Zum Inhalt springen

ADB:Rödern, Melchior Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Rödern, Melchior Freiherr von“ von Felix Stieve in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 23–25, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:R%C3%B6dern,_Melchior_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 17:37 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Rodigast, Samuel
Band 29 (1889), S. 23–25 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Melchior von Redern in der Wikipedia
Melchior von Redern in Wikidata
GND-Nummer 120476371
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|29|23|25|Rödern, Melchior Freiherr von|Felix Stieve|ADB:Rödern, Melchior Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=120476371}}    

Rödern: Melchior Freiherr v. R. (Redern, Rädern). Geboren am 6. Januar 1555 zu Breslau, † am 20. September 1600 in Deutschbrod. Er stammte aus einem alten schlesischen Geschlechte, dessen Stammgut Ruppersdorf war. Erst 1612 wurde dasselbe mit der ihm gar nicht verwandten, in der Mark, Anhalt und Oesterreich verbreiteten Familie v. Redern vereinigt. Sein Vater Friedrich v. R. auf Tost, Peiskretscham und Ruppersdorf wurde von Kaiser Ferdinand I. am 19. Januar 1554 zum ersten Viztum in Ober- und Niederschlesien mit dem Wohnsitz zu Breslau ernannt und, als an Stelle des Viztumamtes eine königliche Kammer eingerichtet wurde, am 21. November 1558 dieser als Präsident vorgesetzt. Am 1. April desselben Jahres hatte er vom Kaiser für 40 000 Thaler die Herrschaft Friedland mit dem Städtchen Reichenberg in Böhmen und dem Städtchen Seidenberg in der Oberlausitz gekauft. Er starb am 3. März 1564. Durch den Magister Franz Faber oder Köckeritz ließ er die Freibriefe und Urkunden Breslaus chronologisch zusammenstellen und diese „Origines Vratislavienses“ haben sich auf dem Rathhause als „liber magnus“ erhalten. Von seiner Gemahlin Salome v. Schönaich, die am 17. December 1556 starb, hatte er drei Töchter und sieben Söhne. Der sechste von diesen, Melchior, studirte, nachdem er den ersten Unterricht zu Chrudim empfangen hatte, drei Jahre auf der Fürstenschule von St. Afra zu Meißen unter dem Rector Georg Fabricius; dann besuchte er die Universität Heidelberg, bereiste 1572 Frankreich und 1573 Italien und hielt sich 1574 einige Zeit studirend zu Padua auf. 1575 und 1576 diente er in Ungarn gegen die Türken. 1577 machte er im polnischen Heere die Belagerung von Danzig mit. 1578 und 1579 focht er in den Niederlanden, wohin er vielleicht in Diensten des Erzherzogs Matthias gekommen war. 1581 kämpfte er unter König Stephan Báthory gegen die Moskowiter. Dann trat er wieder in kaiserliche Dienste und war in solchen 1582 während des Reichstages in Augsburg. 1588 erscheint er [24] bereits als „kriegserfahrener Oberst“ im Heere des um die polnische Krone kämpfenden Erzherzogs Maximilian und er soll die Vermeidung des Fehlers angerathen haben, welcher die Niederlage bei Pitschen verursachte. Als dann Maximilian aus der Gefangenschaft entlassen wurde, stand R. an der Spitze der Reiterei, welche es dem Erzherzoge ermöglichte, sich dem Eide auf den mit den Polen geschlossenen Friedensvertrag zu entziehen. Wol schon bald nachher dürfte ihn der Erzherzog zu seinem Rathe und Hofmarschall ernannt haben, welche Titel er beide noch 1597 führte, während er 1599 nur mehr Maximilian’s Rath heißt. 1593 zeichnete er sich am 22. Juni in der Schlacht bei Sissek an der Spitze eines schlesischen Reiterregiments bei dem entscheidenden Angriffe auf das vierfach überlegene Heer der Türken aus und im Herbste erfocht er mit 1300 Reitern einen glänzenden Sieg über eine weit stärkere Abtheilung des türkischen Heeres. Ohne Zweifel war er dann in den folgenden Jahren ununterbrochen im Türkenkrieg thätig. Erwähnt wird, daß er 1595 die Generallieutenantsstelle bei dem Heere versah, welches die böhmischen Stände unter Peter Wok von Rosenberg nach Ungarn sandten, und daß er 1596 am 3. September die Eroberung von Hatván vollendete und im October an den Kämpfen bei Mezö-Keresztes hervorragenden Antheil nahm. 1598 vertheidigte er mit 2000 Mann Großwardein gegen ein gewaltiges Türkenheer; er bewies dabei ebensoviel Umsicht wie Entschlossenheit und schlug zwölf Stürme ab, so daß die Feinde am 3. November abzogen. Zum Lohne ernannte ihn der Kaiser zum Befehlshaber von Raab, der wichtigsten Festung im kaiserlichen Ungarn, erhob ihn in den Reichsfreiherrnstand, schlug ihn am 16. Mai 1599 mit seinem Lieutenant Rebisch zum Ritter und schenkte ihm am 3. August für seine „hochnutzlichen, ansehnlichen, redlichen und ritterlichen Dienste“ in Kriegssachen und namentlich in Großwardein 20000 Thaler. Um dieselbe Zeit wurde er zum Hofkriegsrathspräsidenten ernannt und dem Obergeneral, Erzherzog Matthias, als Geheimrath beigeordnet. Im J. 1600 wurde ihm, nachdem der Generalfeldmarschall Graf Adolf v. Schwarzenberg bei der Belagerung von Papa gefallen war, deren Fortsetzung übertragen und einen Tag nach seiner Ankunft, am 9. August, vereitelte er den Durchbruchsversuch der in Papa eingeschlossenen, abtrünnigen Franzosen und Wallonen, nahm die Festung und überließ die gefangenen Empörer der entsetzlichen Rache der kaiserlichen Soldaten. Am 11. ging er darauf nach Wien und wurde vermuthlich dort vom Obersten zum Generalfeldmarschall befördert. Obwol bereits krank, kehrte er nach Ungarn zurück, doch steigerte sich sein Leiden so sehr, daß er sich nach Hause begeben wollte. Unterwegs starb er. Er war ein sehr gebildeter Mann und sprach außer der deutschen die lateinische, böhmische, französische und italienische Sprache. Seine hervorragende Tüchtigkeit als Kriegsmann bekundet die Thatsache, daß er zum Hofkriegsrathspräsidenten und zum Nachfolger Schwarzenberg’s ernannt wurde, obgleich er noch verhältnismäßig jung und ein sehr eifriger Protestant war. Die Entschlossenheit und Festigkeit seines Charakters drückt sich auch in seinen Wahlsprüchen: „Wol her in Gottes Namen!“ und „Nec auro nec ferro!“ aus. Zugleich ließ er sich aber auch die Verwaltung seiner Güter eifrig angelegen sein. Durch den Tod seiner Brüder fiel 1591 die Herrschaft Friedland ihm allein zu, mit welcher ihn der Kaiser schon 1581 nebst seinen damals noch lebenden Brüdern belehnt hatte. So wurde er der Besitzer sehr ausgedehnter Güter und Lehnsherr von 32 adeligen Vasallen. Schon 1584 hatte er das Bergstädtchen Böhmisch-Neustadtl angelegt, wo auf Zinn gebaut wurde, und 1583 hatte er durch eine Synode der ihm untergebenen Pfarrer eine Kirchenordnung abfassen lassen, 1588 aber jenen einen eigenen Superintendenten vorgesetzt. Am 26. November 1582 hatte er sich mit Gräfin Katharina v. Schlick [25] vermählt. Sie errichtete ihm nach seinem Tode zu Friedland durch Gerhard Heinrich von Amsterdam ein prachtvolles Denkmal. Sein einziger, 1591 geborener Sohn Christof focht in der Schlacht auf dem Weißen Berge für den Winterkönig und verlor deshalb seine Güter, welche an Wallenstein übergingen. Er kämpfte in der Folge weiter gegen den Kaiser und kam 1640 unter schwedischem Schutze für kurze Zeit nach Friedland zurück, starb aber 1642 dürftig in Polen, wo auch seine Mutter gestorben war[1].

Johann Sinapius, Schlesischer Adel II, 187; I, 125. – Khevenhiller, Annales Ferdinandei III. – Joh. C. Rohn, Chronic von Friedland und Reichenberg 1763 (in den Angaben unzuverlässig). – F. Némethy, Schloß Friedland, 1818. – Hormayr, Taschenbuch für vaterl. Geschichte VI, 135 (danach Schweigerd, Oesterreichs Helden I, 566). – Ortelius, Chronol. Hungariae, Meßrelationen u. s. w. Die Leichenrede, welche sein Superintendent Martin Nußler 1601 bei Rhambon in Görlitz drucken ließ, war mir nicht zugänglich. Bildniß bei Custos, Altrium heroicum, p. II und bei Ortelius und Khevenhiller, Conterfet, Kupferstich II, 409.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 25. Z. 7 v. o.: Nach neuerer Forschung ist Katharina von Rödern nicht erst in Polen gestorben. Eine im Friedländer Schloßarchiv gefundene Urkunde vom 7. Mai 1618 bezeichnet sie bereits als todt. [Bd. 45, S. 670]