ADB:Schütz, Hans von

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Artikel „Schütz, Hans v.“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 124–125, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%BCtz,_Hans_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 21:32 Uhr UTC)
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Schütz: Hans Heinrich Adam v. S., preußischer Oberstlieutenant, war der einzige Sohn des sächsisch-polnischen Obersten Hans Joachim v. S. und im J. 1715 in der Nähe von Cottbus geboren. Sein Vater übergab ihn der Fürstenschule zu Meißen; er kehrte dieser aber bald den Rücken, ließ sich in Prag von den Oesterreichern anwerben und kam mit denselben nach Ungarn und gegen Belgrad. Der Vater bewirkte seine Entlassung und seine Anstellung bei der Trabantengarde in Sachsen, wo er Fähnrich und dann Lieutenant wurde. Als der Vater am 1. Februar 1734 gestorben war, quittirte S. den Dienst und ging auf das ererbte Gut Bahnsdorf in der Niederlausitz. Da dieses ein brandenburgisches Lehen war, fürchtete er, als er einem preußischen Deserteur fortgeholfen hatte, daß König Friedrich Wilhelm I. Vergeltung an ihm üben werde, ging daher nach Rußland, nahm am Türkenkriege und namentlich an der Eroberung von Oczakow theil, stand bei der Kaiserin Anna in hoher Gunst und ward Hauptmann im Regiment Preobraschensk, gerieth aber in Mißhelligkeiten mit Münnich und kehrte, von Friedrich II. als Vasall für den eigenen Dienst beansprucht, nach Deutschland zurück. Winterfeldt stellte ihn dem Könige vor. Nach Haymann, „Kriegs- und Friedensarchiv“, soll er auch in Breslau Tabacksüberreiter (Steuerbeamter) gewesen sein. Im preußischen Dienste wurde er 1743 als Major bei dem neuerrichteten Regiment Hallasch-Husaren (Nr. 7) angestellt. Als solcher zog er im folgenden Jahre in den ersten schlesischen Krieg. Hier wird sein Name zuerst bei der Erwähnung von kühnen Streifereien genannt, welche er von der Grafschaft Glatz aus weit nach Böhmen hinein unternahm. Bei der Räumung des letzteren Landes wird es gewesen sein, wo er in geschickter Weise das Verfahren eines Rückzuges mit Intervallen anwendete, welchen der König später die „Schütz’sche Retraite“ nannte. Der österreichische General Kheul beschuldigte S. damals arger Gewaltthaten und Grausamkeiten, welche dieser in Mähren begangen haben sollte. Der König befahl dem General v. d. Marwitz, die Sache zu untersuchen, „indem mein Gout noch Intention niemals wäre, auf unmenschliche und barbarische Weise Krieg zu führen“; über das Ergebniß verlautet nichts. Wenn auch vieles, was über Schütz’s Gewaltthätigkeiten [125] und Grausamkeiten erzählt wird, auf Uebertreibung beruht, so muß doch angenommen werden, daß die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen nicht unbegründet gewesen sind. Während des Winters 1744/45 stand S. in der Grafschaft Glatz. Die Kriegsvorfälle gaben ihm mannichfache Gelegenheit zur Auszeichnung. Der König erkannte seine Leistungen durch die Verleihung des Ordens pour le mérite für sein Verhalten im Gefechte bei Habelschwerdt und durch die Ernennung zum Oberstlieutenant und zum Commandeur des Husarenregiments v. Natzmer (Nr. 4) an. Mit diesem nahm er unter Winterfeldt’s Befehlen an den Ereignissen theil, welche während des Frühjahrs 1745 an der schlesisch-böhmischen Grenze sich zutrugen. In seinem dem Könige über das am 22. Mai bei Landeshut gelieferte Gefecht erstatteten Berichte hebt Winterfeldt das Verhalten des Oberstlieutenants v. S. besonders hervor. Auch bei Hohenfriedberg focht dieser. Als dann der König den geschlagenen Oesterreichern nach Böhmen folgte, gehörte S. zu den leichten Truppen, welche dem preußischen Heere vorangingen. Bei dieser Gelegenheit führte er wieder erfolgreiche weitgehende Streifereien in das feindliche Gebiet aus. Am 18. Juli war er mit 500 Husaren in der Gegend von Königgrätz auf Erkundung entsandt. Der ihm gewordene Auftrag erheischte in dem durchschnittenen und bedeckten Gelände doppelte Vorsicht. Um sich den Rückzug zu sichern, postirte er an zwei Stellen Abtheilungen zu seiner Aufnahme. Als er aber auf überlegene Feinde gestoßen und zum Weichen gezwungen war, fand er diese Abtheilungen an den ihnen angewiesenen Orten nicht vor, weil sie von panischem Schrecken ergriffen davon gejagt waren. In dem nun folgenden Gefechte fand S., welchem kein Ausweg blieb, nach tapferer Gegenwehr, „weil er kein Quartier haben wollte“, den Tod. Sein Gegner war der „Oberstlieutenant und Freiparthist“ Dessöffi von der Heeresabtheilung des General Graf Nadasdy. 90 von Schütz’s Husaren fielen in Kriegsgefangenschaft. Der König glaubte anfangs, daß ihrem Führer das Gleiche zugestoßen sei und schickte einen Trompeter ab, um sich zu erkundigen. Als er die Wahrheit erfuhr, bedauerte er Schütz’s Tod sehr. Die Befehlshaber der von S. aufgestellten Rückhalte wurden cassirt. Noch im J. 1774 soll der König seiner rühmend gedacht haben, indem er, als ihm bei der Besichtigung eines Husarenregiments ein Officier als der einzige Sohn des bei Horzitz gefallenen Oberstlieutenants von S. genannt wurde, diesem gesagt haben soll: „Weiß er wohl, daß Sein Vater der rechte Schöpfer meiner Husaren gewesen ist?“

Genealogisch-historische Nachrichten von den allerneuesten Begebenheiten etc. LXXII-LXXXV, Leipzig 1745/46 (J. S. Heinsius). – Biographisches Lexikon aller Helden und Militärpersonen, welche sich in preußischen Diensten berühmt gemacht haben, 3. Folge, Berlin 1790/91. – K. W. v. Schöning, Die fünf ersten Jahre der Regierung Friedrichs des Großen, Berlin 1859 (S. 285, 359, 385).