ADB:Runge, Eberhard
V, 349 und XX, 664) in den 12 Conventen der custodia Lubecensis und der ganzen sächsischen Ordensprovinz bedeutend überhand genommen hatte, war die letztere 1517 in zwei Theile nach den Parteien zerlegt: Prov. Saxoniae Sanctae Crucis für die Observanten und Prov. Saxoniae S. Joannis Baptistae für die Conventualen in je sechs Custodien. 1518 zählten zu den letzteren noch die Convente Greifswald, Hamburg, Lübeck, Parchim, Stettin und wahrscheinlich Stralsund und das Clarissenkloster zu Ribnitz. Slaggert läßt als ersten Johannis-Provinzialminister am 24. Juli 1521 zu Neubrandenburg den Dr. theol. Gerardus Funk (bei v. Westphalen irrig: Sünck) gewählt sein. Fast alle diese Convente gingen rasch zu Grunde. Nur Ribnitz hielt sich in der kleinen Stadt trotz allerlei Anfechtungen bis 1583 katholisch unter den fürstlichen Aebtissinnen: „Froichen“ Dorothea von Mecklenburg († am 1. September 1537), einer Schwester des ersten protestantischen Herzogs, Heinrich des Friedemachers (s. A. D. B. XI, 542), und „Froichen“ Ursula († 1586), der Tochter desselben Herrn aus seiner ersten Ehe mit der Brandenburgerin Ursula († 1510). Bei seiner zweiten Verheirathung mit Helena von der Pfalz (1514) gab er die dreijährige [683] zu seiner Schwester Dorothea ins Kloster. 1522 ließ er sie durch Dieterich Huls, den Schweriner Weihbischof, zum Probejahr einkleiden und am 11. Juni 1525 wurde sie endgültig, unmittelbar nach dem lutherischen Aufstande in Stralsund, vom neuen Provinzialminister R. (seit 1524), als Nonne geweiht. Am 22. October 1525 war R. schon wieder in Ribnitz, um die Wittwe des Hamburger Rathsherrn Alke van Stenderen, deren Tochter schon im Kloster war, ebenfalls einzukleiden; und dasselbe that er wiederum mit Magdalena Oldenburg am 18. November 1527. Als Ursula am 15. Juli 1527[1] zur Vicaria geweiht wurde, nahm schon Andreas Schenemann diese Ceremonie vor, aber für so wichtig hielten sie die Franciscanerconventualen, daß außer diesem Minister auch die zwei früheren, Funk und R. dazu nach Ribnitz kamen. R. war mit Maulthieren 1525 im Lande, die viel Aufsehen erregten. 1520 war er als Baccalarius formatus in Rostock Docent der Theologie und zugleich lector principalis des Ordens gewesen.[2]
Runge: Dr. theol. Eberhard R. ist der vorletzte Provinzialminister des Franciscanerordens gewesen, der noch in Mecklenburg sein Amt verwaltete, anscheinend auch der vorletzte Minister provinciae Saxoniae Sti. Joannis Baptistae 1524–27; Ende 1528 tritt Prof. theol. Andreas Schenemann (Schönemann, Schünemann) noch einmal als solcher auf. Da die Partei der Observanten seit dem Baseler Concil und dem Rücktritt des Provinzialministers Matthias Döring (s. A. D. B.- Slaggert’s Chronik in Lisch, Jahrbb. 3 und v. Westphalen, Mon. inedita IV, der irrig Junghe für Runge hat. – Wigger, Jahrbb. 50, S. 285 f. (über Ursula). – Woker, Gesch. der Norddeutschen Franziskaner-Missionen der sächs. Ordensprovinz vom h. Kreuz. Freiburg i. B. 1880. – Mitth. V. f. Lübeckische Geschichte II, 2, S. 35 f. (über die Theilung der Pr. Saxonia). – Krey, Beiträge I, 360. – Krabbe, Gesch. der Univ. Rostock.
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 683. Z. 8 v. o. l.: 15. Juli 1528. [Bd. 30, S. 793]
- ↑ S. 683. Z. 14 v. o.: D. th. Eberhard Runge kommt noch 1532 in Hannover vor „als zum Prediger am Franciscanerkloster verordnet“, das demnach schon säcularisirt war. Dort beschimpfte er unter geheimer Billigung des Rathes einen von Braunschweig berufenen Prädikanten, ferner einen „Schulmeister“ Hoker und Bugenhagen 1533. Als sich die Bürgerschaft dagegen erhob, entwich er und scheint seitdem verschollen. Vgl. Wald. Bahrdt, Gesch. d. Reform. der Stadt Hannover. Hannover, Hahn 1891, S. 34–40. – Hamelmann, Hist. eccl. renati evangelii per Infer. Saxoniam et Westphaliam. P. II (1587). fol. 38. [Bd. 33, S. 798]