ADB:Schelling, Joseph Friedrich
Johann Christian Storr; dort lernte er auch seine Frau Gottliebin Marie Cleß (Tochter von Wilhelm Jeremias Cleß, Stadtpfarrer in Stuttgart und Regina Dorothea Rieger, s. G. K. R., A. D. B. XXVIII, 543) kennen, am 12. November 1771 wurde er mit ihr in Stuttgart getraut. Von 1771–77 war er Diakonus in Leonberg, 1777–91 Professor an der Klosterschule in Bebenhausen, 1791 wurde er Decan in Schorndorf, 1801 Prälat in Murrhardt, 1807 Prälat und Generalsuperintendent in Maulbronn. Seine theologische Richtung war die der damaligen positiven Kreise Schwabens, durch J. A. Bengel’s mächtigen Einfluß einem ernsten Studium der Bibel zugewendet: die apokalyptischen Anschauungen Bengel’s theilte der nüchterne, von Herzen fromme S. nicht, wohl aber ist die historisch-kritische Schule des Meisters in den Schriften des Schülers nicht zu verkennen. Ein trefflicher Kenner der Classiker, sehr vertraut mit der arabischen, syrischen und hebräischen Sprache, ausgestattet mit gutem Geschmack und feiner Beobachtungsgabe, ebenso gründlich als gelehrt, übte er durch seine Lehrthätigkeit im Seminar einen bedeutenden segensreichen Einfluß auf die ihm anvertraute Jugend aus. Sein ältester Sohn Friedrich Wilhelm J. S. (s. den Art.), von dessen Ruhmesglanz ein schöner Strahl auf den Vater zurückfällt, zeigt in allem die treffliche Schulung desselben, aber auch Georg Christian Storr, Joh. Friedr. Gaab (s. A. D. B. VIII, 285), H. E. G. Paulus (s. A. D. B. XXV, 287), und vor allem Chr. Fried. Schnurrer, sein bedeutendster Schüler (s. den Art.) in orientalibus verdanken ihm Anregung und Leitung. In Württemberg gehörte er zu den Ersten, welche die philologischen und hermeneutischen Grundsätze von Michaelis in sich aufnahmen und weiter verbreiteten. Ueber sein Ergehen während der vielen Kriegsereignisse um die Wende des Jahrhunderts, über seine Thätigkeit in Staat und Kirche bei [28] den großen Veränderungen, welche Württemberg in dieser Zeit erfuhr, ist mir nichts bekannt geworden. Der glücklichen Ehe mit der gleichgesinnten Frau entsprossen mehrere Kinder, deren ältester, wie schon erwähnt, der Philosoph war, dessen Correspondenz mit den Eltern die liebevollste Pietät und Hochachtung ausdrückt. Am 26. Juni 1803 traute der Vater in Murrhardt seinen Sohn mit „der würdigen Reisegefährtin“; am 7. Sept. 1809 starb dieselbe im schwiegerelterlichen Hause und wurde in Maulbronn begraben. Eine Tochter hieß Beate, ein zweiter Sohn Gottlieb starb als Officier in österreichischen Diensten vor dem Vater, ein dritter, August Ludwig, geboren in Bebenhausen am 17. März 1781, wurde Decan in Marbach und starb 1860 zu Stuttgart, ein vierter, Karl Eberhard, geboren am 10. Januar 1783, starb als hochgeschätzter Arzt und Obermedicinalrath am 9. Mai 1855 in Stuttgart. Am 5. October 1812 schloß S. sein reichgesegnetes Leben, eine Unterleibsentzündung hatte seinen Tod verursacht. Die beiden Tübinger Dissertationen „De simplicibus eorumque diversis speciebus“, 1758 und „An ex vaticiniis Veteris Testamenti probari possit quaedam generalis Judaeorum conversio“, 1761, kamen mir nicht zu Gesicht. Weiter veröffentlichte er: „Abhandlung von dem Gebrauch der arabischen Sprache“. Stuttgart 1771. „Descriptio codicis manuscripti hebraeobiblici in bibliotheca consistorii Wirtenbergici“ (jetzt Cod. Bibl. Fol. N. 1 der öffentlichen Bibliothek zu Stuttgart) Stuttgart 1775, eine genaue und sorgfältige Studie; „Animadversiones in loca difficiliora Jesaiae“, Lips. 1799. Er war Mitarbeiter an den württemb. Summarien und in Eichhorn, Repertorium für biblische und morgenländische Litteratur, Thl. 10 1782 und Thl. 17 1785 ist je ein Aufsatz von ihm.
Schelling: Josef Friedrich S., evangelischer Geistlicher und tüchtiger Orientalist, geb. am 13. August 1737 in Unterweissach (O.-A. Backnang, Württemberg), wo sein Vater Josef S. Pfarrer war, † am 5. October 1812 in Maulbronn. Früh verwaist (der Vater starb 1738 in Wildbad) wurde der begabte Knabe der Familienüberlieferung gemäß zum Studium der Theologie bestimmt: er erhielt seine Bildung in den Klosterschulen zu Herbrechtingen, Denkendorf und Maulbronn 1752–56; im letzteren Jahr kam er in das theologische Stipendium (Seminar) Tübingen, wo er 1758 magistrirte. Die Freude an morgenländischen Sprachen gab sich frühzeitig kund, das Studium derselben war Zeitlebens die Lieblingsbeschäftigung des stillen frommen Mannes, dessen Lebensgang sich in den ruhigen Geleisen altwürttembergischer Lehr- und Pfarrthätigkeit abspielte. Ob er nach vollendeter Studienzeit eine wissenschaftliche Reise durch Deutschland antrat, konnte ich nicht in Erfahrung bringen, die Nachrichten über sein Leben und seine Lehrthätigkeit fließen überhaupt sehr spärlich. 1766 ward er Repetent in Tübingen, später Stadtvicar in Stuttgart und zugleich Hofmeister in der Familie des Hofpredigers- Aus Schelling’s Leben. In Briefen. Bd. I und II. – Gradmann, Das gelehrte Schwaben, 1802.