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ADB:Schenk von Limburg

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Artikel „Schenk von Limburg“ von Konrad Burdach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 61–62, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schenk_von_Limburg&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 23:03 Uhr UTC)
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Schenk: Sch. von Limburg, Minnesänger. Er gehört dem angesehenen Geschlecht, welches unter den letzten Staufern das Reichsschenkenamt bekleidete, bei Hall am Kocher angesessen war und bis zum Jahre 1274 einen Burgsitz auf dem Hohenstaufen als Lehen besaß. Die Persönlichkeit des Dichters ist, da uns der Vorname fehlt, nur durch Combination zu bestimmen. In Betracht kommen drei Männer: Walther I. von Limburg und seine beiden Söhne, Walther II. und Konrad. Walther I. von Limburg tritt zuerst 1230 in Urkunden auf, erscheint mehrfach am Hoflager Kaiser Friedrich’s II. und seines Sohnes Heinrich’s VII., nimmt 1234/35 an der Empörung des jungen Königs theil und wird dafür durch Güterabtretung an den Anhänger des Kaisers, den als Epiker bekannten Gottfried von Hohenlohe gestraft, dessen Schlösser er zusammen mit Heinrich v. Neifen im Auftrag Heinrich’s zerstört hatte, bleibt dann dem Kaiser treu, leistet ihm Heeresfolge nach Italien (1241), ist seinem zweiten Sohne König Konrad IV. als Rathsmitglied wie auch sonst ein zuverlässiger Diener und stirbt zwischen 1251 und 1253. Sein älterer Sohn Walther II. von Limburg erwirkte in einem Streit mit den Bürgern Hall’s von König Wilhelm von Holland eine Bestätigung der ihm von Konrad IV. verliehenen Rechte und Einkünfte, befand sich am 24. October 1266 in Augsburg bei König Konradin und starb um 1283. Der jüngere Sohn Konrad von Limburg, 1256 und 1263 in schwäbischen Urkunden nachweisbar, begleitet 1267 Konradin auf seinem verhängnißvollen Zug nach Italien, wo er am 27. December zu Verona und am 14. Juni 1268 zu Pisa erscheint. Da das dritte Lied des Minnesängers in der Trennung von der Geliebten jenseits des Gebirges gedichtet ist, wird man wohl den älteren Walther und seinen zweiten Sohn Konrad in Erwägung ziehen als die beiden, deren Italienfahrt belegt ist. An den Vater zu denken, der zu dem nächsten Freundeskreis König Heinrich’s VII. gehörte, widerräth nun aber der Charakter der erhaltenen Dichtungen. Es fehlt ihnen ganz und gar der realistische, volksthümliche, parodirende oder frivole Zug, der den Productionen jener dem leichtsinnigen König nahestehenden Dichter und ihrer Schule: Burkart v. Hohenfels (s. A. D. B. XII, 673), Gottfried v. Neifen (s. A. D. B. XXIII, 401 ff.), Taler (s. unten), v. Stamheim (s. unten), Ulrich v. Winterstetten (s. unten), Graf Konrad v. Kirchberg (s. A. D. B. XV, 789) mehr oder weniger eignet. Vielmehr hält die Poesie unseres Dichters sich völlig im Stil des vornehmen höfischen Minnelieds, dem ja auch König Konradin in seinen Liedern treu bleibt. Nicht minder bedeutsam dürfte der Geschmack König Konrad’s IV. für seine poetische Art gewesen sein, zu dem er gleichfalls in nahen Beziehungen gestanden hat: bekanntlich war Konrad ein Gönner Rudolf’s v. Ems, des talentvollen Epigonen der classischen Epik, also wohl auch ein Freund des alten, reinen Stils. Ueberdies verbieten Einzelheiten des Wortschatzes (die Anrede süeziu rîchiu reiniu vruht, das Epitheton vil gehiure, saelden schrîn) eine [62] Datirung vor der Mitte des Jahrhunderts. – Die sechs überlieferten Lieder zeigen ein frisches, natürliches Talent und machen neben all den gespreizten verkünstelten Reimereien der Zeit einen erfreulichen Eindruck. Der Dichter ist bei den Meistern des 12. Jahrhunderts in die Schule gegangen: es ist als ob er Friedrich v. Hausen und Reinmar den Grundton abgehört hätte. Aber er hat auch die durch Walther umgestaltete Art des höfischen Sangs auf sich wirken lassen, er ist in Einzelheiten wohl auch von Gottfried v. Neifen beeinflußt. Die Jahreszeiten spielen nur leise hinein in seine Lieder: meist begnügt er sich mit kurzem Hinweis auf ihre Wandlungen, einen ausgeführten Natureingang, der als selbständige Einleitung das Gedicht eröffnete, hat er überhaupt nicht. Wo er wie im fünften Liede breite Naturschilderung gibt, stellt er sie in den Mittelpunkt. Und gerade dies fünfte Lied muß ein Meisterstück genannt werden: es hat etwas von dem jugendlichen Feuer Heinrich’s v. Morungen, zugleich von den ergreifenden Lauten des Volkslieds. Kein einzelner Zug, der gerade originell wäre, der Inhalt nichts weiter als der alte Gedanke: die Geliebte herrlicher denn alle Frühlingspracht, aber das Ganze von fortreißendem Schwung, erfüllt von warmem, klopfendem Leben, im glücklichsten Rhythmus. Alle rhetorischen Mittel: Anaphern, Wiederholung gleicher Wortstämme, Apostrophe vergißt man, hört nur den hellen fröhlichen Jubelton eines unschuldigen Herzens, das voll ist von Liebe, und glaubt den wehendem Athem des Frühlings, den Flügelschlag der Maienluft zu spüren. Hiergegen steht alles Uebrige, was er gedichtet hat, zurück, so gefällig es ist. Der Dichter meint im Traum die nackten Arme der Geliebten zu sehen; geweckt fühlt er sein Unglück doppelt: ein Motiv, das bekanntlich Walther und andere Minnesänger haben, und das im Volkslied wiederkehrt. Er liebt es, durch Ueberraschungen die Darstellung bewegt zu machen: bald redet er die Hörer an, sie möchten ihm die Gunst der Geliebten wünschen; bald führt er ein Gespräch mit ihnen, erklärt, den Namen der Geliebten nennen zu wollen, nimmt den Neugierigen ein ‚Wann?‘ aus dem Munde, verspricht sofortige Enthüllung des Geheimnisses, um das unmittelbar darnach zu widerrufen; oder er fingirt die Frage eines Hörers, warum er seine Geliebte Du nenne und erwidert: dast von rehter liebe. – Alle Lieder bis auf eins bestehen aus drei Strophen, eine im südwestlichen Minnesang besonders häufige Weise der Composition; es begegnet Refrain, gleichfalls im schwäbischen und alemannischen Minnesang besonders beliebt, und innerer Reim.

v. d. Hagen, Minnesinger I, 131 ff.; III, 599; IV, 126 ff. – Bartsch, Deutsche Liederdichter, Nr. 44 (mit falschem, auf einem Druckfehler in Stälin’s Stammtafel beruhendem Todesdatum für Walther I.). – Chr. Fr. Stälin, Wirtemberg. Geschichte II, 600 ff. – Ficker, Die Reichshofbeamten der staufischen Periode, Sitzungsb. der Wiener Akad. d. W. Phil.-hist. Cl. Bd. 40, S. 492. Bauer, Zeitschrift des histor. Vereins für das wirtemberg. Franken 1865, VII, 57 ff.