ADB:Schwoy, Franz Josef

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schmoy, Franz Josef“ von August Komers in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 475–476, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwoy,_Franz_Josef&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 04:20 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schwörer, Friedrich
Band 33 (1891), S. 475–476 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franz Josef Schwoy in der Wikipedia
Franz Josef Schwoy in Wikidata
GND-Nummer 129870900
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|33|475|476|Schmoy, Franz Josef|August Komers|ADB:Schwoy, Franz Josef}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=129870900}}    

Schwoy: Franz Josef S., der erste Topograph Mährens, wurde am 11. December 1742 zu Groß-Herrlitz in Schlesien geboren. Er besuchte das Untergymnasium in der Jesuitenresidenz Turas (1751–55), studirte die Poesie und Rhetorik zu Brünn (1756–1757). Da sein Vater ein unbemittelter Oekonomiebeamter war, konnte S. die Studien nicht fortsetzen und widmete sich deshalb der Landwirthschaft. Theils als Rechnungsbeamter, theils als Gutsdirector und Amtmann war er in den Jahren 1763–1803 auf den Gütern Urspitz, Kremsier, Mürau, Zwittau, Jaispitz, Nikolsburg thätig, kam im J. 1803 in die fürstl. Dietrichstein’sche Centralkanzlei nach Wien, woher er nach dreijährigem Aufenthalte abermals nach Nikolsburg mit dem Titel eines fürstlichen Schloßhauptmanns und Archivars zurückversetzt wurde. Kaum hatte er diese ruhigere Lebensstellung, in der es ihm vergönnt gewesen wäre, seinem Lieblingsstudium sich ganz zu widmen, erreicht, als ihn der Tod am 10. October 1806 dahinraffte. S. beschäftigte sich nämlich in seinen berufsfreien Stunden auf das eifrigste mit dem Studium der mährischen Geschichte und sammelte mit wahrem Feuereifer in den ihm zugänglichen Bibliotheken, Klöstern und Archiven (leider waren ihm die reichhaltigen Archive in Kremsier und Nikolsburg verschlossen geblieben) den Stoff zu einer Geschichte und Topographie von Mähren.

Diese seine überaus reiche aber in vieler Hinsicht noch lückenhafte topographische Zusammenstellung entlockte ihm der ehemalige Prälat von Saar, Otto Steinbach von Kranichstein, ein eifriger Freund mährischer Geschichte, unter der Zusage, das Manuscript durchzusehen und die Lücken auszufüllen. Arglos übergab ihm S. das Resultat seines fast 40jährigen Fleißes und war nicht wenig erstaunt, als Steinbach bald darauf, ohne den Verfasser um seine Zustimmung gefragt, ohne die versprochenen Verbesserungen vorgenommen zu haben, das Manuscript unter dem Titel: „Topographische Schilderung des Markgrafenthums Mähren, von S. …,“ Prag 1786, 2 Bde., veröffentlichte. Da Steinbach außer dieser ungewöhnlichen Indiscretion auch die wichtige Partie über die Landesgeschichte Mährens aus der Einleitung gestrichen hatte, so ließ S. dieselbe [476] abgesondert als „Kurzgefaßte Geschichte des Landes Mähren, vom Verfasser der topographischen Beschreibung Mährens,“ Brünn 1788, drucken. – Längere Zeit hindurch arbeitete nun S. an der weiteren Vervollkommnung seines topographischen Lieblingswerkes und gab es als „Topographie vom Markgrafenthum Mähren, von Franz Joseph S.,“ Wien 1793–94 in 3 Bänden auf eigene Kosten heraus. In derselben werden nach einer allgemeinen historisch-statistischen Beschreibung des Landes die Ortschaften nach den 6 Kreisen in alphabetischer Ordnung eingehend beschrieben. Wenn es auch wahr ist, daß das Werk in vielfacher Hinsicht, besonders was die Sagen über die Markomannen- und Quadenzeit betrifft, dem Maßstab der modernen Geschichtskritik nicht standhält, so darf man dennoch nicht läugnen, daß dasselbe, durch den Sammelfleiß einer Person, ohne jede Unterstützung seitens der maßgebenden Behörden entstanden, unzählige Daten für Geschichte, Genealogie und Statistik Mährens in sich faßt und selbst nach dem Erscheinen des neuen topographischen Werkes von Wolny, dem es bahnbrechend vorausgegangen ist, noch nicht ganz seine Brauchbarkeit eingebüßt hat. Keine Provinz der österreichischen Monarchie hatte, nach dem Urtheile des Oberstkanzlers Grafen Mittrowsky, des besten Kenners der mährischen Alterthümer, eine so umständliche, mit so vielen interessanten Daten versehene Topographie aufzuweisen (Patr. Tageblatt 1803, S. 1184).

Außer diesem Hauptwerke veröffentlichte S. viele wissenschaftliche Artikel im Mähr. Magazin, Europ. Journal, Andrée’s patriot. Tageblättern u. a. und hinterließ als druckfähiges Manuscript einen Supplementband zu seiner Topographie. Aus dem übrigen gesammelten Materiale, das in 34 Fascikeln in dem Franzensmuseum zu Brünn als ein Geschenk des Altgrafen Hugo Salm niedergelegt ist, heben wir nur hervor eine größtentheils ausgearbeitete Genealogie aller in Mähren landsässig gewesenen oder noch landsässigen adeligen Geschlechter, von der ältesten Zeit bis jetzt, bei 200 Bogen, mit einer Sammlung von 633 zum Stiche gezeichneten Wappen, 44 ausgearbeiteten Stammtafeln und einer Anzahl von Ahnenbildern, 4 Bde. fol.

Ueber sein Leben und seine Schriften finden sich Notizen in: Annalen der Litteratur im österr. Staate, 1804, 1. Bd., Intelligenzblatt S. 49–50, 1807. 1. Bd, Intelligenzblatt S. 162–165. – Hawlik’s Taschenbuch für Mähren, 1808, S. 196–206. – Böhm. Museums-Zeitschrift 1. Bd. (1828) S. 152. – Oesterr. Encyklop. 4. Bd. S. 627. – Moravia 1815, S. 25, 1838 S. 47. – Patr. Tagebl. 1803. – D’Elvert, histor. Litteraturgesch. von Mähren und Oesterreich.-Schlesien, Brünn 1850, S. 257 ff. und dessen Nachträge S. 299.