen, unter denen hier nur „L’architecture militaire“ (Halle 1797) hervorgehoben sein möge, nennen wir weiter eine Schrift über Strahlenbrechung (Halle 1801) und eine Behandlung des Problems, für beliebige Schnitte eines dreiachsigen Ellipsoides den Krümmungshalbmesser zu finden (Potsdam 1804). Unter dem Titel „Astronomische Aufsätze“ (Potsdam 1806, Fortsetzung ebenda 1808) ließ v. R. einige zwar aphoristische, aber doch sehr interessante Untersuchungen in deutscher und französischer Sprache erscheinen; er wendet sich hier gegen Laplace’s und v. Zach’s Bestimmung der Länge des siderischen Jahres, zeigt, wie man die Planetenmassen aus Störungsrechnungen erhalten kann, gibt einen neuen Werth für die Sonnenparallaxe, kritisirt die Laplace’sche Methode der barometrischen Höhenmessung mit dem Barometer, prüft die Anwendung der Taylor’schen Reihenentwicklung im astronomischen Calcul u. s. w. Für die physikalische Geographie bemerkenswerth erscheint das Schriftchen „Jahreszeiten von höherer Ordnung“ (Königsberg 1809), weil darin bereits Ansichten über die mit der Excentricität der Erdbahnellipse wechselnde Bestrahlung beider Halbkugeln vorgetragen sind, welche lebhaft an die später berühmt gewordenen Hypothesen von Adhémar und Croll gemahnen. Weitere selbständige Schriften v. Rohde’s sind die folgenden: „Nötige Zusätze zu Lagrange’s Solutions de quelques problèmes d’astronomie sphérique“ (Potsdam 1819): „Ueber die Polarisation des Lichtes“ (ibid. 1819); „Ueber interessante noch fehlende Versuche mit dem Pendel“ (ibid. 1820). Dazu kommen Noten in Bode’s „Astron. Jahrbuch“ über das Kepler’sche Problem und über Verbesserung der Planetentafeln von Bouvard, sowie auch in v. Zach’s „Monatl. Korrespondenz zur Beförderung der Erd- und Himmelskunde“.

Wir haben uns bei dieser Besprechung der Arbeiten v. Rohde’s wesentlich an Poggendorff gehalten, dessen Werk ja unter allen Umständen einen vertrauenswürdigen Führer abgibt. Gleichwol ist dortselbst eine der zahlreichen kleinen Monographien des thätigen Schriftstellers vergessen, und zwar gerade eine unseres Erachtens sehr tüchtige; sie ist betitelt „Ueber Newtons drittes Grundgesetz der Bewegung, mit gehöriger Rücksicht auf Metaphysik der Natur“ (Potsdam 1799). Hier wird der so häufig falsch aufgefaßte Grundsatz von der Gleichheit der Wirkung und Gegenwirkung einer sehr eingehenden Erörterung unterzogen und durch passend gewählte Beispiele und Experimente erläutert. Unter letzteren scheint uns insbesondere dasjenige mit den auf Wasser schwimmenden Magneten allgemeiner Beachtung würdig zu sein.

Poggendorff, Biographisch-litterarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exakten Wissenschaften, 2. Band, Sp. 678, Leipzig 1863. – Hindenburgs Archiv der reinen und angewandten Mathematik, 2. Band, S. 354 ff.