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ADB:Schütz, Christoph

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Artikel „Schütz, Christoph“ von Carl Bertheau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 115–116, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%BCtz,_Christoph&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 01:12 Uhr UTC)
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Schütz: Christoph S. wurde im J. 1693 zu Umstadt in der Rheinpfalz geboren. In seinem 11. oder 12. Jahre lernte er Arndt’s Wahres Christenthum kennen und seitdem suchte er die Einsamkeit zum Beten und zum Lesen von Arndt. Als dann im J. 1709 ein preußischer Feldprediger in Umstadt auf ein ernstes christliches Leben drang und deshalb vom Ortspfarrer als ein Pietist bekämpft ward, merkte S., daß er selbst ein Pietist sei; er zog sich nun [116] immer mehr zurück und freute sich, daß sein Beruf – er hatte beim Feld- und Weinbau zu thun und war Küfer – ihm Gelegenheit zur Einsamkeit gab. Im J. 1716 ward er dann völliger Separatist, indem er sich entschloß, niemals mehr zur Kirche und zum Abendmahl zu gehen. Eine Zeitlang schloß er sich an die sog. Inspirationsbrüder an, vom J. 1733 lebte er als gräflicher Kammerschreiber in Homburg vor der Höhe; er wohnte hier bei seiner Cousine (nicht Tante), der Jungfer Maria Katharina S. (geb. am 2. März 1687, Tochter von Johann Jacob S. in Frankfurt, † 1740), die auch Separatistin war. In Homburg hatte S. mit der wunderlichen Bücherlotterie zu thun, in welcher man auf ein Loos für 24 Kreuzer wenigstens ein großes neugedrucktes Gesangbuch gewann. Hierüber zerwarf er sich mit dem Leiter der Inspirationsgemeinden Johann Friedrich Rock (s. A. D. B. XXVIII, 735), was dann zu einer Trennung der Separatisten von den Inspirirten führte; die ersteren hielten sich zu S., dessen Schriften bei ihnen in hohem Ansehen standen. S. starb im J. 1750. – Seine zahlreichen Schriften können hier nicht aufgeführt werden; sie sind erbaulicher Art und wollen den Chiliasmus rechtfertigen. Unter dem Titel „Geistliches Harfenspiel der Kinder Zions“ gab er 1725 100 (in der 2. Aufl. von 1730 sind es 121) geistliche Lieder heraus; außerdem ist von ihm das große Sammelwerk der mystischen und separatistischen Lieder besorgt, das unter dem Titel „Würtz-, Kräuter- und Blumengarten oder Universalgesangbuch“ in drei Theilen, Homburg 1738–40, erschien.

Walch, Einleitung in die Religionsstreitigkeiten der evang.-luth. Kirche V, 1062 f. – Zeitschrift für historische Theologie, Jahrgang 1855, S. 367 bis 369, von Goebel. – Koch, Gesch. des Kirchenlieds u. s. f., 3. Aufl. IV, 174 f. – Ueber Jungfer Schütz vgl. Kerler, Gerhard Tersteegen, 2. Aufl., Mühlheim 1853, S. 61 und S. 132–136; ferner: Die christliche Welt 1890, Sp. 956.