ADB:Schedel, Hartmann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schedel, Hartmann“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 661–662, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schedel,_Hartmann&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 11:31 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schechs, Jakob Peter
Nächster>>>
Schedius, Elias
Band 30 (1890), S. 661–662 (Quelle).
Hartmann Schedel bei Wikisource
Hartmann Schedel in der Wikipedia
Hartmann Schedel in Wikidata
GND-Nummer 118754211
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|30|661|662|Schedel, Hartmann|Wilhelm Wattenbach|ADB:Schedel, Hartmann}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118754211}}    

Schedel: Hartmann S., † 1514, wurde nach Will’s Nürnberger Gelehrtenlexikon III, 499, wo über ihn und seine Familie Nachrichten gegeben sind, zu Nürnberg am 13. Februar 1440 geboren. Früh verwaist, bezog er 1456 die Leipziger Universität, wo er 1457 Baccalaureus, 1460 Magister wurde, und sich nun dem juristischen Studium zuwandte. Aber bald zogen ihn übermächtig die neuen humanistischen Studien an, welchen er sich mit wachsendem Eifer hingab, im Verein mit einer Gesellschaft geistesverwandter Jünglinge; von ihnen wurde Peter Luder, als er 1462 nach Leipzig kam, freudig begrüßt und S. besuchte nicht nur fleißig seine Vorlesungen, sondern folgte ihm auch 1463 nach Padua. Nach Italien zogen ihn die neuen Studien, doch war das Fach, welches er nun ergriff, die Medicin. Er besuchte auf dem Wege in Augsburg seinen Oheim Hermann S., welcher in gleicher Weise in Italien humanistische Studien mit medicinischen verbunden hatte, jetzt Arzt in Augsburg war, wo er eben damals die Pest mit Erfolg bekämpfte, 1475 Physicus in Nürnberg wurde, und hier am 4. December 1485 gestorben ist. Diesem Vorbild folgte auch sein Neffe, welcher 1466 Dr. med. wurde, aber daneben seine humanistischen Studien nicht vernachlässigte und mit Durchforschung des Landes, namentlich auch in Venedig, sich eifrig beschäftigte. Im Herbst 1466 kehrte er nach Nürnberg zurück, von wo er 1468 die Reliquien in Aachen und auch Brabant und Flandern besuchte. 1470 finden wir ihn als Physicus in Nördlingen, 1475 in Amberg, endlich 1484 in Nürnberg. Hier war er in lebhaftem Verkehr mit Gelehrten und Künstlern, und wird durch seine gelehrten Kenntnisse manche Einwirkung geübt haben: 1493 erschien sein Hauptwerk, die Weltchronik, zu deren Ausschmückung mit Holzschnitten er sich mit Wolgemut und Pleidenwurff verbunden hatte; zwei Nürnberger Patricier trugen die Kosten. Diese Chronik, welche von seinen gelehrten Freunden verbessert war und 1494 auch in deutscher Uebersetzung von Simon Alt erschien, schließt sich eng an ältere Arbeiten an und hat nur für die letzten Jahrzehnte eigenen Werth; hervorzuheben ist, daß er auch litterarische Verhältnisse berücksichtigt; ihre größte Bedeutung aber liegt in der Verbreitung geschichtlicher [662] Kenntnisse in einem weiten Leserkreis. Wesentlich compilatorischer Art sind auch seine später ans Licht gezogenen Arbeiten über bairische und thüringische Geschichte. Seine hervorstechendste Eigenschaft war ein ganz unermüdlicher Sammelfleiß. Von wahrhaft staunenswerthem Umfang ist sein schon unter Albrecht V. für die Münchener Bibliothek erworbener Nachlaß und manches nicht unwichtige Stück ist nur durch seine Abschrift erhalten. Von früher Jugend bis in sein hohes Alter hat er unablässig abgeschrieben und Auszüge gemacht. Von besonderem Werthe ist sein 1504 vollendetes Sammelwerk über Italien, dessen archäologische Bedeutung von O. Jahn hervorgehoben ist. Gestorben ist er in Nürnberg am 28. November 1514.

Wattenbach, H. S. als Humanist. Forsch. XI, 349–374. S. 370, 10 ist die Jahreszahl 1468 ausgefallen. – Wegele, Gesch. d. deutschen Historiographie, S. 50–60.