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ADB:Schultz, Friedrich Wilhelm

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Artikel „Schultz, Friedrich Wilhelm“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 706–707, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schultz,_Friedrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:17 Uhr UTC)
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Schultz: Friedrich Wilhelm S., Pharmaceut und botanischer Schriftsteller, geboren zu Zweibrücken am 3. Januar 1804, † zu Weißenburg im Elsaß am 30. December 1876. Als ältester Sohn eines Apothekers zum väterlichen Berufe gegen seine Neigung bestimmt, trat S. nach dem Besuche des Gymnasiums seiner Vaterstadt als Lehrling in die Officin des Apothekers Glaser in Kusel ein, schon damals unter Unterstützung seines Principals mit Zeichenstudien und botanischen Forschungen beschäftigt, welche letzteren die Grundlage legten für sein später veröffentlichtes Werk: „Beitrag zur Kenntniß der deutschen Orobanchen“, 1829. Nach absolvirter Lehrzeit conditionirte S. noch zwei Jahre lang bei seinem Vater und ein Jahr wieder in Kusel und bezog 1827, um seine Ausbildung zu vollenden, die Universität München. Die bereits in Zweibrücken angeknüpften Beziehungen zu den Naturforschern Wilh. Phil. Schimper und dessen Vetter Karl, sowie zu A. Braun, Engelmann und Bischoff setzte er in München fort, zum Vortheil der wissenschaftlichen Vertiefung seiner Ausbildung, hatte auch das Glück, in dem berühmten deutschen Floristen J. W. D. Koch einen trefflichen Lehrer und wohlwollenden Gönner zu finden. Der Tod des Vaters unterbrach die Studienzeit und führte S. auf ein Jahr nach seiner Heimath zurück, während welcher Zeit er das väterliche Geschäft anderen Händen übergab und gleichzeitig 1829 in Tübingen promovirte. Nach München zurückgekehrt, setzte er seine Studien fort, bereiste als Florist die bairischen, Salzburger und Kärntner Alpen und unternahm, nachdem er 1831 seine pharmaceutische Staatsprüfung bestanden, eine größere Fußreise nach Böhmen, bei welcher Gelegenheit er mit den Prager Botanikern Preßl, Opitz und dem Grafen Kaspar v. Sternberg Bekanntschaft schloß. 1832 kaufte S. eine kleine Apotheke in Bitsch und wurde dadurch in Frankreich seßhaft. Von nun an begann für S. eine Zeit rastloser litterarischer Thätigkeit, die jedoch den finanziellen Rückgang seines Geschäftes zur Folge hatte, da er es nicht vermochte, die Rücksicht auf das letztere seinen wissenschaftlichen Studien überzuordnen. So verkaufte er kurz entschlossen anfangs der vierziger Jahre seine Apotheke, um sich ganz seiner Lieblingswissenschaft zu widmen und nahm als einzige Nebenbeschäftigung, zur Verbesserung seines Einkommens eine Stelle als Zeichenlehrer am Collége zu Bitsch an. Im Interesse seiner Kinder siedelte er 1853 nach Weißenburg im Elsaß über. Aber harte Schicksalsschläge begleiteten diesen Umzug. Ein Wolkenbruch zerstörte während des Transports seine umfangreichen und werthvollen Sammlungen vollständig und bald hernach traf ihn schwerer häuslicher Kummer durch den Tod aller seiner Kinder. Die sorgfältigste Pflege seitens seiner Gattin, sowie die leidenschaftliche Liebe zur Wissenschaft richteten den Tiefgebeugten wieder auf, so daß er, analog seiner schon 1836 begonnenen „Flora Galliae et Germaniae exsiccata“ ein neues wissenschaftliches Unternehmen in Angriff nahm, die [707] Herausgabe des „Herbarium normale“, das den Zweck verfolgte, seltene Pflanzen der ganzen Erde, vollständig und sorgfältig präparirt, mit genauen Bestimmungen wissenschaftlichen Forschern und Liebhabern der Pflanzenwelt gegen Entgelt zur Verfügung zu stellen. Es war die Sammlung bei seinem Tode auf 15 Centurien mit 3300 Nummern gestiegen. Im J. 1875 begann seine Gesundheit nach den Stürmen, die ihm das Leben gebracht, zu wanken und nach einjähriger Schmerzenszeit schloß er die Augen im Alter von 73 Jahren.

Schultz’ Verdienste um die Botanik beruhen in seinen floristischen Arbeiten, denen die Anerkennung nicht versagt blieb. 15 Akademien und wissenschaftliche Körperschaften ehrten ihn durch Verleihung des Diploms als Ehren- und correspondirendes Mitglied. Sein bedeutendstes selbständig erschienenes Werk ist die „Flora der Pfalz“, eine von der pfälzischen Gesellschaft für Pharmacie und Technik gekrönte Preisschrift, welche 1846 herauskam und ein Verzeichniß aller bis dahin in der Rheinpfalz und den angrenzenden Gegenden beobachteten Gefäßpflanzen enthält mit Angabe der geognostischen Bodenbeschaffenheit. Noch in demselben Jahre und dann 1859 und 1861 schlossen sich Nachträge, Zusätze und Berichtigungen daran. 1863 erfolgte dann die Veröffentlichung der „Grundzüge der Phytostatik der Pfalz“. Sehr groß ist die Zahl seiner zumeist in der Zeitschrift Flora und den Jahresberichten der Pollichia veröffentlichten Aufsätze landwirthschaftlichen und floristischen Inhalts. Ferner lieferte er Beiträge zu Hollandré’s Flore de la Moselle und zu Mutel’s Flore française. Im Jahrgang 1877 der Zeitschrift Flora ist ein Verzeichniß seiner Hauptschriften angegeben. Die Begleitblätter zu den 16 Centurien seiner oben erwähnten „Flora Galliae et Germaniae exsiccata“ und des „Herbarium normale“ bilden unter dem Titel: „Archives de la Flore de France et d’Allemagne“ und „Archives de Flore“ ein französisch geschriebenes vollständiges botanisches Journal, werthvoll durch die genauen Beobachtungen über die kritischen Arten der europäischen Flora. Auch sind in den Sammlungen selbst die Bestimmungen der Pflanzen mit der scrupulösesten Sorgfalt überwacht, da der Herausgeber keine Arbeit scheute, um den Abnehmern seiner Exsiccaten richtig bestimmte und genau controlirte Pflanzen zu liefern. Strenge Wahrheitsliebe und peinliches Gerechtigkeitsgefühl war der Leitstern in Schultz’ Leben.

Flora 1877. – Bulletin de la société botanique de France, Tome XXIV, 1877. Pritzel, Thes. lit. bot.